Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
nach, ob Günther Ichtenhagen noch Schnaps kalt stehen hatte. Er fand im Eisfach eine halbe Flasche Aalborg. Bei der Suche nach Gläsern fiel ihm eins runter. Hans Wirbirzki warf ihm einen wütenden Blick zu, der ihm zeigen sollte, dass er alles andere war als der Boss.
    Langsam hob Wolfhardt Paul den Zeigefinger und richtete ihn, etwas unschlüssig, auf Hans Wirbitzki. Mit der Zungenspitze tupfte er sich die Speichelbläschen von der Oberlippe und sagte dann:
    „Über dich, Hans, weiß ich auch alles.”
    Hans Wirbitzki griff sich ans Herz. Für Sekunden sah er sich schon neben Günther Ichtenhagen am Tropf liegen.
    Nervös blickte Wolfhardt Paul auf seine Schuhspitzen und fuhr fort:
    „Uschi hat mir erzählt, dass deine Hanne schon ewig nicht mehr mit dir schläft. An solchen Themen kann Uschi sich stundenlang hochziehen. Es sind die besten Ausreden für sie selbst. Wenn alle anderen es nicht mehr machen, warum soll es dann in unserer Ehe anders sein?”
    Martin verschüttete ein paar Tropfen Aalborg auf die Tischplatte und fluchte: „Ja ist denn in allen Ehen tote Hose? Es kann doch nicht sein, dass in unserem Dorf keiner mehr mit seiner Frau ...”
    Hans Wirbitzki starrte geradeaus. „In Ichtenhagen schläft man vor dem Fernsehprogramm ein, Martin. Gebumst wird hier schon lange nicht mehr.” Grinsend setzte er hinzu: „Höchstens in Udo Tiedemanns Club.”
    „Und wie geht’s jetzt weiter?”, fragte Wolfhardt Paul und sah in die ratlosen Gesichter seiner Skatbrüder. Sie richteten ihre Blicke auf die Tür zu Marys Zimmer.
    Hoffentlich hält er dicht, sagte sich Hans Wirbitzki. Was hat Hanne seiner Uschi sonst noch erzählt! Hoffentlich keine Einzelheiten aus der Urteilsbegründung. Wie konnten wir Männer nur jahrelang davon ausgehen, dass nur wir miteinander sprechen? Haben wir alle Frauen im Dorf für stumm gehalten?

40
    Martin Schöller saß im Bodyfit-Center an der Lat-Maschine und pumpte Sauerstoff in seine Rückenmuskulatur. Er musste sich verausgaben, um den Frust loszuwerden und auf neue Gedanken zu kommen. Er brauchte eine Idee. Bei den größten Kraftanstrengungen im Bodyfit-Center hatte er schon oft gute Einfälle gehabt.
    Am liebsten wäre er in Günther Ichtenhagens Haus eingezogen, während dieser im Krankenhaus lag. So hätte er ständig Zugriff auf Mary gehabt und alle Dinge unter Kontrolle. Aber wie sollte er das den Nachbarn und seinen Eltern erklären? Es war schon komisch genug, dass sie sich direkt nach Hermann Seglers Selbstmord mehrfach dort trafen. Schließlich konnten sie nicht dreimal am Tag die Blumen gießen.
    Okay, Mary war genügsam. Sie machte keinen Fluchtversuch, und Martin Schöller redete sich ein, dass sie die spärlichen Mahlzeiten, die er ihr hinstellte, als großzügig empfand. Er bildete sich ein, sie hätte bisher von einer Handvoll Reis gelebt.
    Was ihn ärgerte, war, dass sie das Haus nicht so in Schuss hielt, wie er es erwartete. Er gefiel sich dabei, mit den Fingern in die Ritzen zwischen Möbel und Tapete zu langen, um dort Staubwolken aufzuspüren. Vorwurfsvoll hielt er sie ihr vors Gesicht.
    „So weit kommt es noch!”, hatte er sie angebrüllt, „dass wir für dich aufräumen!”
    Von der Lat-Maschine ging er an die Schrägbank und packte sechzig Kilo auf die Langhantel. Nach vier Sätzen bestellte er sich an der Theke einen Mineraldrink und zwei Eiweißriegel. Einen mit Nussgeschmack und einen mit Vanille.
    Der Zeitungsjunge erschien und legte vier Exemplare NOTIZEN auf den Tisch. Dieses örtliche Reklameblatt wurde kostenlos verteilt und hatte im Kreisgebiet eine weitaus größere Auflage als die Tageszeitung. Neugierig schlug Martin Schöller das Blatt auf. Da stand sie: seine Annonce!
    Bildhübsche asiatische Frauen
    vermittelt kostengünstig Lothar Sommer
    Noch konnte er keine eigene Adresse angeben. Aber Herr Sommer hatte ihm zugesichert, alle Anfragen aus dem Kreisgebiet an ihn weiterzuleiten. Bald schon würde er auch so ein Büro besitzen wie Lothar Sommer. Seine Mitarbeiterinnen würden ihm die Wünsche von den Augen ablesen, und er brauchte nur mit dem Finger zu schnippen und schon lief alles von alleine. Aber der Anfang war schwer. Verdammt schwer.
    Jetzt bin ich noch Karl Arsch für euch, ich weiß, dachte er, aber mit dreißig habe ich meine erste Million gemacht und dann könnt ihr mich kreuzweise.
    Um zu testen, wie seine Annonce ankam, schob er die NOTIZEN seinem Trainingspartner Michael hin. Er tippte auf die Anzeige und fragte, so

Weitere Kostenlose Bücher