Traue niemals einem Vampir - Scott, D: Traue niemals einem Vampir
wesentlich mehr. Voll Begierde starrte er auf meinen Hals, sein Mund war dabei leicht geöffnet. Ich sah die messerscharfen Vampirzähne, die nur darauf warteten, meine Haut zu durchbohren …
Ich hatte mich einmal danach gesehnt, ich hatte es wirklich gewollt … aber ich wusste, dass es falsch wäre, wenn es jetzt tatsächlich geschehen würde.
Nicht hier, nicht jetzt – und nicht mit Jacques. Er hatte mich auf eine Art und Weise seinem Willen unterworfen, wie ich es ihm niemals verzeihen konnte. Hatte ich mich so sehr in ihm getäuscht?
„Tut mir leid, meine süße Kim. Ich kann es leider nicht zulassen, dass du noch einmal versuchst, davon zu laufen. Außerdem weiß ich, dass sie versuchen werden, unsere Liebe zu zerstören. Das werde ich verhindern. Du bist MEIN!“
Jacques Stimme überschlug sich beinahe, und als ich in seine Augen sah, meinte ich den puren Wahnsinn darin zu erkennen. Liebe? Von welcher Liebe sprach dieser Mann, dessen Wesen gerade so gar nichts mehr von einem Engel hatte?
Ich strampelte wild, schlug um mich und biss ihn sogar in den Arm. Ich wollte einfach alles tun, damit er begriff, dass ich mich niemals ergeben würde. Nicht jetzt, wo ich wieder im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte war. Aber Jacques lachte nur, dann packte er meine Arme und drückte sie nach oben.
„Soso, meine kleine Kim beißt mich sogar? Eine sehr gute Idee … ich wusste nicht, dass du schon jetzt von meinem Blut trinken willst.“
Er verhöhnte mich, und ich war machtlos dagegen.
Allmählich wich alle Kraft aus meinem Körper – und ich dachte ernsthaft darüber nach, mich meinem Schicksal zu ergeben. Ich war alleine … völlig alleine. Niemand würde mir zur Hilfe eilen. Die Stimme von vorhin, sie war nicht mehr zu hören.
Hatte ich mir das vielleicht nur eingebildet? Nicolas … warum auch immer, aber nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten … Nicolas … bitte, hilf mir …!
„Sie kommt zu sich, Miss Angela. Schauen Sie nur!“
War das Arthurs Stimme, die ich vernahm? Ich öffnete langsam die Augen, mein Kopf dröhnte.
„Hallo Süße, kann man dich eigentlich nie ohne Aufsicht lassen?“
Angela sprach in gespielt vorwurfsvoller Tonlage zu mir.
Als sich meine Augen an das helle Neonlicht gewöhnt hatten, war ich endlich dazu in der Lage, meine Freundin anzusehen. Sie lächelte, Gott sei Dank!
„Was ist passiert? Und bist du mir böse, Angela? Ich habe mich aus dem Haus geschlichen, als du geschnarcht hast.“
Angela runzelte die Stirn, dann zwinkerte sie mir zu:
„Liebste Freundin, ich schnarche nicht, das nur einmal zu deiner Information. Was passiert ist? Das soll dir besser Arthur erzählen. Und … nein, ich bin dir nicht böse. Wie könnte ich denn?“
Liebevoll strich sie mir über das Haar – diese Frau war einmalig. Ich war so dankbar, sie zur Freundin zu haben …
Allmählich bemerkte ich, wo ich mich befand, in Angelas Wohnzimmer. Auf der Couch, die eigentlich Arthurs Nachtlager sein sollte. Aber ich konnte ihm deutlich ansehen, dass er nicht viel Schlaf bekommen hatte. Der alte Mann wirkte müde und erschöpft. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen.
„Arthur, Sie sehen mitgenommen aus. Es … es tut mir so leid. Ich wollte Ihnen keinen Ärger bereiten. Ich musste einfach zu Jacques.“
Ein Schauer durchlief meinen Körper, als ich den Namen des Mannes nannte, in dem ich mich scheinbar so grundlegend getäuscht hatte.
Arthur, der auf dem großen Sessel neben Angelas Fernseher Platz genommen hatte, hielt ein Glas in der Hand. Whiskey, so vermutete ich.
„Welch eine Kostbarkeit. Schottischer Whiskey, Miss Angela?“
Arthur schien mich anfangs zu ignorieren, dann stand er auf, um mir ebenfalls ein Glas zu reichen.
„Ich denke, Sie können das jetzt auch gut gebrauchen, liebste Kimberly. Es war knapp, glauben Sie mir. Sehr knapp …“
Ich nahm dankbar das Glas aus seiner Hand und starrte darauf. Durfte ich das überhaupt?
„Trinken Sie, Kind – es ist der richtige Zeitpunkt dafür. Und keine Sorge, einem Vampirbaby schadet das bisschen Alkohol in keiner Weise.“
Er lächelte mich an, und sofort wurde mir warm ums Herz. Dieser Mann hatte wirklich eine sehr beruhigende Art und ein gutes Herz. Das spürte ich einfach …
„Was … was ist denn nun geschehen? Und wo ist Jacques? Wer hat mich gerettet? Es war doch fast schon zu spät …“
Ich musste schlucken, als ich die Szene erneut vor Augen hatte. Himmel, es war so verdammt knapp gewesen.
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