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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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verdrängen. In der Ausgabe 2008 steht die UC Berkeley als beste
     staatliche Forschungsuniversität auf Platz 21, dicht gefolgt von der University of Viginia auf 23 und UC Los Angeles sowie
     UM Ann Arbor gemeinsam auf Position 25. Ganz oben kommt es immer wieder zu kleinen Verschiebungen in der Reihenfolge, aber
     die Kandidaten sind bestens bekannt. Buchmacher gehen leer aus. Wodurch nun zeichnen sich die privaten
research universities
in diesem Elite-Club jenseits der Tatsache aus, dass alle selektiv sind, eine
liberal education
anbieten, viel Geld und noch mehr Selbstbewusstsein besitzen und extrem hohe Studiengebühren verlangen?
    Zunächst einmal durch ihr Alter: Unter den 20 erstplatzierten befindet sich nur eine Hochschule, die erst im 20. Jahrhundert
     gegründet wurde oder, besser gesagt, ihren Betrieb aufnahm: Die Rice University in Houston, Texas (Platz 17). Sieben können
     auf eine lange Geschichte zurückblicken und führen sich auf Colonial Colleges zurück, die bereits vor der amerikanischen Unabhängigkeit
     existierten. Das sind die sieben Schwestern mit den klangvollsten Namen: Princeton, Harvard, Yale, die University of Pennsylvania 38 , Columbia, Dartmouth und Brown. Für ihre
ivy league
brauchten sie noch eine achte, nicht allzu weit entfernt gelegene Hochschule ihres Kalibers – und fanden sie in der 1865 in
     Upstate New York gegründeten Cornell University. Die sportliche Seite des Clubs ist bis heute präsent. Alle
ivy leagues
lassen sich die Pflege semiprofessioneller Teams in vielen verschiedenen, populären und auch weniger populären Sportarten
     viel kosten. Nicht nur die Hochschulleitungen und Alumni verfolgen aufmerksam, wie sie sich in den Tabellen jeweils machen.
     Was für England die Ruderregatten zwischen Oxford und Cambridge bedeuten, sind die Footballspiele zwischen Harvard und Yale
     für Amerika: Hoch ritualisierte jährliche Schlagabtausche zwischen den besten Universitäten des Landes (jedenfalls halten
     sich beide dafür), eine große Gaudi für zehntausende Zuschauer und Studenten, die sich in den Farben ihrer Hochschule kleiden
     und die jeweils andere mit flotten Sprüchen auf Bannern und T-Shirts heruntermachen: »Harvard sucks« – Harvard ist grottenschlecht,
     lautet etwa der Schlachtruf der Yalies. Weniger symbolisch aufgeladen, aber nicht |110| minder beliebt und spannungsvoll sind Turniere in Basket- und Volleyball, Tennis, Lacrosse und neuerdings auch Soccer (Fußball).
    Unter den übrigen zwölf Ranking-Spitzenreitern gehören vier zum neuen Typus der Forschungsuniversitäten, die schwerreiche
     Stifter ab den 1870er Jahren in die amerikanische College-Landschaft pflanzten: Stanford, Chicago, Johns Hopkins und Vanderbilt.
     Die übrigen wurden meist um die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, drei davon – Duke, Northwestern und Emory – mit maßgeblicher
     Unterstützung und auf Initiative von Methodisten, und eine, Notre Dame, in Trägerschaft der katholischen Kirche. Mit Ausnahme
     letzterer ist von den christlich-religiösen Wurzeln vieler privater Elite-Unis kaum noch etwas zu sehen oder zu spüren. Dennoch
     ist es bemerkenswert, dass nur ein Viertel von ihnen explizit weltliche Gründungen waren, die mit geballter wissenschaftlich-technischer
     Kompetenz zur Verbesserung des bürgerlichen Lebens beitragen sollten: CalTec, MIT, Washington in St. Louis, Cornell und Rice.
     Bis heute bilden Technische Hochschulen, beziehungsweise solche, die eindeutig technisch ausgerichtet sind oder einen Schwerpunkt
     in den technisch-naturwissenschaftliche Fächern haben, eine Minderheit in der Spitzengruppe amerikanischer Universitäten.
     Prestigemäßig haben sie allemal einen
malus
– sie genießen Respekt, man weiß um ihre Leistungen und um deren Bedeutung. Doch in der Hackordnung auf dem akademischen Hof
     werden sie auf absehbare Zeit nicht die prächtigsten Hähne stellen, weil diese dem gängigen Verständnis nach nicht nur nach
     Patenten, sondern vor allem in den
liberal arts
krähen sollen.
    Mit den acht
ivy leagues
ist zugleich der Nordosten der USA als geographisches Zentrum der Elite-Hochschulen markiert. Deutet dies auf ein gemäßigtes
     Klima hin, entspricht dem ihre moderate Größe: Nur eine von ihnen, Columbia, zählt mehr als 20.000 Studenten, fünf haben weniger
     als 8.000: Princeton, das CalTec, Dartmouth, Brown und Rice. Der Median liegt bei 12.000, und die bekömmliche Betriebsgröße
     für
undergraduates
scheint sich irgendwo

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