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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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für sexuelle Dienstleistungen.
    In Erwartung des großen Geschäfts waren viele Prostituierte aus der Hauptstadt Bangkok angereist, beziehungsweise von ihrem Zuhälter zu den Ortswechseln genötigt worden. Unter ihnen befand sich eine Anzahl junger Frauen, die durch ihre hellere oder auch dunklere Hautfarbe auffielen. Sie sind Töchter weißer oder farbiger US amerikanischer Soldaten, die zwischen 1960 und 1976 in den Kampfpausen zu ,rest and recreation’ aus Vietnam nach Thailand eingeflogen worden waren oder aber in einer von den sieben amerikanischen Basen auf thailändischem Boden stationiert waren.”
    In der Aufregung fand er kein Schreibpapier und kritzelte auf den Zeitungsrand.
    „Zur Unterhaltung der GIs entstand ein dichtes Geflecht von Massagesalons, Bars und Bordellen. Seit Anfang der siebziger Jahre strömen auch Sextouristen aus Europa und Japan hierher. So wie ihre Mütter so genannte gemietete Ehefrauen, also Zeit-Ehefrauen der GIs oder aber Prostituierte waren, so sieht auch diese Generation von Prostituierten wegen ihrer geringen Ausbildung häufig in den Sexhotels die einzig ausreichende Verdienstmöglichkeit.
    Viele der Prostituierten in Pattaya sind noch sehr jung. Stark zugenommen hat in den vergangenen Jahren die Kinderprostitution. In der Hoffnung auf regelmäßige Geldüberweisungen zur Lebenssicherung verkaufen verarmte Familien aus dem Norden oder Nordosten Thailands ihre Kinder mit Hilfe von Agenten nach Bangkok, damit sie dort in der Industrie oder im Dienstleistungsgewerbe – eingeschlossen die Prostitution -einen Arbeitsplatz finden. Auffallend ist, dass große Hotels in Bangkok häufig ein kleines Mädchen auf ihren Anzeigen abbilden, das einen männlichen Gast willkommen heißt.”
    Zumindest den Namen der Stadt notierte er sich. Pattaya. Wollte Martin Schöller sie nicht zunächst dorthin lotsen? Pattaya wurde von mehreren Reiseunternehmen als Junggesellenparadies gepriesen.
    „Die Schätzungen über die Zahl der Prostituierten in Thailand bewegen sich zwischen einer halben und einer Million. Das sind zwischen zehn und zwanzig Prozent aller vierzehn- bis vierundzwanzigjährigen Frauen, ungeachtet der Tatsache, dass Prostitution in Thailand offiziell verboten ist. Die Männer, für die sie arbeiten, vom amerikanischen Marinesoldaten bis zum bundesdeutschen Pauschaltouristen und japanischen Wochenendausflügler, haben die Taschen voller Geld und gehen freigiebig damit um.”
    Zehn bis zwanzig Prozent aller Frauen, schrieb er. Das war ungeheuerlich!
    „Dieses Urlaubsverhalten sowie aufschneiderische Erzählungen über den Lebensstandard daheim erwecken bei den Frauen die Vorstellung von einem materiell sorgenfreien Dasein in den Heimatländern der Sextouristen und nähren den Traum vom besseren Leben an der Seite eines solchen Mannes. Die Ehe mit einem ,reichen Ausländer’ erscheint als einzige Chance, um sowohl der Prostitution als auch der Armut zu entkommen. Diese Wunschvorstellungen der Frauen führen dazu, dass Heiratsvermittler oder besser, gesagt, Frauenhändler ein leichtes Spiel mit ihnen haben. Ein ganzes Netz von einheimischen und ausländischen Geschäftemachern schlägt aus ihren Hoffnungen Profit.”
    Der Kraftaufwand, einen Kugelschreiber auf Zeitungspapier zu drücken war ihm nie größer erschienen. Es war, als müsse er die Mine ausquetschen, um eine hauchdünne Linie zu erzeugen. Das Zeitungspapier riss. Seine Gelenke schienen anzuschwellen, und sein Herz erinnerte ihn daran, dass er nicht mehr ganz gesund war.
    „Während die Zahl der europäischen Sextouristen in den letzten Jahren stagniert, hat der Heiratshandel einen Aufschwung erlebt. Die von den thailändischen Frauen und Mädchen nicht erkannte große Gefahr ist die, dass Träume und Illusionen in einem Bordell enden, weil sich der vielversprechende Gatte nach der Heirat als Zuhälter entpuppt. Oder die Frau vereinsamt in einer bundesdeutschen Trabantenstadt, weil entweder der Ehemann oder mangelnde Sprachkenntnisse und kulturelle Barrieren ihre Bewegungsfreiheit einschränken.
    Über diese Aussichten jenseits der Träume emigrationswilliger Frauen will eine Frauengruppe in Bangkok aufklären, die ein Fraueninformationszentrum betreibt und unter den Prostituierten aktiv ist ...”
    Das Telefonklingeln erschreckte ihn wie das Bellen eines angriffslustigen Hundes. Günther Ichtenhagen fühlte sich gehetzt. In seinem Nackenhaar bildeten sich kleine Schweißperlen, die jetzt, zu einem winzigen Rinnsal

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