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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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Ballsportfelder. Sport wird groß geschrieben, gefordert und gefördert
     – aber nicht als fröhliches Ringelreih, sondern in Form eines disziplinierten Wettkampfs mit anderen oder gegen sich selber,
     in dem
sportsmanship
erlebt und praktiziert werden soll. Aktive sportliche Betätigung ist inzwischen nirgendwo mehr explizit im Curriculum gefordert,
     bildet aber dennoch eine wichtige Komponente der Collegeausbildung. Ist man doch davon überzeugt, dass körperliche und geistige
     Fitness Hand in Hand gehen und alle am Erlebnis des Sports, zu dem unbedingt auch das Team gehört, teilhaben sollten. Im Paket
     der
undergraduate experience
darf der Sport jedenfalls nicht fehlen, zumal sich darin Individualitätsstreben und
community
auf wunderbare Weise ergänzen.
    |152| Auch die kulturelle Peripherie des
undergraduate college
kann sich sehen lassen. Wir hatten schon darauf hingewiesen, dass Elite-Unis seit einigen Jahren darum wetteifern, den schönen
     Künsten und der Musik mehr Raum auf dem Campus zu geben. Auch »Debating clubs« und studentische Vereine, Filmvorführungen
     und Konzerte, politische Initiativen oder Vorträge, von den Studenten produzierte Tageszeitungen und Magazine – kurz alles,
     was die
community
bereichern kann, wird nach bestem Vermögen oft sehr großzügig gefördert. Projekte jeder Art (grob anstößige ausgenommen) sind
     hochwillkommen, und wie die prallvollen Campus-Gazetten demonstrieren, funktioniert das Zusammenspiel zwischen
top-down-
Ermunterung und Graswurzelinitiativen auch an finanziell nicht allzu gut ausgepolsterten Hochschulen offenbar hervorragend.
     Wollen sich Studenten um Förderpreise von Stiftungen oder gar um hochkarätige Stipendien wie Fulbright oder Rhodes in Oxford
     bewerben, unterstützt sie ihr College auch darin nach Kräften. Es macht sie mit den Finessen der Bewerbung vertraut, und schaffen
     sie es, bis in die Endrunde vorzustoßen, werden sie sorgfältig auf die Auswahlgespräche vorbereitet. Schließlich bedeutet
     es eine hohe Ehre für das College, wenn seine Studenten den begehrten Preis oder das umkämpfte Stipendium zugeprochen bekommen.
     Die Namen der Auserwählten werden wie bei der Oscar-Preisverleihung feierlich bekannt gegeben, und jede Hochschule kann in
     einer Liste sehen, wie sich ihre Kandidaten geschlagen haben und wie erfolgreich ihre Konkurrenten waren.
    »Career services« kümmerten sich ursprünglich nur um die erfolgreiche Berufseinmündung ihrer Absolventen, also um das Studienende.
     Inzwischen arbeiten sie bereits weit im Vorfeld, vermitteln Praktika während der Sommermonate, zunehmend auch internationale,
     organisieren in Abstimmung mit den akademischen Ämtern kurz- oder längerfristige Auslandsaufenthalte für fortgeschrittene
     Studenten, führen
leadership-
Programme durch und halten engen Kontakt zu Alumni, deren Erfahrungen und Netzwerke sie zum Wohl der jetzt noch Studierenden
     anzapfen. Und gar nicht mal selten vermitteln sie Studenten auch in soziale Dienste unterschiedlichster Art, funkionieren
     also als Schnittstelle zwischen vom College bereit gestellten Dienstleistungen und dem persönlichen
service
der Studenten.
    »Volunteer services« gehören zum festen Inventar der Amerikana. Aus Schulen und Colleges sind sie nicht wegzudenken. Bereits
     in der Mittelstufe werden Schüler dazu angehalten, und geht es dem Ende der Highschool entgegen, sind alle eifrig bemüht »to
     volunteer«, um die Erfolgschancen ihrer Bewerbung bei einem kompetitiven College zu verbessern. |153| Hervorragende Noten und Testergebnisse bilden nur eine notwendige Voraussetzung – das Sahnehäubchen liefern »extracurricular
     activities«. Hat man neben Sport, Musik oder Theater auch noch »civic engagements« bewiesen wie die unentgeltliche Arbeit
     in einer Suppenküche, einem Obdachlosenasyl oder in der Nachhilfe für lernschwache Kinder aus sozialen Brennpunkten, macht
     sich das hervorragend. So gaben 1998 fast drei Viertel aller Studienanfänger an, während der zwölften und letzten Schulklasse
     »volunteer work« geleistet zu haben (Colby 2003: 243). Und in seinem Bericht zur Lage der
undergraduate experience
konnte Ernest Boyer stolz vermelden »that the spirit of service is far from dead on our nation’s campuses« (1987: 214). Ein
     breites Angebot von »service programs« unterschiedlichster gemeinnütziger Organisationen lockt viele Studenten an, sich während
     des Semesters oder in den Monaten zwischen den

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