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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Stammkunden noch gar nicht. Bernhard Hofmeister, den schauen wir uns als nächstes an!«, bestimmte Heiko.
     
    Nach einem schnellen Mittagessen im Eberl-Restaurant fuhren die beiden nach Wollmershausen, wo der Stammkunde wohnte. Wollmershausen war ein kleines, ein sehr kleines Dorf noch hinter Tiefenbach. Es bestand aus vielleicht 30 Häusern, die auf nur zwei Straßen verteilt waren. Nahezu jedes Haus hatte einen schmucken Bauerngarten, die Einwohner schienen um die üppigste Blütenpracht zu wetteifern. In jedem Garten glühten herbstliche Blumen, überwiegend schwer duftende Rosen und leuchtende Astern, in allen Farben. Nahe am Ortseingang befand sich links eine rosafarbene Gastwirtschaft, die augenscheinlich schon lange geschlossen war. Genau hier war die angegebene Adresse. Eine Klingel gab es nicht, stattdessen war die schwere Tür, die ganz hervorragend zu einer Gaststätte passte, nicht abgeschlossen.
    Heiko drückte die schmiedeeiserne Klinke herunter, öffnete die Tür halb und rief: »Hallo?« Im Flur war es dunkel und staubig. An der Stirnseite befand sich ein altes Buffet mit Geschirr und Nippes.
    »Hallo?«, rief Heiko nochmal, und die beiden Kommissare traten ein. Die Tür fiel laut schnarrend hinter ihnen ins Schloss. Endlich, nach einigen Sekunden, rührte sich etwas, und zwar über ihnen. Die Kommissare wandten sich nach rechts, der hölzernen Treppe zu. Oben stand ein Endvierziger mit wallenden, kinnlangen, schwarz gefärbten Locken. Er erinnerte Lisa frappierend an den Sohn des Haargelmagnaten aus dem »Prinzen aus Zamunda«, jenem Neunziger-Jahre-Klassiker mit Eddie Murphy.
    »Ja?«, kam es von oben mit säuselnder Tenorstimme, aber mit überaus misstrauischem Unterton.
    »Bernhard Hofmeister?«, fragte Heiko, und der Gestylte nickte.
    »Kriminalpolizei. Wir hätten da ein paar Fragen.«
    »Geht es um die liebe Jessi?«, wollte der Mann wissen. Seine Hände umklammerten das gedrechselte, antiquiert wirkende Treppengeländer jetzt noch fester.
    »Ja, ja, um Frau Waldmüller«, stimmte Lisa zu.
    Der Mann seufzte. »Kommen Sie doch herauf«, bat er.
     
    Wenig später saßen die beiden Kommissare in einem Wohnzimmer, das sie in diesem Haus niemals vermutet hätten. Ein enormes, schwarzes, sehr tiefes Ledersofa dominierte den Raum, das Ding war wohl eher zum Liegen als zum Sitzen gedacht. Ergänzt wurde die Couch durch einen dazu passenden Sessel, in dem man sicherlich wunderbar versinken konnte. Dazu kamen die obligatorische Hi-Fi-Anlage sowie ein metergroßer Plasma-Fernseher. Auf dem Couchtisch, der aus einer riesigen polierten Baumwurzel bestand, befand sich eine teuer wirkende Designerschale mit einem einzelnen grünen und irgendwie sauer aussehenden Apfel darin. Eine gläserne Vitrine an der Stirnseite des Raumes war vollgestopft mit gerahmten Fotos von – Hofmeister selbst?
    »Ich modele«, erklärte der Mann, und Heiko hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Ach«, machte Lisa und besah sich die Fotos genauer.
    Hofmeister halbnackt auf einem Sofa, Hofmeister im Sakko auf dem Catwalk einer Modenschau, Hofmeister süffisant lächelnd in Schwarzweiß.
    »Ich habe auch für den Friseursalon gemodelt, daher kenne ich auch die Jessi«, erläuterte der Mann und wies auf eine Broschüre, die aufgefächert in der Vitrine ausgestellt war. Er trug auf dem Foto die gleiche Frisur wie momentan und erinnerte nur noch mehr an den Prinz-aus-Zamunda-Daryl.
    »Möchtet ihr was trinken?«, fragte er, und Lisa und Heiko murmelten ein »Ja, gerne.« Hofmeister deutete auf das Sofa. Die Ermittler setzten sich folgsam, und das Leder knarzte. Der Mann verschwand in der Küche und kehrte kurze Zeit später mit einem Tablett mit drei Gläsern Cola zurück.
    »Sorry, ich hab nur Cola light, ihr wisst ja, der Job … «
    Lisa nickte verständnisvoll, griff brav zum Glas und trank. Heiko hingegen zögerte. Er hasste Spülwassercola. Er fand, dass Cola light irgendwie seifig schmeckte. Jedenfalls alles andere als genießbar. Trotzdem nahm er das Glas schließlich zumindest in die Hand, um nicht unhöflich zu wirken.
    »Sie kennen die Jessica also vom Friseursalon«, begann Lisa.
    »Vom Hairstylisten, ja«, korrigierte Hofmeister und nippte nachdenklich am Cola. »Wir waren praktisch Geschäftspartner, die Uschi und ich. Ich bin ihr Modell, ihr bestes, wie sie immer betont. Und die Jessi war ihre beste Stylistin. Das ist Jessis letzte Kreation.« Er schüttelte sein Haar, was Lisa nun auf groteske Art und Weise an

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