Traumfrau (German Edition)
konnten keiner Greisin gehören.
Wolfhardt Paul verlangte das Foto noch einmal zurück und Martin Schöller spottete:
„Hast dich schon auf den ersten Blick verliebt, was? Sind tolle Frauen! Aber diese Suvanna ist nichts für uns. Die werden sich schon was dabei gedacht haben, uns nur ein Brustbild zu schicken. Die anderen sind alle in voller Größe abgebildet. Bestimmt hat sie X-Beine.”
„Was hältst du von der hier? Saandsir Khampanya.”
Auch in ihren schwarzen Augen leuchtete das Blitzlicht. Auch ihr Mund war schreiend geschminkt, rot wie Erdbeerbonbons. Sie zeigte ihre weißen Zahnreihen und brauchte auch ihre Beine nicht zu verstecken. Ihr Blick hatte etwas Verworfenes. Nicht viel und auch nicht aufdringlich.
Saandsir Khampanya
9102048
149148 kg
Buddhistin
16.09.2506 (1963)
Pass: beantragt
Thai und etwas Englisch.
Ihre Hobbys sind Kochen und Hausarbeit.
Eine Heirat ist sofort möglich.
„Hahaha, von wegen Brustumfang und Taille! Das ist die Kilozahl! Hier, bei der steht’s dahinter. Kilo!
Bei dem Gedanken, die Frau könne tatsächlich nur 48 Kilo wiegen, erschrak Wolfhardt Paul. Seine Frau kämpfte ständig darum, ihr Gewicht unter hundert Kilo zu drücken. Es gelang ihr nur selten. Ein oder zwei Wochen im Jahr, nach dramatischen Hungerkuren oder Anfällen von sportlicher Hysterie näherte sie sich der Hundert-Kilo-Marke. Doch sobald sie wieder auf hundertacht oder hundertzehn war, ließen all ihre Bemühungen nach. Sie stopfte, wenn auch heimlich, Kuchen in sich hinein, bis die Waage hundertfünfzehn Kilo zeigte, und der Arzt ihr Tabletten gegen den hohen Blutdruck verschrieb.
Hans Wirbitzki interessierte sich nicht für die Daten. Er saugte die Bilder auf. Er bedauerte, dass die Frauen Kleider trugen und keine Bikinis.
Martin Schöller schien Gedanken lesen zu können, denn er legte das Foto von Jatamas vielversprechend vor Hans Wirbitzki auf den Tisch und raunte:
„Stell dir die mal in Reizwäsche vor!”
Günther Ichtenhagen hatte die Bemerkung nicht gehört. Er hing der Frage nach, ob es nicht sinnvoll sei, eine Frau auszusuchen, die Deutschkenntnisse hatte. Eigenartigerweise fand sich darauf in dem reichhaltigen Angebot aber kein Hinweis.
Martin Schöller las den Brief des Ehevermittlungsinstituts lauthals vor.
„Ja, Herr Schöller” – das bin ich, haha – „Sie haben richtig gelesen. Denn in unserem Inserat versprechen wir nicht zu viel! Wenn Sie wirklich eine süße kleine Asiatin zur Ehefrau haben möchten, dann kann Ihr Wunsch sofort in Erfüllung gehen, wenn Sie wollen, schon Ende dieses Monats.
Ich habe Ihnen einige bildhübsche Mädchen ausgesucht und hoffe, wenigstens mit einer Dame bei Ihnen ins Schwarze getroffen zu haben.
Durch das Deutsche Fernsehen bin ich in Thailand sehr bekannt geworden. Viele Zeitschriften haben über mich und mein Büro in Deutschland sehr ausführlich berichtet. Viele Mädchen haben diese Zeitungsberichte gelesen und wollen nun auch einen Ehemann aus Deutschland! Ich kann Ihnen helfen, eins dieser hübschen Mädchen schnell und unkompliziert zu heiraten. Wir holen Ihre Braut ab und Sie heiraten in wenigen Wochen. Suvanna finde ich persönlich besonders nett. Sie schreibt in einem Brief an mich:
.Bitte suche mir einen lieben Mann. Es spielt keine Rolle, wie alt er ist, was er von Beruf ist oder was er verdient. Er soll nur gut zu mir sein und nicht zu viel Bier trinken. Vor allen Dingen hoffe ich, dass er keine Glücksspiele spielt.’”
„Für einen Skatclub ist das nicht gerade die Richtige!”
Hermann Segler erschrak über seine Worte. Sie klangen nicht wie ein Einwand, sondern wie Spott. Er hatte keinen Grund, sich über dieses Mädchen lustig zu machen. Warum tat er es trotzdem? Er genierte sich ein wenig und erst als Hans Wirbitzki nachsetzte: „Kein Bier und kein Glücksspiel – na danke? Das kann ich bei meiner Hanne auch haben”, fühlte Hermann sich besser.
„Wir müssen sie nicht nehmen. Leute, es sind genug andere da. Soll ich nun den Brief zu Ende vorlesen oder nicht?”
„Jaja, lies schon weiter.”
„Wenn Ihnen Suvanna gefällt, so sollten Sie mit mir einen Besuchstermin vereinbaren! Ich werde dann mit Ihnen eine Finanzierung ausarbeiten, die alle Unkosten abdeckt. Also Affidavit of support ...”
„Was soll denn das heißen?”
„Ist doch egal, lass ihn weiterlesen.”
„Reisepass, Gesundheitspass, sämtliche Heiratspapiere, Übersetzung und Beglaubigung, sämtliche Angaben, Steuern und
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