Traumfänger
glauben?
Immer mehr lernte ich die Verbindung zwischen Arzt und Patient schätzen. Wenn der Arzt nicht daran glaubt, daß ein Patient geheilt werden kann, kann allein diese Einstellung alle Bemühungen ins Leere führen. Schon vor langer Zeit habe ich gelernt, was es wirklich bedeutet, wenn ein Arzt seinem Patienten sagt, daß es für ihn keine Heilung gibt: Es heißt nämlich, daß der Arzt mit der ihm eigenen Ausbildung und Erfahrung über keine Information verfügt, die eine Heilung ermöglichen könnte. Daß die Krankheit unheilbar ist, heißt es deshalb noch lange nicht. Wenn es irgendwo einen Menschen gibt, der die gleiche Krankheit einmal überstanden hat, dann hat der menschliche Körper offensichtlich auch die Fähigkeit, sie zu heilen.
In einer langen Diskussion mit dem Medizinmann und der Heilerin lernte ich eine außergewöhnliche neue Einstellung zum Thema Krankheit und Gesundheit kennen. »Heilung hat überhaupt nichts mit Zeit zu tun«, sagten sie mir. »Der Heilungsprozeß und die Erkrankung sind eine Sache von Sekunden.« Ich interpretierte ihre Aussage so, daß der menschliche Körper auf der Ebene der Zellen ganz, harmonisch und gesund ist. Dann tritt plötzlich innerhalb von Sekunden eine erste Störung oder Anomalie in einem Teil einer Zelle auf. Es kann Monate oder sogar Jahre dauern, bis die ersten Symptome diagnostiziert werden. Heilung ist der umgekehrte Prozeß. Der Mensch ist krank, seine Gesundheit wird schlechter, und deshalb erhält er, je nachdem, in welcher Gesellschaft er lebt, irgendeine Form von Behandlung. Innerhalb von Sekunden verschlechtert sich der Zustand des Körpers nicht mehr weiter, und der erste Schritt zur Genesung ist getan. Die »Wahren Menschen« sind der Ansicht, daß wir nicht einfach willkürlich Krankheiten zum Opfer fallen. Nur über unseren Körper kann unser höheres, unsterbliches Bewußtsein mit dem individuellen Bewußtsein unserer Persönlichkeit in Verbindung treten.
Wenn wir gezwungen sind, unsere körperlichen Aktivitäten einzuschränken, können wir innehalten und erkennen, welche wirklich wichtigen Wunden wir heilen müssen: verletzte Beziehungen, abgrundtiefe Löcher in unserem Wertesystem, Tumoren von Angst, den zerfressenen Glauben an unseren Schöpfer, verhärtete Gefühle von Unversöhnlichkeit und vieles mehr. Ich mußte an die amerikanischen Ärzte denken, die in der Krebstherapie zunehmend mit Visualisierungsübungen arbeiten. Die meisten von ihnen sind bei ihren Kollegen nicht sonderlich beliebt. Ihr Ansatz ist zu »neu«. Hier hatten wir das älteste Volk der Erde, und sie benutzten Techniken, die seit Äonen von Jahren überliefert waren und sich immer wieder bewährt hatten. Aber wir in unseren sogenannten zivilisierten Gesellschaften ignorieren die Kraft der Gedanken, weil es ja eine Modeerscheinung sein könnte. Statt dessen sind wir uns einig: Lieber noch ein bißchen abwarten und sehen, wie es bei den wenigen Versuchen funktioniert. Wenn in unserer Gesellschaft bei einem schwerkranken Menschen alle medizinischen Möglichkeiten erschöpft sind und er an der Schwelle zum Tod steht, sagt der Arzt der Familie dieses Kranken, er habe alles in seiner Macht Stehende getan.
Wie oft schon habe ich diese Formulierung gehört: »Es tut mir leid, aber wir können nichts mehr für ihn tun. Jetzt liegt alles in Gottes Hand.« Seltsam, wie rückständig das klingt.
An der Einstellung der »Wahren Menschen« zu Krankheiten und Unfällen und deren Heilung ist nichts Übernatürliches, und ich bin davon überzeugt, daß es für alle ihre Methoden eine wissenschaftliche Erklärung gibt. Wir versuchen nur, für alle Behandlungsmethoden Maschinen zu erfinden und Techniken zu entwickeln. Die »Wahren Menschen« sind Beweis dafür, daß es auch ohne elektrische Kabel geht.
Die Menschheit ist ständig in Bewegung, aber auf dem Kontinent Australien existieren die modernsten Behandlungsmethoden nur ein paar tausend Meilen von den uralten Praktiken entfernt, die schon seit Anbeginn der Zeit Menschenleben gerettet haben.
Vielleicht werden sie sich eines Tages zusammentun, so daß ein ganzheitliches Wissen daraus hervorgeht.
Das wäre ein wahrer Freudentag für die ganze Welt!
14 • Totems
Wir kämpften gegen den Sand an, der auf unsere Haut prasselte und uns kleine Nadelstiche versetzte. Unsere Fußspuren verwischten im selben Moment, in dem sie auf dem Boden erschienen. Ich kniff die Augen zusammen, um durch den roten Staub noch etwas sehen zu
Weitere Kostenlose Bücher