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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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bestätigte Arne und legte den Hörer ganz sanft auf die Gabel.
    * * *
    Tanja und Wolfgang liefen nebeneinander durch den Wald. Wie anders er lief als ihre Freundin Susanne! Susanne prustete und schnaufte immer tapfer neben oder hinter ihr, während Wolfgang mit langen, ausdauernden Bewegungen lief. Mühelos hatte er sich auf ihr Tempo eingestellt.
    «Was macht die Spinne?», fragte er.
    «Ich glaube, dass Julia sie am Ende ihres Lebens entdeckt hat. Wahrscheinlich hat sie deshalb sterben müssen. Aber das ist auch schon alles, was ich über diese Spinne weiß. Sonst sehe ich ganz viele Fäden, aber ich kann kein Netz erkennen. Ich weiß noch nicht einmal, ob die Fäden überhaupt zu dem Netz gehören. Es sind so verwirrend viele, dass es schwer fällt, den Überblick zu bewahren.»
    Jacobi hatte ihr aufmerksam zugehört. «Das Schlimme an Spinnen ist, dass du sie meistens erst dann siehst, wenn es zu spät ist und du schon fest im Netz hängst. Pass auf, dass dir das nicht passiert.»
    Tanja wurde es etwas mulmig zumute. Fragend schaute sie ihren Freund an. «Machst du dir Sorgen um mich?»
    Er lief konzentriert weiter. «Es kommt darauf an, wie bedrohlich du für die Spinne bist. Das kann ich nicht beurteilen. Aber auf jeden Fall sehe ich eine Gefahr.» Er schwieg einen Moment. «Mein Partner Steffen Vogel und ich hatten einmal mit einer Spinne zu tun. Wir haben es im letzten Moment gemerkt, das heißt, Steffen hat es gemerkt, fast wäre es für mich zu spät gewesen. Er hat mir das Leben gerettet.»
    Tanja dachte daran, wie erschüttert ihr Freund bei der Beerdigung von Steffen Vogel vor dem Sarg gestanden hatte. Kein Wunder, wenn Wolfgang ihm das Leben verdankte.
    «Die Intrige war perfekt gesponnen. Perfid war, dass diese Spinne sich noch nicht einmal die Hände hätte schmut zig machen müssen. Wenn das Material, das sie in mein Zimmer geschmuggelt hatte, verbunden mit den Indizien, die alle auf mich wiesen, von den thailändischen Behörden gefunden worden wären, dann wäre ich ohne Zweifel zum Tode verurteilt worden. Und keine Spur hätte auf sie gewiesen. Sie blieb absolut draußen, völlig unauffällig.»
    Tanja fröstelte. «Warum hat die Spinne das getan?»
    Jacobi lief ruhig neben ihr. «Ich kann es nur vermuten. Solche Typen, die fühlen sich wie Gott. Sie entscheiden, wer lebt, wer zum Opfer wird. Es geht ihnen um die Macht. Sie weben ihr Netz und ziehen an einem Faden, und der eine wird erwürgt und der nächste tanzt nach dem Rhythmus, den die Spinne vorgibt. Aber warum genau, das kann ich nicht sagen. Und die Spinne hat es mir auch nicht mehr beantworten können.»
    «Warum nicht?», fragte Tanja neugierig.
    Jacobi lächelte das gefährliche Lächeln, das sie als erstes an ihm fasziniert hatte. «Ich sagte doch, Steffen war ein bisschen, ein entscheidendes Bisschen schneller.»
    Schweigend liefen sie weiter. Tanja merkte, dass sie das Tempo unwillkürlich angezogen hatte. So, als ob sie vor etwas davonlaufen wollte.
    «Ich habe übrigens ein interessantes Angebot bekommen», meinte Jacobi nach einer Weile. «Kolumbien. Ich denke, ich werde es annehmen.»
    Tanja schluckte. «Wie lange wirst du unterwegs sein?»
    Jacobi schaute sie nachdenklich an. «Zwei Monate. Ich bin mir sicher, die Zeit wird dir gut tun. Wenn ich wieder da bin, hast du den Fall gelöst und hoffentlich hat sich in dir dann auch einiges gelöst oder besser: entwirrt. Ich fürchte, du wirst dir nicht klar über das, was du willst, wenn ich in deiner Nähe bin. Und mir ist es sehr wichtig, ja, es ist mir das Wichtigste auf der Welt, dass du dir darüber klar wirst, was du mit mir willst.»
    Tanja spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie lief schneller, damit er das nicht sehen sollte. Als sie sich wieder im Griff hatte, stellte sie sich ihm in den Weg und nahm ihn in die Arme. «Danke», sagte sie nur.
    Jacobi küsste sie zärtlich auf den Mund. «Ich fliege heute Abend.»
    * * *
    «Du bist nicht bei der Sache, Tanja», beschwerte sich Arne. Er hatte ihr gerade die bisherigen Ergebnisse der Recherchen mitgeteilt und bei Tanja nichts als ein geistesabwesendes «Hm, hm» als Reaktion geerntet.
    «Entschuldige, ich war wirklich nicht ganz hier. Kannst du es noch einmal wiederholen?»
    Arne schaute Tanja prüfend an. Ihm entgingen nicht ihre geröteten Augen und die Schatten unter den Augen. Vor ihrem Waldlauf hatte sie entschieden frischer ausgesehen. Doch er entschied sich, sie nicht darauf anzusprechen. Wenn sie über

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