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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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ein. «Aber warum hat er das getan?»
    Tanja überlegte. «Ich denke, all diese Aktionen sollten Julia verrückt machen. Sie wollte das ja alles nicht, ich glaube, dass sie nie etwas mit dem Regisseur hatte. Dazu war sie einfach nicht der Typ. Er hat es bestimmt probiert, sie meinetwegen auch einmal zum Essen eingeladen, aber dieses Foto war manipuliert.» Tanja nickte. «Vielleicht wollte Berger sie in eine kriminelle Ecke drängen, jedenfalls sollten diese Intrigen Julia völlig verwirren, und das hat er ja auch fast geschafft.»
    Arne dachte nach. «Warum hat er sie ermordet?»
    Tanja runzelte die Stirn. «Sie hat etwas entdeckt, das ihr gezeigt hat, dass er hinter diesen ganzen Intrigen steckte. Möglicherweise hat sie kombiniert und überlegt, wem sie etwas von der Sache mit dem Genfeld und von den E-Mails anvertraut hatte. Ihr Onkel war ihr Vertrauter, und ich stelle mir vor, dass sie deshalb erst ganz langsam dahinter kam.»
    Susanne hob ihr Glas. «Ein Hoch auf alle Vertrauensseligen. Vertrauen kann tödlich sein, fast hätte es mich auch erwischt!»
    Arne nickte «In der Tat. Ich glaube übrigens, dass nicht Julia, sondern ihr Onkel die Seiten aus dem Tagebuch gerissen hat. Weiß der Himmel, oder besser: weiß die Hölle, woher er das Versteck kannte. Ich nehme an, dass er sich nach dem Mord in ihr Zimmer schlich, das Tagebuch fand, die Seiten herausriss und dann nach Hause fuhr, um sich geruhsam ins Bett zu legen. Als Julias Vater dann anrief, half er ihm vorgeblich, Julia zu suchen.»
    Tanja drehte weiter an ihrer Kaffeetasse. «Was mir immer noch nicht klar ist: warum das Ganze? Warum hatte er es auf Julia abgesehen? Was hatte er davon? Ging es ihm um Macht? Hat er sie gehasst? Oder hatte er einfach Freude an der Intrige?»
    Susanne, die etwas sehnsüchtig nach ihrem Springteufelchen Ausschau gehalten hatte, wurde plötzlich nachdenklich. «Mir will da etwas einfallen, ich komme nur nicht drauf.»
    Arne kicherte: «Aufmerken, geistliche Intuition!»
    Susanne wehrte ärgerlich ab. «Sei doch mal ruhig, sonst entgleitet mir alles. Ich versuche mich an etwas zu erinnern, das Julias Mutter mir gesagt hat. Warte mal, ja genau! Frau Moll erzählte mir, dass ihre Mutter, Frau Berger, sie aus unerklärlichen Gründen enterbt hat. Deshalb müsse sie das Haus wohl bald verkaufen. Ich habe da nicht nachgefragt, aber jetzt fällt mir ein: das bedeutet ja wohl, dass ihre Eltern nicht Julias Erben sind, wie es eigentlich normal wäre, sondern dass die Großmutter wahrscheinlich festgelegt hat, dass Julia ihren Eltern nichts vererben darf, sondern in ihrem Todesfall alles an ihren Sohn Michael fällt.»
    Tanja hatte sich gespannt nach vorne gelegt. «Das klingt aber höchst interessant. Warum hast du uns das vorher nicht erzählt?»
    Susanne schnappte ein. «Woher sollte ich denn wissen, dass das für euch interessant ist? Außerdem erzähle ich ja nicht einfach so alles weiter, was mir Menschen anvertrauen! Ich bin ja schließlich Pfarrerin!»
    Tanja winkte beschwichtigend. «Schon gut, erzähl mal weiter.»
    Susanne war immer noch ein bisschen beleidigt. «Ich bin doch keine Schwatzdrossel. Na gut, aber eigentlich war das schon alles. Als Frau Moll mir das mit dem Haus erzählte, da habe ich nicht weiter darüber nachgegrübelt, sondern einfach das Ehepaar Moll bedauert, das aus dem schönen Haus ausziehen muss. Frau Moll selbst hat ja ihren Bruder in den höchsten Tönen gelobt und ihn mit Sicherheit nicht in Verdacht gehabt.»
    Arne trommelte mit seinen Fingern auf der Sofalehne. «Das heißt, die alte Frau Berger hat mit ihrem Testament quasi Julias Todesurteil unterschrieben, ohne es zu wollen. Michael wollte das ganze Erbe, und deshalb musste Julia sterben. Die Intrigen sollten verwirren und die Spur zu ihm verwischen.»
    Tanja nickte. «Fast hat das ja auch geklappt.»
    Arne fuhr fort: «Vielleicht hoffte Berger auch, Julia so zu verstören, dass sie sich das Leben nimmt, das wäre ihm zuzutrauen. Oder er wollte den Mord an ihr als Selbstmord tarnen. Als er mitbekam, dass Julia Susanne anrief, musste er sofort handeln. Ich denke mal, dass er im Haus Julias Anruf mithörte.»
    Susanne blickte von Tanja zu Arne. «Könnt ihr ihm das denn wirklich nicht nachweisen?»
    Arne schüttelte bedauernd den Kopf. «Ich finde das zwar absolut einleuchtend, dass Berger der Täter ist. Aber beweisen können wir es nicht. Wir können ihm genau genommen gar nichts nachweisen. Wenn er morgen wieder auftaucht, dann können wir ihn

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