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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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ihre Beziehung zu Jacobi reden wollte, dann sollte sie es tun. Gerade wirkte sie allerdings eher wie ein zusammengerollter Igel, der jeden Annäherungsversuch mit Stacheln beantworten würde. Daher entschloss er sich, seine Ergebnisse einfach zu wiederholen.
    «Frau Sommer hat angerufen. Angeblich hat sie Julia mit dem Foto konfrontiert. Julia habe jeglichen Ehebruch abgestritten und das glaubt Frau Sommer inzwischen. Sie hat mich ultimativ aufgefordert, ihren Mann von der Liste der Verdächtigen zu streichen. Ich habe ihr das sofort zugesagt.»
    «Wie bitte?» Tanja schaute entgeistert.
    «Sollte ein Scherz sein, um dich ein bisschen wachzurütteln.» Arne grinste. «Ich glaube, der Dame dämmerte, dass sie mit ihrer Aussage ihren Mann ganz schön in die Bredouille gebracht hat und ihn im Übrigen außerhalb des Gefängnisses besser gebrauchen kann als hinter schwedischen Gardinen. Deshalb hat sie die nette Geschichte mit Julia erfunden.»
    Tanja blickte skeptisch. «Meinst du?»
    Arne nickte. «Bestimmt! Das klingt mir einfach zu theatralisch: Sopranistin stellt Choristin, die reagiert als empörte Unschuld. Ich glaube Frau Sommer kein Wort. Sie hätte sich bestimmt nie die Blöße gegeben, Julia das Foto zu zeigen. Wenn es tatsächlich ein Foto gab.»
    Tanja zuckte die Achseln.
    «Die Billigfluglinie, mit der Katharina geflogen sein will, kann uns momentan nicht mitteilen, ob sie tatsächlich geflogen ist. Deren Computerprogramm ist gerade komplett zusammengestürzt, sie melden sich, sobald es wieder läuft.»
    «Und was gibt es noch?»
    «Die Taxirecherche ist ergebnislos verlaufen. Es hat sich kein Fahrer gemeldet, der Frau Dorn-Neustädter gefahren hat. Die Neustädters sind auch kinderlos, so dass wir nicht nach einem rächenden Sohn oder einer nach Vergeltung gierenden Tochter fahnden müssen. Die Eltern Dorn schwören darüber hinaus bei allem, was ihnen heilig ist, dass ihre Tochter am Tatabend bei ihnen war.»
    Tanja rieb sich die schmerzenden Augen. «Das ist ja ungeheuer aufregend. Hast du noch mehr spannende Neuigkeiten?»
    Arne lächelte. «Ja.»
    Tanja merkte auf. «Wie ‹ja›?»
    Arnes Lächeln vertiefte sich. «Du hattest schon recht.»
    Tanja wischte diese Bemerkung mit einer Handbewegung vom Tisch. «Das ist doch nichts Neues. Weiß ich längst.»
    Arne wedelte mit einem Fax. «Das habe ich vorhin bekommen. Die Kopie eines Gerichtsurteils.» Tanja fischte vergebens nach dem Papier, Arne gelang es, das Fax ihren Zugriffen zu entziehen. «Du hattest recht. Man muss keinen Führerschein haben, um Auto zu fahren. Das findet auch Frau Dorn-Neustädter, allerdings hat ihre Einstellung keine einhellige Begeisterung hervorgerufen. Polizei und Justiz teilen ihre Überzeugung nicht. Und das ist aktenkundig. Im Juni des letzten Jahres ist sie wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.»
    Tanja sah plötzlich wesentlich frischer aus. «Da werden wir uns wohl noch einmal mit der Witwe unterhalten müssen. Gut gemacht, Arne!»
    Sie suchte in ihren Unterlagen nach der Telefonnummer. «Frau Dorn-Neustädter, hier Schmidt von der Kriminalpolizei Mainz. Ich fürchte, wir müssen noch einmal mit Ihnen sprechen. Können wir morgen vorbeikommen? Ja, gut, die Uhrzeit passt. Also bis morgen.» Tanja schaute Arne an. «Erst fahren wir morgen bei Julias ProBio-Freundin Katharina vorbei, wir dürfen schließlich keine Spur vernachlässigen! Dann widmen wir uns Frau Dorn-Neustädter. Sie sah ganz harmlos aus, die Frau. Eigentlich hat sie mir nur leid getan. Dass diese Frau gewohnheitsmäßig ohne Führerschein fährt – das hätte ich der nie zugetraut.»
    «Man sollte Frauen nie unterschätzen», entgegnete Arne und zog sich einen kurzen Boxhieb von Tanja zu. «Au, lass das gefälligst», maulte er und rieb sich den Oberarm. «Nur weil ich die Wahrheit sage, schlägst du mich. Dem nächst alarmiere ich wirklich Amnesty International. Aber mal im Ernst – sieht man es einem Menschen an, welchen Charakter er hat?»
    Tanja nickte nachdenklich. «In der Tat. Wenn eine Frau bieder und verhärmt aussieht, dann unterstellt man ihr automatisch, dass sie auch sonst wenig aktiv ist. Einen Mord traut man ihr dann intuitiv nicht zu.»
    Arne ergänzte. «Kurz gefasst, wenn man so aussieht wie Frau Dorn-Neustädter, dann ist das eine perfekte Tarnung.»
    Tanja sortierte ihre Unterlagen. «Wir sollten uns perfekt auf das zweite Gespräch mit ihr vorbereiten. Komm, wir stellen einen

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