Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
Positionslichter an Steuer- und Backbord funktionierten noch und schienen auf Lolas Haar. Ihre Augen waren geschlossen, die Lippen leicht geöffnet. Ihre Brüste hoben und senkten sich unter regelmäßigen leichten Atemzügen, während die Knöpfe ihres Kleides noch immer abzuspringen drohten. Eine Hand lag offen auf ihrem Bauch, die andere hing, noch immer den Spiegel haltend, seitlich von der Liege herab.
Das rote Tuch, das sie als Rock getragen hatte, war um ihre Beine gewickelt. Max deckte sie damit zu, ehe er das Fernglas vom Boden aufhob. Er blickte hinaus zum Horizont, hielt Ausschau nach Bojen oder anderen Zeichen, die verrieten, dass das Schiff sich irgendeiner Küste näherte. Doch außer dem leichten Wellengang und dem Mond, der sich auf dem schwarzen Wasser des Ozeans spiegelte, war nichts zu sehen.
Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass Max nach seiner Rettung wegen Diebstahls und Entführung verhaftet wurde. Eine Untersuchung würde es zweifellos geben, was ihm jedoch keine große Sorge bereitete. Ein Anruf, und die Klage würde fallen gelassen.
Das Einzige, was ihm wirklich Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass er ohne seine tödlichen Spielzeuge mitten auf dem Atlantik festsaß, ohne seine 9-mm-Seitenwaffe, seine zwei Magazine Unterschall-Munition und sein Messer. Ohne diese Ausrüstung fühlte er sich nackt und jedem vorbeifahrenden Schiff hilflos ausgeliefert. Max traute niemandem, schon gar nicht unbekannten Elementen.
Er warf einen Blick auf Lola und auf das Fischmesser, das
ihr aus der Hand geglitten war. Sie taugte nicht als Kämpferin. Sie hatte nicht mitbekommen, wie er sich ihr genähert hatte, und konnte nicht einmal auf ihre Waffe aufpassen. Er hob das Messer auf und steckte es in seinen Hosenbund.
Das Mondlicht streichelte ihr Profil und betonte den Schwung ihrer Oberlippe. Kein Zweifel, Lola war eine ungewöhnlich schöne Frau. Die Sorte Frau, von der die Männer träumten. Ich werde mich ganz bestimmt nicht an irgendwelchen ihrer perversen Fantasien beteiligen, hatte sie gesagt, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Pervers? Seine Fantasien waren nicht pervers. Nun ja, zumindest nicht so pervers wie die von manchen Typen, die er kannte.
Er hatte nie zu den Männern gehört, die Bademoden-Kalender kauften oder Wäschekataloge durchblätterten, aber um nicht zu wissen, wer sie war, hätte er auf einem anderen Planeten leben müssen. Er hätte von der Körpermitte abwärts tot sein müssen, um sich nicht zu fragen, wie es sein würde, mit ihr zu schlafen. Zu schwitzen, ihr Haar zu zerwühlen und ihren Lippenstift vom Mund zu lecken.
Max erinnerte sich an das erste Mal, als er ihr Bild gesehen hatte. Es war auf dem Times Square gewesen, vor etwa acht Jahren. Vor dem Hyatt hatte er auf ein Taxi gewartet, und als er den Blick hob, sah er, wie sie ihn von einem Plakat herab anschaute, das blonde Haar aus dem Gesicht gekämmt, die braunen Augen tiefgründig, als sähe sie ihren Geliebten an, ihr üppiger Körper mit nichts bekleidet außer einem durchsichtigen Slip und dem dazu passenden BH.
In Weiß. Seine Lieblingsfarbe.
Bei diesem ersten Mal hatte er sich gefragt, wer sie wohl war. Und wie jeder andere Mann, der sie sah, sie sich nackt vorstellte und wusste, dass er bei einer solchen Frau niemals eine Chance hatte, sagte er sich, dass sie im Bett wahrscheinlich sowieso eine Niete wäre. Zu dünn und zu besorgt um ihr
Make-up, um gut zu sein. Vermutlich die Sorte Mädchen, die erwartete, dass der Mann sich um alles kümmerte. So hatte er sich getröstet, aber im Grunde hatte er nie etwas dagegen einzuwenden gehabt, sich um etwas zu kümmern. Und schon gar nicht in dieser Situation.
Als er sie nun betrachtete, erschien sie ihm nicht zu dünn. Sie war vielmehr genau der Typ Frau, den Max gern in die Arme nahm. Mit vollen Brüsten und genug Hintern, um seine großen Hände zu füllen. Wenn er eine Frau in den Arm nahm, wollte er ihren weichen, kurvenreichen Körper spüren. Er wollte keine Angst haben, sie zu zerbrechen.
Er betrachtete ihre weichen, geöffneten Lippen und dachte unwillkürlich darüber nach, wie es wohl wäre, Lola Carlyle zu küssen. Im Augenblick trug sie keinen Lippenstift, und Max stellte sich vor, wie er langsam in einen Kuss versank und ihre Lippen schmeckte. Wie er ihr Zögern spürte, ihr unsicheres Innehalten, bevor sie einen tiefen Seufzer ausstieß. Das Aaah, das ihn wissen ließ, dass sie ihn ebenfalls wollte. Diesen Moment, wenn sie unter seinem
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