Traue niemals einem Vampir - Scott, D: Traue niemals einem Vampir
Atheka wusste es. Sie hat uns die ganze Sache nur ein wenig anders erklärt. Und darum hasst sie Kim über alles. Noch viel mehr, als sie Tiana hasste. Durch dich, durch dein Blut, durch eure Verbindung, würde Kim mächtiger werden als jeder andere weibliche Vampir. Sie hätte keine Chance mehr gehabt, diese Frau zu zerstören, nachdem du sie verwandelt hättest. Nicolas, und das ist jetzt deine verdammte Pflicht. Das weißt du ganz genau!“
Angela und ich sahen uns fragend an. Wir verstanden kein Wort von dem, was Jacques eben gesagt hatte.
„Ich kann mit Vasco ebenfalls Kontakt aufnehmen, wenn er woanders ist. Nur durch unsere geistige Verbundenheit. Was ist daran so besonders?“, fragte Angela zögernd.
„DU bist ein Vampir, Angela! Das ist der Unterschied. Kimberly ist eine Sterbliche, sie gehört noch nicht zu uns. Was hier geschieht, hat es in den letzten eintausend Jahren nur EINMAL gegeben. Viele glaubten sogar, es sei nur eine Legende. Kein Sterblicher auf Erden ist in der Lage, mental Kontakt zu einem Vampir aufzunehmen. Schon gar nicht zu einem Anführer. Nur wenn ...“
Nicolas unterbrach seine Ausführungen.
„Nur wenn die betreffende Person auserwählt ist. Auserwählt, als ewige Gefährtin für einen besonders mächtigen Vampir. Verbunden durch ihre Liebe und durch ihr Blut. Aber das ist nicht alles – die Sterbliche wird durch den Biss nicht nur irgendein Vampir, oh nein! All die Kraft, das Wissen und die Macht ihres Geliebten, gehen auch auf sie über. Sie hat von diesem Tag an dieselbe Stellung wie er“, vollendete Cedric den Satz.
Angela und ich sahen uns an, und ich bemerkte, wie die Augen meiner Freundin lustig zu funkeln begannen:
„Das ist ja der Hit – soll das heißen, dass Kimberly genauso viel Macht und Einfluss hätte wie du, Nicolas? Du hättest also kein Recht mehr, ihr Befehle zu erteilen, oder sie sonst in irgendeiner Weise zu dominieren? Das nenne ich doch mal ein gutes Geschäft! Kimberly, ist das nicht genial? Ein kurzer Bluttausch und du steckst Nicolas in die Tasche!“
Als Angela von Nicolas Blick getroffen wurde, verstummte sie augenblicklich.
„Niemand steckt mich in die Tasche oder sonst wo hin. Nur zu deiner Information, liebe Angela. Vasco, deine Frau benötigt dringend ein wenig Erziehung. Und ganz nebenbei, ich kann mich nicht erinnern, dieser Verbindung bereits zugestimmt zu haben.“
Ohne ein weiteres Wort verließ Nicolas den Raum. Völlig perplex schauten wir ihm nach.
„Perfektes Timing, um zu gehen, wirklich! Ich bekomme gerade zu hören, dass ich so etwas wie Gräfin Dracula werden könnte, und der Herr Graf macht sich aus dem Staub. Wie darf ich denn das verstehen? Wären meine künftigen Untertanen bitte so gnädig, mich aufzuklären? Mir ist das alles nämlich etwas zu hoch. Oder um deutlich zu werden, eigentlich verstehe ich rein gar nichts mehr!“
Ich zuckte die Schultern und setzte mich auf den kalten Boden – ich konnte und wollte nicht mehr stehen. Allmählich spürte ich, dass mein Kreislauf kurz davor stand, komplett zusammenzubrechen. In Anbetracht all der Ereignisse in dieser Nacht schien mir das nur wenig verwunderlich.
Für einen kurzen Moment herrschte absolute Stille im Raum – jeder schien peinlich berührt von dem, was eben geschehen war. Vasco räusperte sich, dann sprach er zu Cedric:
„Komm, lass uns mit Nicolas reden. So geht das nicht. Er kann sich jetzt nicht einfach davon schleichen. Das ist ... das ist ...“
Ich saß noch immer auf dem kalten Boden, blickte zu ihm hinauf.
„Feige? Wolltest du DAS eventuell sagen? Nicht? Gut, dann mache ich das für dich. Nicolas ist ein Feigling!“
Keiner sagte etwas dazu, nur Angela kam näher, und reichte mir die Hand.
„Steh auf, Süße – du bist so leicht bekleidet und sitzt auf dem eiskalten Steinboden. Du holst dir noch den Tod.“
In Anbetracht der Situation empfand ich diese Bemerkung schon fast grotesk. Doch ich nahm ihre Hand dankbar an, und sie zog mich hoch. Sie legte mir ihre schwarze Stola um, die sie zuvor selbst getragen hatte.
„Das wärmt dich ein wenig. Und ich denke, dann ziehen wir uns allmählich zurück, oder? Ich bleibe heute Nacht bei dir. Ich glaube, wir haben viel zu bereden. Was meinst du?“
Ich nickte ihr zu, und langsam liefen wir zur Türe. „Ich werde mit Michael zusammen nach Atheka sehen. Ich denke, ich gehöre nicht zu den Personen, die Nicolas im Moment um sich haben möchte. Und der arme Arthur ist ganz alleine mit dem
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