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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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nicht gelten. Noch lauter als vorher deklamierte er seinen Anspruch: „Sie muss einen AIDS-Test machen!”
    Günther Ichtenhagen bekam seine Atmung wieder unter Kontrolle. Die bunten Pünktchen wehten davon wie Luftballons bei scharfem Westwind. Aber noch hatte er nicht genug Kraft, um zu sprechen. Er nahm auf, was geschah, konnte aber nicht reagieren. Mit jedem Wort, das er hörte, wuchs seine Empörung.
    „Und wo soll sie die Untersuchung machen? Etwa in der Kreisstadt beim Gesundheitsamt? Da kann ich nur lachen!”
    „Solche Tests sind anonym.”
    „Na und! Einer von uns müsste mit ihr hingehen. Oder glaubst du, im Gesundheitsamt haben sie einen, der die Zeichensprache der Thai versteht? Da könnten wir sofort eine Annonce in die Zeitung setzen. Wenn schon, dann müsste man sie in die nächste Großstadt fahren.”
    „Dann mach du das, Martin. Am besten gleich morgen.”
    „Und wer soll das bezahlen?”
    „Wir könnten uns dein Spritgeld teilen. Außerdem – sei nicht immer so knausrig!”, ereiferte sich Wolfhardt Paul.
    „Von meinen Kosten rede ich nicht. Aber so ein Test ist auch nicht umsonst.”
    Naiv fragte Hermann Segler: „Zahlt das nicht die Krankenkasse?”
    Martin Schöller lehnte sich zurück. Jedes Nichtwissen seiner Skatbrüder war ein Pluspunkt für ihn. Fast genüsslich hielt er ihnen nun die Frage entgegen: „Und wo ist sie krankenversichert?”
    Die Männer blickten sich fragend an, nur Hans Wirbitzki saß noch immer mit verschränkten Armen dabei, als ob ihn das nichts anginge.
    Es war mehr eine Hoffnung als eine Vermutung, aber Wolfhardt Paul sprach es trotzdem aus: „Na, ist sie nicht bei Günther mitversichert?”
    Martin Schöller nickte lachend. „Jaja, sobald Günther sie geheiratet hat, ist sie als seine Ehefrau bei ihm versichert. Aber er hat sie noch nicht geheiratet. Wir können sie jederzeit zurückgeben. Sie ist nirgendwo versichert. Wir müssen dafür geradestehen, wenn ihr was passiert.”
    Jetzt mischte Wolfhardt Paul sich ein. „Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Wenn die hier krank wird, wenn die zum Beispiel unter ein Auto kommt oder irgend so ein Blödsinn, dann ... dann zahlen wir uns dumm und dämlich ...”
    „Wie soll die unters Auto kommen?”, spottete Martin Schöller. „Durch ihr Zimmer verläuft ja keine Schnellstraße!”
    Hans Wirbitzki reckte sein Kinn vor. „Sie wird nicht ewig da oben bleiben.”
    „Oh doch”, versicherte Martin Schöller, „oh doch. Das war so abgemacht.”
    Günther Ichtenhagen hörte sich brüllen: „Dies ist mein Haus und kein Gefängnis!”
    Der Satz kam wie ein Axthieb, doch Martin Schöller reagierte mit dem Florett. „Natürlich nicht, Günther. Es ist für die Kleine ein Paradies. Der Himmel auf Erden. Besser hat sie es nie gehabt. Sie kann uns ewig dafür dankbar sein. Sie empfindet es nicht als Gefängnis. Die thailändischen Frauen sind es gewöhnt, vierundzwanzig Stunden in ihren Wohnklos zu verbringen. Sie warten auf ihre Männer und richten alles für die. Ihr Leben ist nur dazu da, ihren Mann glücklich zu machen. Die rennen nicht auf der Straße herum, gehen einkaufen oder so, von wegen! Die hüten das Haus, wie es sich gehört. Und Marys Haus ist geradezu traumhaft. Ich wette, dass ihre ganze Familie auf weniger Quadratmetern hausen muss, als sie jetzt ganz für sich alleine zur Verfügung hat. Ihr dürft nicht in europäischen Maßstäben denken. Ja, eine deutsche Frau würde ausflippen. Aber Mary fühlt sich wohl. Bestimmt.”
    „Trotzdem muss der AIDS-Test sein!”, beharrte Wolfhardt. Dann, als hätte er plötzlich eine Erkenntnis, sah er sich im Kreis um, suchte in den Gesichtern seiner Skatbrüder die Antwort und fragte: „Habt ihr eigentlich keine Angst vor AIDS? Oder ist es sowieso schon zu spät? Habt ihr sie etwa alle schon ...”
    Er bekam das Wort nicht über die Lippen, denn Günther Ichtenhagen brüllte: „Raus mit euch, bevor ich mich vergesse! Raus mit euch!”
    Martin Schöller wirbelte herum. Seine Faust ballte sich schlagbereit, und er ging auf Günther Ichtenhagen los. Kurz vor dem Sofa bekam er seine Wut unter Kontrolle, stoppte seinen Angriff und bemühte sich nun seinerseits, die anderen zu beschwichtigen. Zum zweiten Mal komplimentierte er alle aus dem Haus, und Günther Ichtenhagen empfand fast so etwas wie Dankbarkeit. Trotzdem wusste er, dass die eigentliche Auseinandersetzung zwischen Martin und ihm stattfinden würde.
    Obwohl er wenig Hoffnung

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