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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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unwahrscheinlich.

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College als Lebensform
    Was nun das zweite charakteristische Merkmal des
American college
angeht, das Wohnen und Leben der Studenten auf dem Campus, gibt es wiederum eine Fülle unterschiedlicher Varianten und Verbindlichkeitsgrade.
     Zwei gegenläufige Trends verwischen das vor wenigen Jahrzehnten noch ziemlich homogene Gesamtbild. War das »on-campus living«
     während der 1960er Jahre noch der Normalfall (Oakley 1992), gilt das inzwischen schon deshalb nicht mehr uneingeschränkt,
     weil der Anteil von Teilzeitstudenten an allen
degree awarding institutions
von damals gut 30 Prozent auf knapp 45 Prozent Mitte der 1990er Jahre anstieg; 2003 betrug er noch 39 Prozent (NCES 2006:
     Tab. 175). Zudem war das »on-campus-living« bei den Studenten nicht immer angesagt, sondern durchlief verschiedene Konjunkturen.
     War es in den 1970er Jahren völlig außer Mode gekommen und sogar schon als Auslaufmodell abgeschrieben, erfreut es sich derzeit
     einer neuen Blüte – »dorm life« ist plötzlich wieder »in«. Ausgerechnet seine härteste Variante, das
residential college
mit Mehrbettzimmern und Rund-um-die-Uhr-Betreuung in einer »academic community«, steht hoch im Kurs. 64 Weil sich immer mehr Hochschulen eine Bereicherung ihrer Ausbildungsprogramme davon versprechen, wogt seit 2000 eine Welle
     von Neu- und Erweiterungsbauten für diese Art von Wohnheimen durchs Land. Als erste öffentliche Hochschule der USA führte
     die Murray State University in Kentucky 1996
residential colleges
für alle ihre etwa 8.500
undergraduates
ein, und inzwischen haben sich sogar einige der riesigen Tanker von der Euphorie anstecken lassen: Im Herbst 2007 eröffneten
     die Michigan State University und |149| Louisiana State University ihre ersten
residential colleges
, und viele andere Hochschulen aus diesem Marktsegment sind dabei, es ihnen nachzutun.
    Das alljährlich erhobene demographische Profil der Erstsemester zeigt, dass entgegen allen Unkenrufen eine große Mehrheit
     von ihnen studentisches Leben weiterhin mit »college housing« gleichsetzt. Von den 272.036 im Herbst 2007 Befragten wollten
     80,3 Prozent im gerade begonnenen Semester in einer »residence hall« ihres College wohnen und nur 13,4 Prozent bei Eltern
     oder Verwandten (
Chronicle,
1.2.2008: A23). 65 Viele Wohnheime werden von Studenten selbst verwaltet. Manche bieten nicht mehr als eine Unterkunft, andere bemühen sich
     um ein reges sportliches, kulturelles oder geselliges Angebot, und einige bieten sogar wissenschaftliche Veranstaltungen an.
     Wie viele Studenten in den Genuss oder vielleicht auch die Qual eines
residential college
kommen, ist nicht bekannt. Daten über die Zahl von Plätzen, ihre Lokalität und Eigenschaften liegen nicht vor. Zwar findet
     man Wohnheime dieses Typs sehr viel wahrscheinlicher unter Hochschulen des »Name Brand«-Segments, aber auch dort unterhalten
     längst nicht alle ein flächendeckendes System für die Unterbringung und Bespielung ihrer Studenten. Ob und inwieweit die Aufgaben
     der
residential
colleges
über das organisierte Zusammenleben mit eigener Mensa, Muckibude, Clubs und kulturellen Veranstaltungen hinausgehen, variiert
     ebenfalls von Ort zu Ort.
    Im Unterschied zu Oxford und Cambridge, den großen Vorbildern für dieses Studien- und Erziehungsmodell, war und ist allerdings
     in Amerika keines davon für die Ausbildung der Studenten zuständig. 66 Eher den Bursen der alteuropäischen Universitäten nachgebildet, bieten sie den oft blutjungen Studenten ein »home away from
     home« (Boyer 1987) mit mal mehr, mal weniger akademischen Komponenten. Hauptamtliche »Deans« – meistens Post-Docs mittleren
     Lebensalters – und professorale »Masters«, beide im College wohnhaft, sorgen sich »in loco parentis« (an Eltern statt) um
     das Betragen, Wohlergehen und Coaching der studentischen Zöglinge. 67 Die wiederum üben sich im
residential college
in ein eigenes Leben getrennt von Herkunftsfamilie und bisherigen Bindungen ein – und zwar kollektiv, beschleunigt und unter
     Dauerbeobachtung durch
peers
. Zweibettzimmer für
freshmen
und
sophomores
(Studenten im zweiten Studienjahr) verstehen sich von selbst,
partying
, Rudelgehabe und Liebschaften sowieso. Jugendherberge und Erlebnispark, akademischer Parcours und Ertüchtigungsanstalt –
     von allem hat das
residential college
etwas zu bieten. Hier trainiert man Durchsetzungsfähigkeit, absolviert schmerzhafte

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