Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
Hals quetschte, wusste er, dass er ihr damit nur ein neues Stichwort gegeben hatte.
    „Wie kann man sich in jungen Jahren nur schon so ruinieren? Nimm dir ein Beispiel an deinem Vater! Der trinkt nicht, der raucht nicht und macht jeden Tag seinen Spaziergang.”
    „Mutter – bitte! Jetzt nicht!”
    „Komm, trink deinen Kaffee. Danach geht es dir bestimmt besser.”
    „Ich brauch erst mal ein Glas Cola. Schön kalt.”
    Er wollte sich aufrichten, doch ihr entsetzter Aufschrei ließ ihn in die Kissen zurücksinken.
    „Coca-Cola auf nüchternen Magen! Um Himmels willen! Willst du dich umbringen? Dein Magen ist sowieso überempfindlich. Kaffee ist das höchste der Gefühle. Eine warme Milch mit Honig täte dir allerdings viel besser ...”
    „Mutter, ich hab einen Magen wie ein Mülleimer. Überhaupt nicht empfindlich. Ganz im Gegenteil.”
    Wortlos sammelte sie seine Wäsche auf, die er achtlos auf dem Boden vor dem Bett verstreut hatte. Dabei beugte sie sich so tief, dass ihr Gesicht nah an seines geriet.
    „Du hast dir gestern Abend die Zähne nicht geputzt”, stellte sie fest und es klang wie ein Richterspruch.
    Sie zerrte an seinem Kopfkissen. Er gab es frei. Sie schüttelte es auf und warf es zum Auslüften auf die Fensterbank.
    „Jetzt mach schon, Martin. Trink schön deinen Kaffee und dann ab ins Bad. In zwanzig Minuten beginnt die letzte Morgenandacht.”
    „Ich will nicht im Bett frühstücken.”
    „Andere würden sich freuen, wenn sie das Frühstück ans Bett...”
    „Warum lässt du mich nicht im Esszimmer frühstücken?”
    Er kannte die Antwort.
    „Weil Vater es nicht leiden kann, wenn der Frühstückstisch so lange gedeckt ist. Wer nicht kommt zur rechten Zeit ...”
    „Es ist Vater völlig wurscht, wie lange meine Kaffeetasse auf dem Tisch steht.”
    „Und wenn jemand zu Besuch kommt? Was sollen die Leute denken, wenn du um diese Zeit verpennt und noch im Schlafanzug am Frühstückstisch sitzt?”
    „Wer kommt uns schon sonntags morgens besuchen?”
    „Man kann nie wissen.”
    Sie zog ihm die Bettdecke weg, musterte vorwurfsvoll seine Blöße und klagte:
    „Wie oft habe ich es dir schon gesagt: Du sollst einen Schlafanzug anziehen, bevor du ins Bett gehst.”
    „Ich schlaf aber lieber nackt.”
    „Das ist ungesund.”
    „Blödsinn.”
    „Außerdem ist es schlecht für die Bezüge.”
    Er nahm einen Schluck Kaffee, biss einmal in das Käsebrötchen, ignorierte das Ei unter dem selbst gestrickten, hellroten Wärmemützchen und wollte an seiner Mutter vorbei ins Bad.
    „Iss erst etwas. Mit nüchternem Magen kann einem schnell schwindlig werden. Vorige Ostern ist Tante ...”
    „... Martha vor dem Altar zusammengebrochen”, vervollständigte er ihren Satz.
    Er duschte, während sie ihm die Sonntagssachen zurechtlegte. Sie entschied, was er zur Messe anzog. Später konnte er sich umziehen. Er brachte alles so schnell wie möglich hinter sich. Es kam mehr darauf an, dass Mutter hörte wie die Dusche ein- und ausgeschaltet wurde, als darauf, wirklich nass zu werden. Weil sie geradezu panisch darauf achtete, dass er sich nach jeder Toilettenbenutzung die Hände wusch, jeden Morgen unter die Dusche ging und sich nach jeder Mahlzeit die Zähne putzte, hatte er eine Technik entwickelt, sie all dies glauben zu lassen. Oft genug wusch er sich nach dem „Pipimachen” nicht die Hände mit Wasser und Seife, wie sie es vorschrieb, sondern wischte sie nur am Gästehandtuch ab. Um nicht aufzufallen, schaltete er aber einmal den Wasserhahn an und aus. Er kam sich dabei schelmisch vor. Gerissen, fast ganovenhaft.
    Er ließ den Trockenrasierer übers Kinn huschen und pustete dann ein paar Bartkrümel aus dem Klingenkopf. Die Zähne putzte er sich ausgiebig, um den schlechten Geschmack loszuwerden, und gurgelte mit Odol.
    Als er aus dem Badezimmer kam, trieb sie ihn zur Eile an , und während er in seine frische Wäsche stieg, sagte sie:
    „Hauch mich mal an.”
    Er hauchte, und sie nickte zufrieden.
    „Schon besser. Schließlich kannst du nicht mit einer Schnapsfahne die heilige Hostie empfangen.”
    Weil er wusste, dass es ihr wunder Punkt war, fragte er scheinheilig:
    „Aber das darf ich gar nicht mehr. Ich hab doch schon etwas gegessen.”
    „Ach, das macht nichts. Das ist heute alles ganz anders. Außerdem weißt du ja, dass Tante ...”
    „ ... Martha vor dem Altar umgekippt ist, weil sie es nicht vertragen konnte, so lange mit nüchternem Magen ...”
    „Beeil dich, sonst kommst du noch

Weitere Kostenlose Bücher