Trauerweiden
die Gard-Werbung aus den achtziger Jahren erinnerte, bei der eine Blondine zur Melodie von »Eagle« von Abba in Zeitlupe ihr Haar geschwenkt hatte: Schönes Haar ist dir gegeeeehben, lass es leeeehhben mihiit Gard! Die Kommissarin schüttelte sich innerlich. Dieser Typ ging gar nicht.
»Und wir waren ein gutes Team, die Jessi und ich. Wir haben schon einige Preise gewonnen.« Unwillkürlich stellte sich Lisa diese Prämierungsplaketten mit den Satinbändern vor, die man den Pferden nach gewonnenem Wettkampf immer in die Mähne klebte. Wie wohl Hofmeister mit einer solchen Plakette im wallenden Haupthaar aussähe?
»Und am Volksfestfreitag sind Sie auf der Junggesellenparty vom Steffen Senglein gewesen«, stellte Heiko fest.
Das Modell nickte. »Wissen Sie, eigentlich ist das ja nicht so mein Stil, das ist mir eigentlich zu barbarisch. Aber ab und zu kann man so was schon mitnehmen.«
»Ist Ihnen auf dieser Party denn irgendwas aufgefallen?«, fragte der Kommissar weiter.
Hofmeister lächelte beinahe entschuldigend. »Die hübsche Tänzerin«, witzelte er dann.
Lisa hob tadelnd die Augenbrauen.
»Und wie war denn Ihr Verhältnis zur Frau Waldmüller?«, wollte Heiko nun wissen. Er trank jetzt doch einen winzig kleinen Schluck Spülwassercola, weil er ziemlichen Durst hatte. Dann stand er auf und schritt die Reihe der Fotos ab. Vor einem blieb er stehen. Es zeigte das Mordopfer und Hofmeister in inniger Umarmung mit einem Pokal in der Hand.
»Ja, das … «, kam von Hofmeister. »Also, Sie dürfen es niemandem sagen, versprechen Sie mir das?«
Heiko zuckte die Achseln. Kam ganz darauf an. Der Mann schien sein Achselzucken jedoch als Zustimmung zu werten.
»Also die Jessi und ich … wir … wir waren zusammen.«
Heiko schluckte. Ein solch offenes Geständnis hatte er nun nicht erwartet. »Wie, zusammen?«, fragte er nach.
»Ja, zusammen zusammen halt.«
»Aber die Frau Waldmüller war doch mit dem Herrn Ehrmann liiert?«, hielt Lisa dagegen und überlegte gleichzeitig, ob sie hier vielleicht den Vater des Kindes vor sich hatten.
Hofmeister winkte ab und lehnte sich graziös in seinem Sessel zurück. »Sie wollte ihn verlassen und zu mir ziehen.«
»Hatten Sie das mit ihr so ausgemacht?«, fuhr Heiko fort.
Hofmeister blies sich eine Strähne aus dem Gesicht und sagte dann: »Nicht direkt.«
»Wie, nicht direkt?«
»Sie hat es nicht gesagt. Aber ich konnte es in ihren Augen lesen.«
Die Kommissare wechselten einen schnellen Blick. Ah ja. »Wie lange wart ihr denn schon ein Paar?«, machte Heiko weiter.
Hofmeister wickelte nachdenklich eine Strähne um seinen Finger. »Das … ja, also das war schon länger … irgendwie hat sich das so entwickelt. Wisst ihr, ich bin jetzt nicht zu ihr hin mit einem Zettel, auf dem »Willst du mit mir gehen« stand oder so. Wir haben uns einfach immer schon gut verstanden, und da … ja … hat sich das eben so entwickelt.«
Lisa fasste einen Entschluss. »Wussten Sie, dass Frau Waldmüller schwanger war?«
In Hofmeisters Hirn arbeitete es sichtbar. Sein Mund zuckte, bevor er antwortete. »Ja, also ja, ähm, das wusste ich.«
Heiko machte ein »Hm«.
Pause.
Dann meldete sich wieder Lisa. »Und könnte es sein, dass Sie der Vater sind?«
Hofmeister sah auf seine manikürten Nägel. »Ja, das wäre schon möglich.«
»Gesagt hat die Frau Waldmüller Ihnen das aber nicht?«, insistierte Heiko.
Hofmeister schüttelte den Kopf. Heiko kramte in seiner Jackentasche.
»Hätten Sie was gegen einen DNA-Test?«, fragte er und förderte eines dieser Röhrchen mit dem wattestäbchenartigen Konstrukt zu Tage.
»Warum?«
»Nun, um festzustellen, ob Sie der Vater des Kindes sind«, beeilte sich Lisa zu versichern.
Ein Strahlen breitete sich auf Hofmeisters Gesicht aus. »Natürlich nicht«, meinte er dann und sperrte den zahnarztwerbungstauglichen Mund auf.
»Also, irgendwas stimmt doch mit dem nicht«, behauptete Lisa, als sie wieder im Büro saßen. Sie hatten Uwe gleich den DNA-Test zur Analyse hochgebracht. Heiko nahm einen Lapislazuli in die Hand und streichelte ihn gedankenverloren. »Ich finde ihn auch komisch. Wie der gestottert hat, als wir gefragt haben, wie lange sie schon zusammen waren.« Lisa nickte. »Und gelogen hat er auch. Ich wette, dass der nicht gewusst hat, dass die Jessica schwanger war.«
Lisa stellte die beiden Teller auf den Tisch. Heiko fixierte den Kater, der missmutig aus einer Ecke herüberäugte. Es war unglaublich, wie
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