Traumfabrik Harvard
stammenden, sehr
erfolgreichen Unternehmer und Erfinder gegründet, der selber nur zwei Jahre zur Schule gegangen war, widmete sich »die Union«
anfangs der Erwachsenenbildung in technischen Fächern und Architektur sowie der Qualifizierung von Frauen für die neuen Büroberufe
oder in der Photokunst. Trotz hoher Reputation hatte sie wirtschaftlich stets zu kämpfen, weil sie weder Studiengebühren verlangen
durfte und weder Lizenzeinnahmen noch
research
grants
oder Zuwendungen aus der Wirtschaft bekam und lange Zeit nur ein winziges Vermögen besaß. Ihr laufender Haushalt war und ist
chronisch defizitär, 2007 mit 35 Millionen Dollar. Dank ihres Grundbesitzes konnte die Cooper Union in den letzten Jahren
allerdings so glänzende Geschäfte machen, dass ihr
endowment
– 2002 belief es sich auf 138 Millionen Dollar – in nur fünf Jahren auf 600 Millionen anwuchs. Da sie als gemeinnützige Einrichtung
keine Grundsteuer zahlen muss, kann sie beträchtliche Gewinne realisieren, wenn sie ihre Grundstücke zur Erbpacht an Immobilien-Firmen
vergibt, die darauf luxuriöse Bürogebäude wie das berühmte Chrysler Hochhaus erstellen. In jüngsten Verträgen für neu zu errichtende
Komplexe sicherte sich die Cooper Union neben hoher Pacht sogar großzügige Räumlichkeiten darin – zur unentgeltlichen Nutzung,
versteht sich (
New York Times
, 13.2.2008).
Auch öffentliche Hochschulen lassen kaum etwas unversucht, um ihre finanziellen Spielräume zu erweitern. Die University of
Delaware zum Beispiel betreibt ein einträgliches Geschäft mit einem Hotel mit 116 Zimmern, das sie nicht nur besitzt, sondern
auch selbst führt, allerdings unter dem Label von Marriott Courtyard und mit einer 25-prozentigen Beteilung der Muttergesellschaft.
Verlockend daran war nicht nur die Aussicht auf zusätzliche Einnahmen. Dank großzügiger langfristiger Förderung durch die
Industriellenfamilie Du Pont (der Hauptsitz des Chemiekonzerns liegt in Delaware) und eines Vermögens von 1,4 Milliarden Dollar
wäre die Universität darauf nicht dringend angewiesen. Das Hotel hat mehr zu bieten, nämlich zusätzliche Optionen in der Hochschulausbildung
und ein interessantes Koppelgeschäft. Einerseits dient es als Labor oder Praxisfeld für das Studienprogramm »Hotel, Restaurant
and Institutional Management«. Zum anderen enthält es ein Konferenzzentrum, das die Tagungskapazitäten der Universität erweitert
und sich auch fremdvermieten lässt. Spielen die beiden Tagungsstätten der Universität bereits jährlich gut vier |218| Millionen Dollar ein, soll das Hotel noch ein paar zusätzliche Dollars bringen (
New York Times
, 18.8.2004).
Die wohl kurioseste Blüte der finanziellen Umtriebigkeit und Findigkeit amerikanischer Hochschulen ist ein exklusiver Service,
den eine Reihe privater Einrichtungen ihren Alumni anbietet: Für 2.000 bis 3.000 Dollar können sie auf dem Campus ihrer
alma mater
in einem gepflegten Columbarium, einer Urnennische, ihre ewige Ruhestätte finden. Die University of Richmond, ein
liberal arts college
in Virginia, und die katholische Notre Dame University haben bereits jeweils für 3.000 Angehörige ihrer »community« Platz
geschaffen, die sich in einer Zeit abnehmender religiöser und familiärer Bindungen der Hochschule auch über ihren Tod hinaus
verbunden wissen wollen und dort einen letzten Zufluchtsort suchen. »Returning to that place as a final resting place can
be a very powerful motion«, meint der Präsident eines kleinen
liberal arts college
aus Conway, Arkansas (
New York Times
, 18.5.2007). Wirtschaftlich rechnet sich die Sache zwar kaum, weil die Nachfrage eher schleppend anläuft. Aber die Symbolkraft
des Angebots wiegt umso schwerer – neben der Hoffnung auf eine Art Schneeballeffekt. Denn wenn die Angehörigen oder Freunde
von Verstorbenen die Grabstätte besuchen, so der Kalkül, könnten sie ja geneigt sein, der Hochschule eine Spende dazulassen,
sei es aus Rührung angesichts eines so starken »final commitment«, sei es, weil ihnen der Campus gut gefällt.
Trotz ihrer chronischen Finanznot sind amerikanische Hochschulen aber nicht bereit, für Geld alles zu tun. Für die meisten
non-profits
gibt es Schmerzgrenzen, die mit ihrem starken Streben nach Autonomie und einem tief verankerten akademischen Ethos zusammenhängen.
Das musste einer der reichsten Unternehmer der USA, Alfred A. Mann, erfahren, als er 2006 zwei Milliarden Dollar
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