Traue niemals einem Vampir - Scott, D: Traue niemals einem Vampir
mich in eine Art Trance zu versetzen.
Er sprach kein Wort, und er berührte mich nicht. Doch ich hörte erneut seine Stimme in meinem Kopf.
Es ist soweit, meine schöne Kimberly. Viel schneller, als ich dachte.
Zumindest in diesem Punkt musste ich ihm recht geben. Er sah mich noch einmal an, dann lächelte er:
„Atheka, bringe sie in meine Gemächer. Und bereite sie vor. Ich werde in wenigen Augenblicken erscheinen.“
Zu mir gewandt fügte er hinzu:
„Und ich hoffe doch, du wirst ein braves Mädchen sein, meine süße Kimberly? Wenn du dich nicht sträubst, wird es schneller vorbei sein, als du ahnst.“
Mit diesen Worten ließ er uns stehen.
Ich sah Atheka flehend an, und suchte Angela – doch sie war gerade nicht zu sehen.
„Es tut mir leid, Kimberly – aber ich muss seinem Befehl folgen. Komm mit mir und bringe es einfach schnell hinter dich. Ich werde dir beistehen, so gut ich es kann. Vertraue mir.“
Sie nahm meine Hand und führte mich aus dem Saal – die Blicke aller Vampire folgten uns. Sie wussten längst, was geschehen würde. Ich aber fühlte mich wie auf dem Weg zur Schlachtbank.
Tränen liefen über meine Wange und ich war kaum noch fähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Atheka stütze mich. Das Letzte, was ich hörte, ehe wir in den dunklen Gängen verschwanden, waren Angelas verzweifelte Rufe:
„Kimberly, Süße! Verdammt, wo bringt man dich hin? Ich werde auf dich warten, ich bin da! Mach einfach die Augen zu, ja?“
Was sie dann noch sagte, konnte ich nicht mehr hören ...
Atheka führte mich die schier endlos langen dunklen Gänge entlang. Die Stimmen, die Musik – bald war nichts mehr davon zu hören.
Noch immer hörte ich Angelas verzweifelte Rufe, als wir den Saal verlassen hatten und noch immer sah ich die Gesichter der anderen Vampire, ihre Blicke, die uns verfolgten. Doch was sich unvergesslich in mein Hirn eingebrannt hatte, waren die Augen von Nicolas … der Ausdruck darin, als Atheka ihm die Botschaft überbrachte. So gerne wäre ich dazu fähig gewesen, dieses düstere Funkeln darin zu deuten – doch ich konnte es nicht. Nicolas war ein Rätsel für mich – und ich musste mir eingestehen, dass ich allmählich Angst vor ihm bekam.
„Verdammt, Atheka, warum zerrst du mich wie verrückt durch die Gegend? Hast du Angst, meine plötzlich aufkeimende Fruchtbarkeit könnte sich in Windeseile wieder verflüchtigen? Oder hat Nicolas heute noch ein wichtiges Date und möchte daher die lästige Zeugung seines Stammhalters etwas beschleunigen?“
Ich konnte nicht anders, Atheka machte mich furchtbar nervös – noch nervöser als ich ohnehin schon war. Sie sah mich an, und meinte zaghaft lächelnd:
„Entschuldige bitte, Kim. Ich muss gestehen, dass ich die Befürchtung habe, du könntest mir davon laufen. Dass du doch noch einen Rückzieher machst. Ich möchte mir nur ungern vorstellen, was Nicolas dann mit mir macht …“
Ich sah die Angst in ihren Augen.
Ich wusste, was sie meinte – meine Panik schien sehr offensichtlich zu sein. Aber ich konnte sie beruhigen:
„Ich habe mein Wort gegeben. Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, Nicolas gegenüber wortbrüchig zu werden. Es geht mir nur um Flora und auch um Angela. Würde ich jetzt kneifen, wären sie sicherlich in größter Gefahr. Ich mag Vasco – aber das heißt nicht, dass ich nur einem der Santos-Brüder wirklich traue. Ich hasse das, was ich gleich über mich ergehen lassen muss – aber ich werde es irgendwie hinter mich bringen. Sei also unbesorgt.“
Ich schaffte es sogar, ein wenig zu lächeln, als ich zu ihr sprach …
Als ich schon allmählich alle Hoffnung aufgegeben hatte, jemals dort anzukommen, wohin mich Atheka bringen wollte, blieb die Vampirin plötzlich stehen. Sie starrte eine Weile auf die große Holztür, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein schaurig-schönes Bild zierte sie: der Teufel persönlich, der sich zwischen den gespreizten Beinen einer jungen Schönheit niederließ. Ich fand nicht nur diese Szene sehr makaber, sondern fragte mich auch, warum mir dieser Raum niemals aufgefallen war?
Ich hatte dieses Haus früher öfter besucht, und war davon überzeugt, jede Räumlichkeit zu kennen. War DAS erst nachträglich angebracht worden? Ich wusste es nicht.
Atheka hielt meine Hand nun eisern fest – sie spürte, dass ich zu zittern begann.
Wir waren angekommen – und ich wusste, dass ich diesen Weg nun zu Ende gehen musste. Plötzlich sprang die Türe
Weitere Kostenlose Bücher