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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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Präsidium, das ist sicherer als bei dir zuhause, und fahr sofort hin, halte nirgendwo sonst, das ist ein Befehl!»
    «Spinnst du?»
    «Nein, ich spinne nicht, und wenn dir dein Leben etwas wert ist, dann tu, was ich dir sage: FAHR SOFORT ZUM PRÄSIDIUM!» Tanja hatte zum Schluss gebrüllt. Wie konnte ihre Freundin nur so stur und begriffsstutzig sein, Tanjas Stimme war heiser vor Verzweiflung. Doch Susanne schien es zu dämmern, dass Tanja gute Gründe hatte und dass es ihr bitterernst war.
    «O.k., ich fahre sofort zum Präsidium», klang es erstaunt aus dem Hörer.
    Tanja sah Arne an. «Ich beruhige mich erst, wenn sie im Polizeipräsidium angekommen ist.»
    Arne lenkte den Opel zurück in die Moltkestraße. «Dann erklärst du uns mal, was los ist.»
    «Mach ich, aber vorher muss ich noch mal mit Susanne sprechen.»
    «Hertz», antwortete die kurz darauf.
    «Susanne, wo sollte denn dein Notfall stattfinden?»
    «Im alten Zollhafen», entgegnete Susanne kurz angebunden. Sie war immer noch ein bisschen eingeschnappt, Dr. Kremer und eine brüllende Tanja, das war etwas viel für eine knappe halbe Stunde.
    «Und wo da genau?»
    «Das hat die Leitstelle nicht gesagt. Ich würde mich schon zurechtfinden.»
    «Von wegen Leitstelle … das glaube ich gerne, dass du da etwas gefunden hättest. Wir kümmern uns jetzt mal um deinen Notfall. Und du, du fährst gefälligst ins Präsidium!»
    «Ich biege gerade schon in die Goethestraße ein!»
    «Dann ist es ja gut.» Tanja griff zum Funk. «Großeinsatz, wir sperren den alten Zoll- und Binnenhafen ab. Jeder, der rauswill, muss sich ausweisen, keiner darf rein. Alle verfügbaren Wagen sofort zum Zoll- und Binnenhafen!»
    Arne wendete wieder den Opel. «Da ist der Mörder?», fragte er Tanja.
    «Ich bin mir ganz sicher», antwortete die knapp. «Und, nur der Vollständigkeit halber, frage ich gerade einmal bei der Leitstelle nach, ob es vielleicht doch eine Notfallmeldung vom Zollhafen gab.»
    Es gab keine.
    * * *
    Zwei Stunden später trafen sie eine entnervte Susanne im Polizeipräsidium. Die Absperrung des alten Zoll- und Binnenhafens hatte keinen Erfolg gezeigt. Sie hatten zwar unzählige Menschen kontrolliert und sich deren Namen notiert, jede Wohnung, jedes Büro und jeden Kellerraum, jede Abstellfläche und sogar die Schiffe durchsucht, aber keine Person angetroffen, die einen Bezug zum Fall Julia Moll gehabt hätte. Alle Daten wurden natürlich noch sorgfältig überprüft.
    «Als das Vögelchen gemerkt hat, dass du nicht kamst, hat es Verdacht geschöpft und ist ausgeflogen», meinte Tanja. «Es war ja alles auch ganz schön gewagt. Aber er oder sie hat ja schon vorher einiges gewagt, und mit Erfolg. Wenn es diesmal wieder geklappt hätte, wäre es der perfekte Mord gewesen – oder besser: die perfekten Morde. Du wärst uns als Wasserleiche entgegengetrieben und wir hätten gedacht, dass du dir aus Verzweiflung über den Mord an Julia und wegen der alten Sache auf Malta das Leben genommen hast.»
    Susanne schaute von Tanja zu Arne. «Wovon sprecht ihr eigentlich? Ich verstehe gar nichts!»
    Arne blickte Susanne nachdenklich an. «Wir sprechen davon, dass du zum Sündenbock im Fall Julia Moll bestimmt warst. Deine Taten hast du ja bereits gestanden.»
    «Wie bitte?» Susanne war entsetzt.
    «Hör dir an, was bei uns eingegangen ist. Dein Geständnis.»
    * * *
    Fassungslos hörte Susanne kurz darauf ihre eigene Stimme: «Die Wahrheit muss ans Licht kommen. Wahrheit geht letztlich über alles. Ich bin verantwortlich für den Tod von Sven Rothermund. Ich habe mich an dem Jungen vergangen. Ich bin auch schuld am Tod von Julia. Das wird mir alles zu viel. Ich muss die Konsequenzen ziehen. Die Wahrheit muss ans Licht kommen. Ich bin verzweifelt und weiss, was ich jetzt tun muss.»
    «Ist das deine Stimme?», fragte Tanja.
    «Zweifellos», nickte Susanne. «Aber das habe ich nie gesagt! Wie kann das denn sein! Ich habe nie diese Sachen gesagt!»
    Arne schaute zweifelnd. «Und wie erklärst du dir das alles, es ist doch deine Stimme?»
    Susanne knetete ihre Finger und knabberte vor Konzentration auf ihrer Unterlippe herum. «Ja klar. Obwohl, meinst du, es gibt jemanden, der meine Stimme nachahmen kann? Lass es mich noch mal hören!», bat sie Tanja.
    Die spielte das Band wieder ab. «Das ist meine Stimme, mit meinen persönlichen Betonungen, auch dieser kleine rheinische Einschlag, den ich in der Stimme habe. Aber das habe ich wirklich so nie gesagt. Allerdings, wartet mal,

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