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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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gezupften Augenbrauen hoch.
    »Monika Silberschmidt?«, fragte Heiko.
    Die Dame nickte.
    »Polizei. Wir hätten da ein paar Fragen an Sie.«
    »Ist es wegen Jessica?«
    »Ja.«
    »Bitte. Ich wohne oben.« Sie ging voran, die Treppenstufen knirschten bei jedem Schritt. »Wundern Sie sich nicht, ich habe Besuch«, informierte sie und hielt die Wohnungstür, die aus Holz mit einer eingelassenen Milchglasscheibe bestand, einladend auf.
    »Lassen Sie sich nicht stö … «, sagte Lisa und verstummte, als sie sah, wer der Besucher war, der da auf dem hellroten Kunstledersofa unter einem kubistischen Kunstdruck von Picasso saß. »Herr Ehrmann.«
    Florian Ehrmann erhob sich und streckte den Kommissaren die Hand hin.
    »Aber ich muss mich wundern«, meinte Heiko.
    »Sie hier … «
    »Da gibt es nichts zu wundern«, ging Monika dazwischen. »Wir sind Freunde. Nicht mehr und nicht weniger. Kaffee?«
    Heiko und Lisa nickten und murmelten ein Dankeschön, und Monika verschwand in der Küche.
    »Nun, Herr Ehrmann … «, begann Heiko.
    Der junge Mann stützte seinen Kopf in die Hände und bürstete sich mit den Fingern durch seine Gelfrisur. »Wissen Sie, Sie dürfen das hier nicht falsch verstehen. Irgendwo muss ich doch hin.«
    »Sie könnten zu Ihren Eltern? Zu den Eltern Ihrer verstorbenen Freundin?«, schlug Lisa vor, und es klang etwas tadelnd.
    In der Küche surrte das Mahlwerk eines Kaffeevollautomaten.
    »Also, die sind ja schon recht, aber … na ja, so eng waren wir nicht, und die haben auch was gegen mich.«
    »Darf man fragen, warum?«
    Florian verschränkte die Arme vor der Brust und stach seine Finger ins Fleisch. »Dürfen Sie, ist ja kein Geheimnis und ist ja längst Vergangenheit, und irgendwie kann ich sie auch verstehen.«
    Monika kam und stellte vier weiße Designertassen auf den Tisch, dazu eine passende Zuckerdose und ein Milchkännchen. Lisa sah sich um. Die Einrichtung schien komplett von Ikea zu sein. Stylisch, aber billig. Heiko registrierte, dass Monika Florian, ohne zu fragen, drei Stück Zucker und keine Milch in den Kaffee tat. Die beiden kannten sich also sehr gut. »Also, ich hatte früher, quasi als Teenager, eine … nun, Techno-Phase, könnte man sagen, wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »So mit kleinen bunten Pillen und so?«, hakte Heiko nach.
    Florian nickte etwas beschämt. »Ja. Aber das ist vorbei, längst vorbei.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Und so was spricht sich halt rum, und das wissen die Eltern von der Jessica eben. Für die bin ich der Ex-Drogenkonsument, und das reichte schon, um mich als Schwiegersohn auszuschließen. Dabei machen das doch alle, oder etwa nicht?«
    Lisa schwieg und trank schwarzen Kaffee.
    »Nun, die meisten probieren es wohl mal, irgendwann in ihrem Leben … «, gestand Heiko dem jungen Mann zu, mehr, um ihm recht zu geben als weil er fand, dass er recht hatte. Er selbst hatte auch mal gekifft. Aber nur gekifft. Zwei-dreimal im Juze, mit fünfzehn, sechzehn. Das »Juze« war das Crailsheimer Jugendzentrum, in dem traditionell im unteren Stockwerk Cola getrunken und im oberen eifrig alles Mögliche geraucht wurde. Und der junge Heiko hatte dann schnell festgestellt, dass das nichts für ihn war. Manche kamen aber nicht wirklich los davon, er wusste von einem Kumpel von früher, der immer noch im »Juze« anzutreffen war, immer noch die Rastafrisur von früher hatte, immer noch mit Arafat-Tüchern rumlief und sich außerdem einen Großteil seines Hirns weggekifft hatte. Der arme Kerl hatte einfach den Absprung nicht geschafft. Insofern musste man Florian Ehrmann direkt Respekt zollen. Denn es zu lassen, kostete unglaublich viel Überwindung.
    »Hauptsache, Sie sind davon weg«, meinte Lisa und lächelte aufmunternd. Sie war wohl von der Drogenbeichte etwas peinlich berührt.
    »Und mit der Monika und mir, das ist rein platonisch. Wir sind halt Freunde.«
    Lisa rührte in ihrem Kaffee, obwohl darin eigentlich nichts war, was man verrühren musste. Sie legte den Löffel weg und fragte: »Bei der Vorgeschichte? Also entschuldigen Sie, aber ich an Ihrer Stelle«, sie nickte Monika zu, »könnte das nicht.«
    »Was heißt Vorgeschichte.« Monika warf bedächtig ein Zuckerstück in ihre Tasse. »Unsere Beziehung war schon vorher kaputt. Klar war ich wütend, aber das war wohl eher … «, sie schien nach dem passenden Ausdruck zu suchen, »Besitzdenken. Kennen Sie so was?«
    Lisa dachte nach. Ja, das war ihr auch schon passiert. Trotzdem. »Also ich kann ja

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