Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Gewissheit.“
„Ich komme mit.“
„Oh nein.“ Christian sieht von seinem Frühstück auf und schüttelt den Kopf, als wolle er seine Aussage unterstreichen.
„Oh ja!“ Dickköpfig starre ich ihn an.
„Wir waren uns einig, dass es gefährlich ist, wenn du dich in Rons Nähe herumtreibst. Du kannst das Risiko nicht eingehen, entdeckt zu werden.“
„Dann verkleide ich mich eben.“ Er soll bloß nicht glauben, dass ich den ganzen Tag in seiner Wohnung sitzen und mich langweilen werde.
„Frauen!“ Mit einem Seufzer gibt er auf. „Ich bin gespannt, was du unter verkleiden verstehst.“
Ich fühle mich wie neu geboren! Zufrieden betrachte ich mein Spiegelbild. Ich bin im Easy Cut , einem Friseursalon in Bad Soden, und habe mir in einer stundenlangen Sitzung eine Haarverlängerung gegönnt. Jetzt sehe ich aus wie Deutschlands blonde Antwort auf Beyonce.
Außerdem habe ich einen ausgedehnten Einkaufsbummel hinter mir, was dazu geführt hat, dass ich ein leichtes Sommerkleid mit einem tiefen Ausschnitt trage, unter dem ein Spitzen-BH hervorlugt.
Natürlich habe ich diesen Aufwand nur getrieben, damit mich niemand erkennt. Mit den neuen Haaren, einer großen, dunklen Sonnenbrille und dem Minikleid wird mich noch nicht einmal Ron für seine Fast-Ehefrau halten.
„Wow. Fast hätte ich dich nicht erkannt.“ Christian mustert mich anerkennend, als ich neben ihm in den Mietwagen steige. Es ist Mittag, und er beschattet schon seit mehreren Stunden das Haus in der Drei Linden Straße.
„Das ist meine Tarnkleidung“, erkläre ich und tue so, als würde ich angestrengt auf das Haus starren, während jede Faser meines Körpers seine Nähe spürt.
„Nicht schlecht.“ Anstatt das Haus zu beobachten, lässt Christian seinen Blick wandern, um dann in meinem Ausschnitt zu verweilen.
„Hat sich irgendetwas getan in der Zwischenzeit?“ Entspannt lehne ich mich in meinem Sitz zurück. Schadet ihm nichts, wenn er ein bisschen ins Schwitzen kommt. Vor allem, nachdem er mich heute Morgen mit einem gesunden Frühstück traktiert hat.
„Nein. Überhaupt nichts. Total langweilig das Ganze.“ Christian reißt seinen Blick von meinem Ausschnitt los und starrt mit gerunzelter Stirn auf das Gebäude. Er lässt sich tiefer in seinen Sitz sinken und schaut zu mir hinüber. „Die langen Haare stehen dir.“
„Ja?“ Verlegen wickele ich eine der blonden Strähnen um meinen Finger. „Früher hatte ich sie noch länger, aber Ron hat es nicht gefallen. Er meinte, die Frau eines Bankers sollte seriöser aussehen und nicht wie …“
Ich breche ab. Rons genaue Worte waren „eine sexhungrige Männermörderin“, aber das braucht Christian nicht zu wissen.
„Mir gefällt es. Sieht sexy aus.“ Seine Stimme ist ein leises Raunen. Ein Schauer rieselt meinen Körper hinab. „Wo hast du den Ferrari abgestellt?“
Seine Frage reißt mich aus Überlegungen heraus, die nicht jugendfrei sind. Wie kann er jetzt an seinen Ferrari denken?
„Äh. Der Ferrari.“ In meinem Gehirn herrscht momentane Funkstille. Dann fällt es mir wieder ein. „Unten am Reitstall.“
„Dann ist ja gut.“ Irgendwie klingt Christians Antwort zu gelassen. Vielleicht bin ich nicht die Einzige, die es ziemlich heiß findet, und das liegt nicht an den sommerlichen Temperaturen.
„Warum wolltest du ihn heiraten?“, nimmt Christian nach einer kurzen Pause das Gespräch wieder auf.
„Weil ich ihn geliebt habe, natürlich“, beantworte ich seine Frage. „Warum sonst sollte man heiraten?“
Er schüttelt den Kopf, grinst. „Ich könnte dir jede Menge Frauen nennen, die aus anderen Gründen heiraten. Zum Beispiel, weil er ein einflussreicher Mensch ist? Erfolg und Geld hat?“
„Ich habe Geld, Ron den Erfolg“, stelle ich fest. „An Ron hat mich immer fasziniert, dass er es ohne Geld und Beziehungen geschafft hat, Karriere zu machen.“
„So, hat er das?“ Ein nachdenklicher Blick trifft mich.
„Natürlich, Ron war schon erfolgreich, als er mich traf.“
„Wenn du es sagst.“
„Was ist mit dir? Hattest du nie den Wunsch zu heiraten? Oder bist du klüger als ich und bist dieser Option immer aus dem Weg gegangen?“, kontere ich. Auffordernd sehe ich ihn an. Warum soll ich die Einzige sein, die unangenehme Fragen beantwortet?
„Ich glaube, jetzt kommt jemand.“ Christian richtet sich auf und deutet auf das Haus, das noch genauso verschlafen scheint wie vor ein paar Minuten. Wenn er denkt, so einfach davon zu kommen, hat er
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