Traue niemals einem Vampir - Scott, D: Traue niemals einem Vampir
Moment befürchtete ich, er wolle mich schlagen. Stattdessen streichelte er sanft über meine Wange, dann über die Wunde an meinem Hals. Ich fühlte eine angenehme Wärme, als sich diese unverzüglich schloss.
Ich griff an meinen Hals und stellte verwundert fest, dass meine Haut dort unversehrt war – als hätte mich Jacques niemals gebissen. Dann trat auch Nicolas zurück und sprach mit monotoner Stimme:
„Ihr seid frei – geht zurück in Eure Welt. Sobald es hell ist, seid ihr sicher. Arthur wird Euch nach Hause bringen.“
Ich konnte nicht glauben, was ich eben gehört hatte.
„Und..und das Kind? Ich meine, wenn ich überhaupt schwanger bin ..."Er ließ mich nicht ausreden:
„Du BIST schwanger, Kimberly. Ich weiß es, ich fühle es. Du wirst meinen Sohn zur Welt bringen, und danach triffst du deine Entscheidung. Du kannst mit ihm bei uns leben, oder du übergibst ihn an mich. Ich würde dir die zweite Variante empfehlen. Wir passen nicht zusammen – das hat sich heute wohl mehr als deutlich gezeigt.“
Obwohl ich sehr erleichtert war, dieses Anwesen verlassen zu dürfen, stieg erneut kalte Wut in mir hoch. Die Arroganz, die er gerade wieder an den Tag legte, war unfassbar.
„Du hast Recht, Nicolas. Ich möchte keinesfalls mit dem Mann unter einem Dach leben, der mich vergewaltigt hat – körperlich und seelisch.“
Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich das gerade gesagt hatte. Und noch erstaunlicher war, dass er mich nun anstarrte, als habe ich ihm mit der Faust direkt in das Gesicht geschlagen. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas erwidern. Ich erwischte mich dabei, dass ich sehnsüchtig darauf wartete. Doch er überlegte es sich im letzten Moment anders und schwieg.
Verdammter Idiot! Ich grollte innerlich und wollte nur noch, dass er verschwindet. Aus diesem Raum und aus meinem Leben – für immer!
Und genau das tat er in diesem Augenblick. Ohne sich noch einmal umzudrehen, hatte er fast fluchtartig unsere Gemächer verlassen. Noch einmal hörte ich diese Stimme in meinem Kopf, und mein Herz begann zu rasen ...Leb wohl Kimberly...und verzeih mir ... wenn du kannst ...
Die Heimfahrt verlief erwartungsgemäß ruhig – niemand sprach ein Wort.
Während Arthur am Steuer der edlen Limousine saß, wohl nur eines der teuren Autos, die Nicolas und Vasco gehörten, waren Angela und ich auf dem Rücksitz damit beschäftigt, unseren Gedanken nachzugehen …
Plötzlich war alles so schnell gegangen: Unbehelligt hatten wir in Begleitung von Arthur das Anwesen verlassen. Dabei begegnete uns nicht einer der Vampire. Es war fast schon gespenstisch. Keine Stimme war zu hören, auch die Musik schien längst verklungen.
Wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, alles leibhaftig erlebt zu haben, hätte ich allmählich daran geglaubt, einen bösen Traum geträumt zu haben. Selbst die Wunde an meinem Hals war verheilt – was ich Nicolas zu verdanken hatte …
Nicolas … dieser Name, den ich wohl niemals wieder vergessen würde. Seine Augen, als er uns gehen ließ … seine Worte in meinem Kopf … das alles verwirrte mich weitaus mehr, als ich es je erwartet hätte.
Wer war dieser Mann wirklich? Wo waren seine Überheblichkeit und seine Kälte geblieben, als er noch einmal zu mir gesprochen hatte? Vor allem aber, wie würde das alles nun weiter gehen? War ich tatsächlich schwanger? Wenn ja, wie sollte ich mich nun verhalten?
Ich war zu müde, zu erschöpft, um genauer darüber nachzudenken. Stattdessen griff ich nach Angelas Hand und bemerkte, dass sie zitterte.
Himmel, sie tat mir so unendlich leid! Sie war sich so sicher gewesen, in Vasco den Mann ihrer Träume gefunden zu haben. Ganz gleich, ob er nun Mensch oder Vampir war. Doch die Realität hatte sie grausam erwischt, als sie das wahre Gesicht der Vampire erkannt hatte. Wobei ich mich nun schon wieder fragte, was deren wirkliche Identität tatsächlich war.
Sie hatten gekämpft, ja – sie hatten sich äußerlich verändert, und das nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. Auch das stand außer Zweifel. Aber hatten wir deshalb das Recht, diese Geschöpfe der Nacht als Monster zu verurteilen? Ich wusste es einfach nicht.
„Ach Kim, ich möchte nur noch nach Hause. Ein heißes Bad, ein schönes Glas alten Rotwein dazu – und dann ins Bett. Ich bin so müde, so unendlich müde …“
Sie erwiderte den Druck meiner Hand. Ich nickte ihr lächelnd zu. Auch wenn ihr Schmerz ein anderer war, als der, den ich empfand, so konnte ich doch genau
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