Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
ein Marmeladenbrot, auch wenn ich auf etwas Besseres gehofft hatte.
Halbwegs zufrieden blättere ich kurz darauf in der Frankfurter Allgemeinen von gestern. Öffne den Teil, der das Fernsehprogramm enthält. Vielleicht gibt es heute Abend einen guten Film, den ich mir anschauen kann. Fehlanzeige!
Da mich die Politik nicht sonderlich interessiert, springe ich zum Lokalteil. Überfliege gelangweilt einen Bericht über eine neue Kunstaustellung. Irgendein moderner Künstler, der ganz tolle Sachen mit Stahlrohren anstellt. Ein paar Seiten später kommen die Artikel über die sportlichen Ereignisse im Rhein-Main-Gebiet. Wie langweilig. Und dann … Halt!
Fahrer eines Mietwagens begeht Fahrerflucht , prangt mir in großen Lettern entgegen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen beginne ich zu lesen. Mir wird noch seltsamer zumute, als klar wird, dass der Artikel von mir handelt. Von der Nacht, in der ich den Mietwagen um eine Ampel gewickelt habe, um Narbengesicht zu entkommen. Anscheinend hat er ebenfalls schnellstmöglich den Ort des Geschehens verlassen, denn von ihm ist keine Rede. Die Mietwagengesellschaft hat mittlerweile Klage gegen den Fahrer des Wagens eingereicht, die Polizei ermittelt wegen Fahrerflucht.
„Dein Mann ist vielleicht ein Langweiler.“ Vor Schreck bleibt mir fast das Herz stehen, als ich Christians Stimme hinter mir höre.
„Bist du des Wahnsinns? Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen“, fahre ich ihn an.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln setzt er sich und schnappt sich die Müslipackung.
„Warum ist Ron ein Langweiler?“
„Weil er im Büro ist. Ich sitze jetzt seit mindestens zwei Stunden am Computer und habe auf ein neues Signal von seinem GPS-Sender gewartet. Und was passiert? Nichts! Außer, dass er nach Frankfurt gefahren ist, und zwar ins Büro. Macht er eigentlich auch mal was anderes, als arbeiten?“
„Nein. Der Beruf ist sein Leben.“ Mutig geworden, schütte ich mir etwas von dem Müsli in ein Schälchen und tue Milch dazu. „Das schmeckt ja scheußlich!“, stelle ich nach einem Löffel fest.
„Iss! Das ist gesund, besser als dieses süße Zeug, das du normalerweise in dich hineinstopfst.“
„Das süße Zeug brauche ich, um eine positive Einstellung für den neuen Tag zu entwickeln, und das Körnerfutter, das du so liebst, ist dafür vollkommen ungeeignet.“ Mit diesen Worten kippe ich den Inhalt meiner Schale in sein Müsli.
„Muss das sein?“ Sein genervter Blick tut mir gut. Statt einer Antwort packe ich eine Kinderschnitte aus, die ich ganz hinten im Kühlschrank gefunden habe. Besser ich esse sie, bevor sie dort verfault.
„Was soll ich jetzt tun? Nicht nur, dass Ron hinter mir her ist, jetzt habe ich auch noch die Polizei am Hals.“ Mit diesen Worten schiebe ich die Zeitung zu ihm hinüber.
„Machst du immer so ein Chaos aus deinem Leben?“
Ich weiß nicht, wie er es in der kurzen Zeit geschafft hat, einen Beitrag zu lesen, der der FAZ immerhin eine Viertelseite wert war.
„Nein!“, fauche ich ihn an. „Die Frage ist, was ich jetzt tun soll.“
„Gar nichts.“
„Gar nichts? Die Polizei sucht mich wegen Fahrerflucht, die Mietwagenfirma erstattet Anzeige gegen mich, und ich soll nichts tun?“
„Nein. Im Moment weiß ohnehin niemand, wo du bist. Und den Wagen hast du unter Rons Namen gemietet oder nicht?“
„Stimmt. Ich ließ ihn auf Rons Platincard registrieren, aber ich wurde im System erfasst, als ich das Auto abholte. Ich habe behauptet, ich würde ihn zu Ron bringen, weil der keine Zeit habe.“
„Eben. Lass Ron zur Abwechslung die Erklärungen übernehmen. Schadet ihm gar nichts, wenn er sich damit herumschlagen muss.“
Ein Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Das ist mit Abstand die beste Idee, die Christian bisher gehabt hat.
„Ich werde heute das Haus in der Drei Linden Straße beschatten“, verkündet Christian, während er die nächste Portion Müsli in sich hineinschaufelt. Wenn er so weitermacht, wird er hundert Jahre alt werden.
„Ach?“ Eigentlich ist es eine gute Idee, aber irgendwie regt sich in mir der Widerspruchsgeist.
„Ja. Vielleicht finden wir so heraus, in was für dunkle Machenschaften Ron verwickelt ist.“
„Jede Wette, das Haus in der Drei Linden Straße gehört seiner neuen Freundin. Ich bezweifle, dass Ron dort illegalen Aktivitäten nachgeht“, gebe ich zu bedenken.
„Möglich, aber ich hätte gerne
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