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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Diskothekenbesitzer garantierte die Sache ein volles Haus und den Leuten vom Bodyfit-Center viele neue Interessenten. Die letzten Tage vor dem Wettkampf wollten alle Beteiligten nutzen, um hier noch einen Muskel zu definieren, dort ein paar Gramm Fett abzubauen oder eine gleichmäßige Bräunung der Haut herzustellen.
    Martin Schöller machte sich auf den Weg zum Training. Seine Mutter war wieder versöhnt mit ihm. Er hatte fünf Knödel gegessen, zwei dicke Scheiben Sauerbraten; obwohl er die Vorsuppe – irgendeine Fleischbrühe – überhaupt nicht mochte, hatte er sie brav ausgelöffelt und auch den grünen Wackelpeter mit Vanillesoße hatte er restlos aus der Schale gekratzt.
    Nun begann in der Familie Schöller der Fernsehsonntag, und davor floh er. Er wusste noch nicht, ob er sich an dem Wettbewerb in der Diskothek San Francisco beteiligen sollte. Wenn er die Konkurrenz ansah, wusste er, dass seine Chancen nicht schlecht standen. Aus Schwabbel war Herkules geworden.
    Im Studio war es brechend voll. Keine Maschine frei. Die Frauen trainierten hauptsächlich Waden, Oberschenkel, Bauch und Po, während die meisten Männer ihre Oberarme und den Brustkorb für die wichtigsten Körperteile hielten. Nur einige wenige, zu denen auch Martin gehörte, versuchten, ihrem Körper insgesamt eine gleichmäßige Ausbildung zu geben.
    Alle Kleiderhaken im Umkleideraum waren besetzt. Er stellte seine Pumatasche auf dem Boden ab und bemühte sich, nicht in eine der Duschpfützen zu treten. Er hasste es, in nassen Strümpfen zu trainieren. Sein Muskel-T-Shirt war auf dem Rücken so weit ausgeschnitten, dass nur noch ein fünf Zentimeter breiter Stoffstreifen seine Wirbelsäule bedeckte.
    Er liebte es, beim Training dem Spiel seiner Muskeln im Spiegel zuzusehen. Er gaffte nicht nach den anderen. Erst recht nicht nach den Frauen. Er beobachtete nur sich selbst. Dabei sagte er sich immer wieder: Das bin ich – Martin Schöller. Das bin ich, Martin Schöller, jawohl. So sehe ich aus. Mein Speckbauch ist weg. Von wegen dünne Oberärmchen! Schwabbel gibt es nicht mehr.
    Er wollte an die Latissimus Maschine, um seinen Rücken zu stählen. Aber dort schuftete bereits ein anderer Kandidat mir einem neunzig-Kilo-Gewicht. An der Bizeps-Maschine standen die Männer Schlange, die Frauen an der Butterfly-Maschine, weil diese eine straffe Brust versprach. An der Schrägbank mühte sich ein Anfänger ab, und Martin Schöller musste mit den Kurzhanteln vorlieb nehmen. Auch hier waren die kleinen Gewichte alle in Gebrauch, erst ab fünfzehn Kilo lagen die Hanteln in den Eisen. Er suchte sich eine günstige Stelle an der Spiegelwand und begann seine Flyings.
    Er spürte genau, dass er beobachtet wurde. Die Frau an der Butterfly-Maschine dort hinten sah ihn nicht direkt an, sondern die Spiegelung seines Spiegelbildes an der gegenüberliegenden Wand. Wo es sich endlos immer kleiner werdend multiplizierte.
    Sie war neu hier. Er hatte sie vorher noch nie gesehen. Sie trug einen kurzen, weißglitzernden Athletikdress, der ihren Körper nachmodellierte wie nasse Seide. Ihre blonden Haare waren zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden. Wenn sie Luft holte, neigte sich der Pferdeschwanz nach unten und ihre Augen öffneten sich weit. Dann spannten sich ihre Muskeln. Bevor sie die Kraftreserven in den letzten Muskelfasern mobilisierte, schloss sie die Augen, atmete aus und der Pferdeschwanz wippte nach oben.
    Sofort, als sie die Augen wieder öffnete, sah sie ihn an.
    Trotz der Flyings verspannten sich seine Nackenmuskeln. Jetzt versuchte sie, direkten Blickkontakt mit ihm aufzunehmen. Er schloss die Augen, um nicht hinsehen zu müssen, erhöhte die Gewichte und pumpte Sauerstoff in seine Muskeln. Wütend schlug er die Kurzhanteln gegeneinander.
    Sie findet dich toll ... sie möchte von dir angesprochen werden ... Sie wartet nur darauf ... Nun lass doch endlich die Scheißhanteln in Ruhe, geh zu ihr und sag etwas! Aber was soll ich denn sagen? Was, verdammt noch mal? Zum Beispiel: Na, neu hier? Nein. Das geht nicht. Das sagt jeder.
    Er hatte das Gefühl, dass sie seine Gedanken erraten konnte und spürte, wie er puterrot wurde. Okay, das machte nichts. Jeder schob es auf die Kraftanstrengung, wenn hier einer rot wurde. Aber trotzdem, er fühlte sich ertappt. Er traute sich jetzt gar nicht mehr, sie anzusehen. Gleichzeitig versuchte er, in den vielen Spiegeln irgendwo einen indirekten Blick auf sie zu erhaschen. Er fand sie nicht. Als er an der

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