Traue niemals einem Vampir - Scott, D: Traue niemals einem Vampir
sich und seinem Leben. Hatte er mich deswegen hier hergebracht?
„Warum hast du sie verwandelt? Wenn du doch so sehr gezweifelt hast?“
Er ließ meine Hand los, und lief einige Schritte. Noch immer vermied er es, mich anzusehen. Und noch immer hatte ich das Gefühl, dass er mich momentan gar nicht wirklich wahrnahm ... es schien ihn unendlich viel Kraft zu kosten, die Vergangenheit erneut aufleben zu lassen.
„Sie ... sie hat darum gebettelt. Tiana wollte mir endlich ganz gehören. Sie glaubte nicht daran, dass ein Vampir mit einer Sterblichen leben kann. Und verdammt, sie hatte ja auch recht!“
Nicolas lachte bitter, dann ballte er die Fäuste, als wäre er zum Kampf bereit.
„Es war diese Nacht damals ... eine Nacht voller Liebe und Leidenschaft. Sie betörte mich, verführte mich – und ich habe die Kontrolle über mich verloren. So ist es passiert, Kimberly.“
Ich war überrascht, dass er mich mit Namen ansprach. Ich machte einen Schritt in seine Richtung, all meine Angst war verflogen. Ich wollte jetzt nur einfach bei ihm sein. Aber da er seine Abwehrhaltung aufrechterhielt, blieb ich trotzdem in sicherem Abstand.
„Und ... und was geschah dann? Warum ist sie nicht mehr bei dir?“
Nicolas schwieg eine ganze Weile, dann drehte er sich um, und kam auf mich zu. Er stand nun ganz dicht vor mir ... so nahe, dass er sicherlich meinen lauten Herzschlag hören konnte.
„Tiana war mit Atheka unterwegs. Lange, zu lange. Tiana war, gemäß meinen Erwartungen, sehr unbeholfen. Sie brauchte die Hilfe eines anderen Vampirs. Und da Atheka ihre beste Freundin war, vertraute sie ihr bedingungslos. Ein fataler Fehler! Als an jenem Morgen die Sonne aufging, lag Atheka bereits schlafend in ihrem Sarg. Tiana aber verbrannte, zerfiel zu einem Häufchen Asche. Sie hatte es nicht geschafft, rechtzeitig zurückzukehren.“
Ich war entsetzt und hielt mir die Hand vor den Mund, um nicht einen leisen Schrei aus zu stoßen. Das durfte doch nicht wahr sein – das KONNTE einfach nicht wahr sein! Atheka hatte zu gelassen, dass ihre beste Freundin starb? Unter Umständen hatte sie Tiana sogar absichtlich in ihr Verderben geschickt?
Ich war erstarrt, nicht fähig, mich zu bewegen. Nicolas strich mitfühlend über meinen Kopf – obwohl doch ER derjenige war, der Trost und Beistand verdient hatte.
„Weiß man denn nicht mehr über diese Nacht? Und Atheka? Wie hat sie sich verhalten?“
Ich musste daran denken, dass Atheka offensichtlich glücklich und zufrieden bei Nicolas und Vasco lebte. Warum nur? Wie konnte Nicolas das ertragen? Nicolas schüttelte den Kopf:
„Nein, was wirklich geschah, ist niemals aufgedeckt worden. Atheka behauptete, es sei ein Unfall gewesen. Ich glaubte ihr nicht, da ich von ihrer Hörigkeit mir gegenüber wusste. Aber ich hatte kein Recht sie zu bestrafen, da es keine Beweise gab. Als ich sie davon jagen wollte, mischte sich Vasco ein. Er hatte Mitleid mit ihr – weil sie doch so sehr unter dem Tod ihrer Freundin litt.“
Nicolas verzog das Gesicht zu einer bösen Grimasse – und ich konnte ihn sehr gut verstehen.
Was für ein grotesker Gedanke: Mit der Mörderin der eigenen Frau unter einem Dach leben zu müssen!
„Durch MEINEN Biss wurde Tiana zum Vampir! Ich hatte sie damit ganz und gar an mich gebunden ... und an meine Art zu leben. Obwohl von vornherein ganz deutlich zu sehen war, dass sie dafür nicht geschaffen war. Sie war ... sie war einfach zu schwach ...“
Nicolas drehte sich zum wiederholten Male von mir weg, und ich fühlte mich wie ein lästiges Anhängsel – wie eine Frau, die sich in das Dasein eines mächtigen Mannes eingemischt hatte, ohne je ein Recht dazu gehabt zu haben. Ein Mann, der außergewöhnlich anziehend, und doch so gefährlich war.
Sollte ich nun einfach gehen? War das eventuell genau der richtige Zeitpunkt, um mich endgültig von Nicolas Santos zu verabschieden?
„Es tut mir so leid, Nicolas. Du musst schrecklich gelitten haben. Davon wusste ich nichts. Lass mich jetzt einfach gehen, ja? Bitte! Ich kann nichts für dich tun und du offensichtlich auch nicht für mich. Wir streiten nur, tun uns gegenseitig weh. Vielleicht würden wir sogar anfangen uns zu bekämpfen. Ich möchte nicht, dass noch mehr schlimme Dinge passieren ...“
Ungeduldig wartete ich auf seine Reaktion, aber nichts geschah. Und so nahm ich allen Mut zusammen, und entfernte mich, in langsamen Schritten, ein Stück von ihm ... ließ er mich tatsächlich gehen?
„Kimberly, da ist
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