Traue niemals einem Vampir - Scott, D: Traue niemals einem Vampir
war eindeutig unfair! Außerdem hatten die beiden kein Recht uns zu stören. Verdammt, sie hatten alles kaputtgemacht, ehe es überhaupt angefangen hatte!
Als ich aufstand, bemerkte ich das Blut, das zu Boden tropfte. Instinktiv fasste ich an meinen Hals. Es war mein Blut! Jacques hatte zwar keine Gelegenheit erhalten von mir zu trinken, doch er hatte mich gebissen.
Während ich mir den Kopf darüber zerbrach, wie ich hier an Ort und Stelle die Blutung stoppen konnte, brüllte ich mir die Seele aus dem Leib:
„Nicolas Santos – es ist ja kein Geheimnis, dass du mir ganz gehörig auf die Nerven gehst, nicht wahr? Aber das hier geht eindeutig zu weit! Ich wollte, dass Jacques von mir trinkt, kapiert? Lass ihn endlich los! Wenn du unbedingt jemanden umbringen willst, dann vergreife dich an dir selbst. Oder an deinem Bruder. Verdammt Vasco, schäme dich!“
Ich konnte nicht fassen, dass er zu seinem Bruder hielt – was hatte Jacques denn getan? Wenn das stimmte, was er mir erzählt hatte, war ich keinesfalls der Besitz von Nicolas. Ich konnte also tun und lassen, was ich wollte.
„Kimberly! Süße, was ist hier los?“
Angela, meine liebe Freundin Angela! Sie rannte auf mich zu, blankes Entsetzen in ihren Augen.
„Oh je, du blutest aber heftig. Nimm das hier und drücke es auf die Wunde.“
Angela hatte mir einige Papiertaschentücher gereicht, dann packte sie mich am Arm und zerrte mich aus dem Zentrum des Geschehens. Mir wurde klar warum, als ich die Kampfszene der Vampire erneut betrachtete: Jacques hatte sich dem eisernen Griff von Nicolas entziehen können. Er hatte sich drohend vor den beiden Brüdern aufgebaut. Aber Herr im Himmel, das war es nicht, was uns schockierte …
Nicolas, Vasco und Jacques hatten sich äußerlich komplett verändert. Es war fast so, als ob sie keinerlei menschliche Züge besäßen. Ihre Augen waren nur noch kleine Schlitze, die goldfarben leuchteten. Ihre Hände hatten sich zu mächtigen Pranken entwickelt, die sicherlich alles und jeden töten konnten, der sich ihnen in den Weg stellte. Ihre Körper schienen noch größer, noch kräftiger zu sein. Wütend knurrten sie sich an – es klang, als würde eine Horde Wölfe im Kampf gegeneinander antreten.
Mich packte das kalte Grauen, genauso wie Angela. Ich bekam allmählich Angst, sie würde meine Hand zerquetschen, die sie zuvor schützend in ihre gelegt hatte.
„Kim, wir müssen hier weg, hörst du? Das … das ist grauenvoll! Wir dürfen nicht länger hier bleiben. Das sind reißende Bestien, schau sie dir an. Himmel, wie konnten wir nur in so eine furchtbare Situation geraten?“
Erstaunt blickte ich von den Vampiren zu meiner Freundin – hatte ich das eben richtig verstanden? Angela wollte fliehen? Sie wollte Vasco verlassen? Aber Himmel, ich konnte sie so gut verstehen: Das, was wir gerade miterleben mussten, übertraf alles was wir uns je hätten vorstellen können. Es war wie ein böser Albtraum ...
Ich konnte gerade noch sehen, wie Nicolas gegen einen Baum geschleudert wurde – ausgelöst durch den kräftigen Schlag von Jacques.
Ich hielt den Atem an, verspürte für einen kurzen Moment sogar Angst - Angst um Nicolas! Doch dann packte mich meine Freundin bereits an der Hand.
„Wir müssen hier weg, ehe sie uns auch noch angreifen.“
Sie starrte auf meine Wunde am Hals.
„Bitte drücke weiterhin das Papiertaschentuch darauf, ja? Wir müssen eventuell an einer Horde Vampire vorbei. Und den Anblick einer frischen Wunde sollten wir ihnen keinesfalls gewähren.“
Ich nickte zustimmend – wir konnten nicht sicher sein, dass sie uns auch jetzt noch verschonen würden.
Wir rannten gemeinsam zum Haus zurück, blieben aber an der Eingangstüre stehen. Keiner von uns traute sich hinein.
Es war ein Gefühl der Unsicherheit und Angst, das uns beide überkam. Diejenigen, die uns bisher beschützt hatten, waren nicht bei uns. Sie befanden sich im Kampf. Und rein äußerlich hatten sie nichts mehr mit den Vampiren gemeinsam, die wir gerade noch so anziehend fanden.
Während wir noch ratlos vor dem Eingang standen, legte sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter. Ich erschrak fast zu Tode, als eine ruhige Stimme zu uns sprach:
„Kommen Sie mit mir. Es gibt auch einen Hintereingang. Das erspart Ihnen den Weg durch die feiernde Menge. Und eine schöne Frau, deren Blut überall zu riechen ist, sollte den direkten Kontakt mit Vampiren tunlichst vermeiden.“
Arthur – was für ein Glück! Ich hatte keine
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