Traumfrau (German Edition)
Stempelgebühren, die erforderlichen Tickets sowie Transfer und Flughafengebühren und, wenn Sie wollen, sogar mit Führerschein und einem Deutsch-Kurs über das Goethe-Institut in Bangkok.”
„Na prima, dann könnten wir sie doch einen Deutschkurs machen lassen.”
„Und wie teuer ist das?”
„Der Brief geht noch weiter:
Diese Vermittlung ist hundertprozentig. Daher unsere Geld-Zurück-Garantie. Wenn Sie hier heiraten wollen, genügt Ihre Geburtsurkunde, das ist schon alles. Den Rest organisieren wir für Sie. Sie können schon bald Ihre neue Lebensgefährtin in die Arme schließen.”
„Na, darauf trinken wir jetzt aber erst mal einen.”
„Wie bist du so schnell an die Bilder gekommen?”
„Da kommst du schneller ran als an fünf Mark. Ich hab einfach auf eine Annonce geschrieben.”
Günther Ichtenhagen stellte die eisgekühlte Flasche Aalborg zwischen die Fotos auf den Tisch.
Wolfhardt Paul ertrug die innere Unruhe nicht. Er musste aufstehen und auf und ab gehen. Er sammelte die leeren Bierflaschen ein, brachte sie in den Keller und versorgte alle mit neuen Getränken.
Vor ein paar Tagen hatte er die Idee noch für blödsinnig gehalten, doch jetzt, da er die Bilder gesehen hatte, wusste er, dass er nicht sterben wollte, ohne so ein Mädchen berührt zu haben. Er wollte sie nur anschauen – das redete er sich jedenfalls ein –, höchstens mal über ihre Haut streicheln. Mehr nicht. Sie sollte ihn anlächeln wie auf dem Foto und allein ihre Anwesenheit würde ausreichen, damit er sich wieder als Mann fühlen konnte. Aber er hatte noch eine Schwierigkeit mit der Sache. Eine beklemmende Angst. Jetzt traute er sich, es auszusprechen.
„Ich finde es gar nicht so gut, wenn sie Deutsch lernt bei diesem Schiller-Institut in Bangkok.”
„Goethe-Institut”, verbesserte Günther Ichtenhagen.
Martin Schöller gab ihm sofort Recht.
„Jaja. Wenn wir uns unterhalten wollen – naja, dafür brauchen wir sie schließlich nicht. Wozu hat man seine Kumpels?”
Empört stemmte Günther Ichtenhagen sich an der Tischplatte hoch. Was bildete sich der Bengel ein? Die losen Redensarten schrieb Günther Ichtenhagen seiner Jugend zu. Aber man durfte ihm nicht alles durchgehen lassen. Doch Günther Ichtenhagens aufkeimender Widerstand sackte sofort in sich zusammen, als Hermann sagte:
„Also, ich würd gern mit ihr sprechen. Schließlich will man ja auch was wissen, wie das so ist, da wo sie herkommt und so. Aber je mehr sie reden kann, um so größer ist auch die Gefahr für uns alle.”
Hans Wirbitzki nickte. Das leuchtete sofort ein. Jawohl, sie durfte auf keinen Fall Deutsch sprechen. Auf gar keinen Fall!
Martin Schöller spürte, dass sich ein Streit entzünden könnte. Er versuchte das Thema zu wechseln, und hob lobend hervor, dass alle Frauen das gleiche Hobby hatten: Hausarbeit und Kochen.
„Das wär eine ideale Partie für dich, Günther, oder nicht? Eine, die dir den Haushalt macht, für dich kocht und ...”
„Also, ich würd jede gegen meine eintauschen”, warf Wolfhardt Paul ein.
„Darauf trinken wir aber jetzt erst mal einen!”
Die Männer prosteten sich zu, und Günther Ichtenhagen befürchtete, dass die Dinge begannen, sich zu verselbständigen. Aus dem Spiel würde Ernst werden. Die vor Begeisterung entflammten Gesichter seiner Skatbrüder signalisierten ihm, dass er sie nicht enttäuschen durfte. Sie erwarteten von ihm, dass er eine dieser Asiatinnen heiratete.
Hermann Segler, Wolfhardt Paul und Hans Wirbitzki waren selbst verheiratet. Außer ihm selbst blieb nur Martin Schöller. Aber was konnte Martin Schöller so einer Frau schon bieten? Er war stellungslos und wohnte bei seinen Eltern. Günther Ichtenhagen dagegen hatte dieses große Haus und den schönen Garten mit Teich vorzuweisen. Nach seinem Tod – sozusagen als Belohnung – wartete auf das Mädchen eine angemessene Rente.
Günther Ichtenhagen blätterte alle Fotos durch. Er rückte sich die Krawatte zurecht, sein Herz begann schneller zu schlagen, und das Wort „Kavalier” ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Jawohl, er würde sich ihr gegenüber als perfekter Kavalier erweisen.
Plötzlich wollte er allein sein. Die anderen nahmen keinen Anstoß daran, dass er mit einer Flasche Bier in der Hand hinausging und sich allein auf die Bank an seinen Teich setzte. Er hatte keine Augen für die Teichrosen und den Froschbiss. Er legte seinen Kopf in den Nacken, atmete tief durch und blickte hinauf zu den Sternen. Dabei
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