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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Hochregallager der Stadt, ein riesenhafter Koloss, der deutlich an den australischen Ayers Rock erinnert hätte, wäre da nicht das Firmenlogo gewesen, das das Bauwerk in vier Meter hohen Buchstaben zierte. Von weitem sah der Schriftzug trotzdem klein aus, selbst dann noch, wenn man unten stand und an dem Ding hoch schaute. »Wahnsinn«, staunte Lisa, und Heiko konnte nur zustimmen. Sie gingen um das Werkstattgebäude herum und passierten dabei mehrere Container und Arbeitsbühnen, die zu Werbezwecken dekorativ arrangiert waren. Ein polnischer LKW parkte vor dem Gebäude, die Räder fehlten und ein recht unglücklich wirkender Fahrer lehnte am Container.
     
    Durch eine verhältnismäßig kleine Tür betraten sie die Räumlichkeiten der Firma. Einen Pförtner gab es nicht, man war hier offenbar auf sich allein gestellt. Nach kurzem Suchen entdeckten die Ermittler schließlich ein Fenster in der Wand, das offenbar als Theke für die Kunden fungierte, und wurden von einem bärtigen, sehr resolut wirkenden Franken in die Werkstatt geführt, wo gerade der Junggeselle, Steffen Senglein, in einer Grube stand und mit dem Schraubenschlüssel in der Hand die Unterseite eines Siebeneinhalbtonners taxierte. Es roch nach Öl und Metallstaub, und jedes Geräusch hallte von der hohen Hallendecke wider. »Herr Senglein?«, begann Heiko. Der Mann wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah blinzelnd zu den Kommissaren hoch. Er erfüllte ganz das Klischee des ölverschmierten Mechanikers, wie Lisa feststellen musste. Seine ebenmäßigen Gesichtszüge waren schön, aber nicht model-schön, sondern männlich-schön. Unter seinem weißen T-Shirt zeichneten sich wohlgeformte Muskeln ab, und die blaue Latzhose vervollständigte den Eindruck. Er erinnerte ganz deutlich an den Kerl aus der Coke-Light-Werbung. Etwas verschämt senkte Lisa den Blick und hoffte inständig, dass sie nicht rot werden würde. Heiko warf ihr derweil einen prüfenden Blick zu und runzelte die Stirn. Mit einem eleganten Satz kletterte der Mann aus der Grube. Er wischte sich die – tatsächlich ölverschmierte – Hand an der Latzhose ab und streckte sie erst Heiko, dann Lisa hin.
    »Wie kou ii eich helfa?«, fragte er.
    Lisa grinste in sich hinein. Das würde der Coke-Light-Mann nun nicht sagen. Trotzdem. Ein erfreulicher Anblick, der Herr Senglein.
    »Wir haben da ein paar Fragen an Sie«, begann Heiko. »Sie haben doch die Frau Waldmüller gekannt?«
    Senglein nickte und zündete sich eine Zigarette an. Jetzt sah er wie der Marlboro-Mann aus, fand Lisa. Hach!
    »Schlimm, was mit der passiert ist. Mir ist es auch ganz arg, dass der Flo an dem Abend bei mir war und nicht … nun ja.«
    »Da brauchen Sie sich gar keine Gedanken zu machen«, beruhigte Lisa. »Ist ja nicht Ihre Schuld.«
    Der Mann zuckte die breiten Schultern.
    »Trotzdem haben wir den Eindruck, dass der Mörder wusste, dass Frau Waldmüller an diesem Tag ohne ihren Mann unterwegs sein würde«, fuhr Heiko fort. »Und jetzt interessiert uns, wer von den Leuten, die auf Ihrer Party waren, die Frau Waldmüller und den Herrn Ehrmann kennen.«
    Senglein schnaubte. »In Craalsa kennt jeder jeden, des wissa Sie doch aa.«
    Heiko gab ihm innerlich recht, wollte sich damit aber noch nicht zufrieden geben. Er zerrte die reichlich zerknitterte und wenig umfangreiche Liste, die sie mit Florian erstellt hatten, aus seiner hinteren Hosentasche und reichte sie Senglein.
    »Das ist mir auch klar, aber vielleicht können wir das Ganze ja doch ein bisschen eingrenzen. Und vielleicht erinnern Sie sich auch noch, wann die Leute ungefähr nach Hause gegangen sind?«
     
    Nach einer halben Stunde hatten sie einige Namen auf der Liste unterstrichen und noch welche dazugeschrieben. Da waren erstens die beiden Schulfreunde von Jessica, alte Verehrer, die beide auf der Party gewesen waren und von denen sie die DNA-Proben schon hatten. Soweit sich Senglein erinnern konnte, waren sie recht lange geblieben. Dann war da einer, der interessant erschien: Ein gewisser Björn Silberschmidt, offensichtlich der Bruder von Monika Silberschmidt. Ferner der Quasi-Schwager des Opfers, Mario Schuster, und Bernhard Hofmeister, ein Stammkunde von »Uschis Hairstyling«, der Jessica anscheinend immer als seine Lieblingshairstylistin bezeichnet hatte. Das war doch immerhin schon was. Besser als nichts, zumindest. Immerhin so, dass sie Anhaltspunkte hatten.
    »Und jetzt?«, fragte Lisa. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir kennen diesen

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