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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wurden mit Sensoren versehen.
    Wir hatten den Kindern nichts von Konrad Beezo, Punchinello und den Gewalttaten erzählt, die diese Männer begangen hatten. Auch ihre Drohungen hatten wir verschwiegen. Annie, Lucy und Andy waren viel zu jung, um diese makabre Geschichte in irgendeiner Weise zu begreifen oder damit belastet zu werden. Das Gruseligste, womit sie in ihrem Alter fertig werden konnten, war ein Monster im Kleiderschrank – oder auch drei.
    Wir überlegten, ob sie womöglich etwas von irgendwelchen Spielkameraden gehört hatten. Das war jetzt unwahrscheinlich, denn sie spielten nie mit anderen Kindern, wenn wir nicht in der Nähe waren.
    Da wir nie das Gefühl gehabt hatten, uns darauf verlassen zu können, dass Konrad Beezo tot war oder in der Klapsmühle vermoderte, war einer von uns immer bei den Kindern geblieben, wenn sie mit anderen zusammen spielten. Oft waren auch noch Mom, Dad oder beide dabei. Wir schauten zu, wir hielten die Ohren offen. Bestimmt hätten wir etwas mitbekommen.

    Vielleicht war Andy im TV, zum Beispiel in einem Zeichentrickfilm, auf einen bösen Clown gestoßen. Obwohl wir Acht gaben, was das Vor-der-Glotze-Hängen der Kinder anging – um sie vor einem Medium zu beschützen, das geradezu versessen zu sein schien, sie auf hundert verschiedene Arten zu verderben –, hatten wir womöglich irgendwann doch nicht aufgepasst, und das leicht zu beeindruckende Kind hatte einen Clown mit Kettensäge gesehen.
    Was den Ursprung seiner Furcht anging, gab uns Andy keinerlei Hinweise. Aus seiner Sicht war die Lage einfach:
    Da war ein Clown.
    Der Clown war böse.
    Der böse Clown wollte ihn fressen.
    Der böse Clown versteckte sich in seinem Schrank.
    Wenn er einschlief, knabberte der böse Clown an ihm.
    »Könnt ihr ihn denn nicht riechen? «, fragte Andy.
    Wir rochen nichts.
    Trotzdem brachten wir an der Innenseite seiner Schranktür ein eindrucksvolles Schild an, um den kannibalischen Clown abzuschrecken. Wir schenkten Andy einen Teddybär namens Hauptmann Kuschel, einen Kameraden von Leutnant Knuddel. Außerdem bekam er seine eigene spezielle Monstervernichtungslampe mit einem großen Schalter für kleine, unsichere Hände.
    Zusätzlich zum Einbau der Alarmanlage kauften wir mehrere Dosen Pfefferspray und versteckten sie überall im Haus an Stellen, die hoch genug waren, um außerhalb der Reichweite der Kinder zu sein. Wir erwarben vier Elektroschockpistolen und verteilten sie auf ähnliche Weise. Haustür, Hintertür sowie die Tür zwischen Küche und Garage statteten wir mit zusätzlichen Riegeln aus.
    Weil Opa es in seinen Prophezeiungen versäumt hatte, den 12. Januar 1998 zu erwähnen – den Tag, an dem Beezo versucht
hatte, Lorrie zu entführen, das Kind eigenhändig auf die Welt zu holen und mit ihm zu verschwinden –, und nur den neunzehnten genannt hatte, als unser Haus niedergebrannt war, mussten wir annehmen, dass es womöglich wieder einen weiteren schlimmen Tag gab, der in Verbindung mit dem dritten genannten Datum stand. Deshalb mussten wir uns schon mindestens zwei Wochen vorher in einen Zustand wohl überlegter Paranoia versetzen.
    Wir hatten fast vier Jahre des Friedens und der Normalität genossen. Nun, als der dritte der fünf Tage nahte – Montag, der 23. Dezember 2002 –, spürten wir, wie ein langer Schatten auf uns fiel, ein Schatten aus einer anderen Zeit, der seinen Ursprung am 9. August 1974 hatte.

43
    Ich liebe Weihnachten und bin ein geschätzter Kunde sämtlicher Läden, in denen Flitterkram und Festtagsschmuck angeboten werden.
    Von Ende November bis Anfang Januar steht auf unserem Dach, gleich neben dem Schornstein, ein lebensgroßer, angestrahlter Weihnachtsmann mit seinem Gabensack und winkt den Passanten zu.
    Schornstein, Dachtraufen, Fenster und Verandapfosten unseres Hauses sind mit so vielen mehrfarbigen Lichterketten geschmückt, dass wir zweifellos selbst für die Astronauten im Orbit sichtbar sind.
    Im Vorgarten ist auf der einen Seite des Wegs zur Haustür eine opulente Krippe mit der Heiligen Familie, den Heiligen Drei Königen, mehreren Engeln und Kamelen aufgestellt. Ein Ochs, ein Esel, zwei Kühe. Ein Hund, fünf Tauben, neun Mäuse.
    Auf der anderen Seite des Wegs stehen Wichtel, Rentiere, Schneemänner, Sternsinger. Alle sind mechanisch, motorisiert, in Bewegung. Sie lassen eine gedämpfte Symphonie aus tickenden Uhrwerken und summenden Transformatoren ertönen.
    An unserer Haustür hängt ein Adventskranz, der möglicherweise schwerer

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