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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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zwangen sie ihn wieder zu sagen:
    „Ich bin dick, doof, faul und gefräßig.”
    Oder er musste, wie schon so oft, Herbert Ruhland die Füße küssen. Vielleicht würden sie ihn auch wieder zwingen, Hundescheiße zu essen oder einen Regenwurm ... Tränen spritzten aus seinen Augen, und er knirschte mit den Zähnen.
    Unfähig, sich zu bewegen, sah er zu, wie sie Helga in den Baggersee trieben. Sie stand mit all ihren Kleidern bis zum Bauchnabel im Wasser. Am Ufer flegelten sich die Weierstädter, lachten, rauchten und schnippten mit brennenden Kippen nach ihr. Wenn Helga versuchte, wieder ans Ufer zu kommen, schubsten sie sie zurück, warfen mit Dreck, fuchtelten ihr mit Ästen vor dem Gesicht herum, und Herbert Ruhland spuckte nach ihr. Inzwischen hatten sie sie soweit, dass sie zu bitten begann.
    „Ich hab euch doch nichts getan. Bitte, lasst mich hier raus, ich sag auch den anderen nichts.”
    Sie erntete nur Spott.
    „Ich tu auch, was ihr wollt”, schrie sie, und ihre Stimme schnappte über.
    „Hört, hört!”, grölte Herbert, und Martin schwor sich, ihn umzubringen, war aber immer noch nicht fähig, sich auch nur mit einem Wort einzumischen. Da sah er seine Freunde Dieter und Udo näher kommen. Sie würden gleich eingreifen. Keine Frage. Dann waren die Weierstädter zwar immer noch in der Überzahl, aber was spielte das jetzt für eine Rolle? Sie würden sich blutige Nasen holen. Na und? Für Helga wären sie Helden. Retter. Wenn er sofort handelte, hätte er eine Chance, als Erster einzugreifen.
    Plötzlich hörte er sich selbst brüllen. Es war kein Wort, nicht mal ein Indianergeschrei, sondern ein wildes, tierisches Kreischen.
    Der Ton schmerzte in seinen Ohren und stach in der Kehle, doch er machte ihm Mut. Erschrocken fuhren die Weierstädter herum und sahen Martin Schöller auf sich zurasen. Jetzt formte seine Stimme schon Worte:
    „Lasst sie in Ruhe, ihr blöden Säcke!”, brüllte er und raste weiter vorwärts. Höchstens zehn Meter vor ihnen blieb er stehen, bückte sich, packte nach unten, hatte plötzlich die Hände voller Kiesel und gröberer Steine und begann zu werfen. Die ersten Geschosse feuerte er blindlings ab, doch als er einen der Weierstädter vor Schmerz laut aufheulen hörte, versuchte er es gezielter. Ruhland! Er musste versuchen, Herbert Ruhland zu treffen. Wenn er den in die Flucht schlug, hatte er gewonnen.
    Jetzt nahmen auch Udo und Dieter die Weierstädter unter Beschuss. Der Steinhagel lähmte sie für ein paar Sekunden. Noch bevor sie sich klar darüber waren, ob sie einen Gegenangriff starten oder lieber weglaufen sollten, schleuderte Helga zwei schlammnasse Steine und traf mit einem Herbert Ruhland an der Schulter. Jetzt griffen auch die Weierstädter nach Steinen und warfen in schneller Folge, was sie zwischen die Finger kriegten. Doch ihre Würfe waren unkonzentriert und wenig gezielt. Fluchend zogen sie sich steineschmeißend zurück. Mit jedem Schritt, den sie rückwärts machten, flammte größerer Stolz in Martin, Udo, Dieter und Helga auf. Dies war ihr Baggersee! Sie ließen sich von den Weierstädtern nicht vertreiben! Das wollten sie jetzt ein für allemal klären.
    Der blonde Weierstädter, den sie Strohkopf nannten, wurde an der Kniescheibe getroffen. Er stürzte und hielt sich mit beiden Händen sein blutiges Knie. Zwei liefen in Richtung Baumschule davon, und Herber Ruhland konnte sie mit seinen Beschimpfungen: „Ihr feigen Schweine!” auch nicht halten.
    „Wir haben gewonnen!”, jubilierte Udo. „Wir haben gewonnen! “ und fiel Dieter bereits in die Arme, als auch die anderen Weierstädter zu laufen begannen und Helga hysterisch lachte. Die Schlacht war vorbei. Sie hatten tatsächlich gewonnen! Herbert Ruhland drehte sich noch einmal um, hob drohend die Faust und schrie:
    „Das werde ich euch heimzahlen, ihr Waschlappen!”
    Da feuerte Martin mit aller Kraft seinen letzten Stein, einen weißen, glatten Kiesel in hohem Bogen ab. Er rechnete nicht damit, Herbert noch zu erreichen, so weit war er schon weg. Er warf den Stein nur noch aus Übermut, im Siegestaumel. Aber als er Herberts Schrei hörte, wusste er, dass er ihn schlimm getroffen hatte.
    „Mein Auge! Mein Auge! Sie haben mir einen Stein ins Auge geworfen! Hilfe!”
    Jetzt rannte Herbert Ruhland, als sei ein Schwarm Bienen hinter ihm her, stützte, raffte sich auf und rannte weiter.
    Halb ohnmächtig fiel er wieder hin, da wo vorher sein rechtes Auge gewesen war, quoll eine Mischung aus Blut

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