Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Sachen zusammen. Diesen Idioten, mit dem ich das Bett geteilt hatte, ignorierte ich. Gerade als ich mich zur Tür bewegte und für immer aus seinem Leben verschwinden wollte, fand er seine Stimme wieder.
»Halt. Bleib stehen. Bitte!« Langsam drehte ich mich um.
»Also, ich teile mir die Wohnung mit jemandem, und ich möchte nicht ….«
Ich bedachte ihn mit dem kältesten Blick, zu dem ich fähig war.
»Es ist ja nur, damit er meiner Freundin nicht von dir erzählt.«
»Und wie soll ich deiner Meinung nach hier rauskommen?«
»Könntest du vielleicht …?« Er deutete zum Fenster.
»Glaubst du im Ernst, ich klettere aus dem Fenster und brech mir die Beine?«
»So schlimm ist es nicht. Du musst nicht klettern, nur über das Fensterbrett auf die Feuerleiter steigen. Es ist ganz einfach, glaub mir.«
»Dann tu’s doch selbst.« Mit diesen Worten riss ich die Zimmertür auf und lief geradewegs auf einen Typen zu, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Er saß an einem winzigen Couchtisch, löffelte seine Cornflakes und dachte wahrscheinlich nichts Böses, als ich halb nackt aus dem Zimmer seines Mitbewohners kam. Aber das war noch nicht alles. Neben ihm saß ein etwa achtjähriger Junge. Was zu viel ist, ist zu viel , dachte ich und marschierte wieder ins Zimmer zurück.
Dort lag meine gestrige Eroberung wieder im Bett und hielt sich den Kopf.
»Jetzt hat er was zu erzählen«, murmelte ich, während ich mich in meinen Minirock quetschte und mein T-Shirt über den Kopf zog.
»Also dann. Bis hoffentlich nie wieder.« Mit diesen Worten öffnete ich das Fenster und verschwand.
Fluchend kletterte ich die rostige Feuerleiter hinab. Die Absätze meiner Pumps waren für einen solchen Abstieg nun wirklich nicht gemacht. Als ich unten war, schaute ich mich um. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand.
Missmutig machte ich mich auf den Weg. Das helle Sonnenlicht, das mir in den Augen brannte, trug nicht gerade dazu bei, meine Laune zu verbessern. Musste mir dieser Trottel gleich zur Begrüßung sagen, wie hässlich er mich fand?
Okay, ich bin nicht das, was man als weiblichen Typ bezeichnet. Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass ich auch von meiner Einstellung her nicht unbedingt dem fraulichen Stereotyp entspreche. In meiner Kindheit habe ich lieber mit Jungs und Autos gespielt als mit Puppen oder anderen Mädchen. Als Jugendliche fühlte ich mich in Hosen wohler als in Miniröcken. Erst mit Anfang zwanzig, als der modische Trend eindeutig zu Schlauchbootlippen und einer umfangreichen Oberweite tendierte, versuchte ich mehr dem weiblichen Ideal Hollywoods zu entsprechen. Seitdem trage ich mein dunkelbraunes Haar lang und versuche mit Make-up meinem kantigen Gesicht weichere Konturen zu geben. Ich bin, was mein Aussehen anbelangt, etwas empfindlich. Schließlich stand es mir einfach zu oft im Weg. Ich bin Schauspielerin und meist arbeitslos, wie so viele in Hollywood. In der Regel war mein »Typ« gerade nicht gefragt. Beim letzten Casting meinte der Casting-Direktor: »Schätzchen, du bist eine gute Schauspielerin, keine Frage. Und wenn du ein Mann wärst, würde ich dich sofort nehmen, aber für die Rolle brauche ich eine Frau, die auch so aussieht.«
Und dann wunderte sich auch noch gleich nach dem Aufwachen ein vollkommen Fremder, warum er mit mir im Bett gelandet war. Ich war gestern Abend eindeutig auf einen Idioten hereingefallen. Dabei hatte er so gut ausgesehen! Langsam fiel es mir wieder ein: Wir waren uns im Sony’s begegnet, einem kleinen Nachtclub. Das Sony’s war mein zweites Zuhause – wenn mir und Stace, meiner Mitbewohnerin, nichts Besseres einfiel.
Nachdem ich mehr Martinis getrunken hatte, als ich jetzt zählen wollte, hatte er mich angesprochen. Faselte von jeder Menge Beziehungen, die er hätte, und von dem berühmten Regisseur, für den er bald arbeiten würde. Ha! Der Wohnung nach zu urteilen, war er höchstens Kabelträger bei einer drittklassigen Filmproduktion, wenn er überhaupt jemals ein Filmstudio von innen gesehen hatte. Natürlich war ich nach einigen weiteren Martinis auf die älteste Masche Hollywoods hereingefallen und hatte ihm geglaubt. Vielleicht aber hatte mich auch nur sein gutes Aussehen überzeugt. Im weiteren Verlauf der Nacht hatten wir wild rumgeknutscht, gefummelt – und dann war der Mistkerl einfach eingeschlafen und hatte laut zu schnarchen angefangen.
Schwitzend trottete ich weiter. Die Autos zogen an mir
Weitere Kostenlose Bücher