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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Martin Schöller am Ärmel. „Willst du mir etwa sagen, ihr habt euch eine stumme Asiatin gekauft?”
    Martin Schauer nickte. „Ja. Es war die Idee deines Vaters. Er wollte unbedingt eine Stumme haben. Wahrscheinlich ist ihm das ewige Gequatsche und Herumgenörgele deiner Mutter auf den Keks gegangen.”

44
    Als Günther Ichtenhagen zum ersten Mal aufstand, um sich zu rasieren, auf wackligen Beinen am Waschbecken stand und in den Spiegel sah, wusste er, dass nichts jemals wieder so sein würde wie früher. Auch er selbst nicht. Er war nicht einfach umgefallen. Nicht in ein paar Tagen wieder herstellbar. Im Spiegel sah er das Gesicht eines zerrütteten, schwer kranken Mannes.
    In seinen Gedanken blitzte wie ein Blinklicht, das man nur ab und zu aus den Augenwinkeln wahrnimmt, ein Wort auf: Mary. Er sah sich an und wusste, dass er der Sache nicht gewachsen war. Mit so etwas, dachte er, da könnte vielleicht einer fertig werden, der aus massivem Holz geschnitzt ist. Aber nicht so eine Pressspanpersönlichkeit wie ich.
    Ohne sich rasiert zu haben, ging er vorsichtig zum Bett zurück und legte sich wieder hin. Nur allzu gern sah er das Versagen seines Herzens als Rettungsanker. Als letztes Rückzugsgefecht. Die Störung seines Herzens war eine Antwort auf sein inkonsequentes Leben. Er war nicht mehr in der Lage, die Zustände in seinem Haus zu ertragen.
    „Es gibt eine Grenze, dann zerreißt die innere Spannung den Menschen”, sagte er vor sich hin und strich die Bettdecke glatt. Was war mit ihm geschehen? In den letzten Wochen hatte ihn etwas mit solcher Intensität gepackt, dass sein Bewusstsein zumindest vorübergehend eingeschränkt oder getrübt worden war. Seine Gefühle waren auf ein einziges Objekt gerichtet: Mary. Es war wie ein Rausch, jetzt folgte der Kater. Er musste den Rausch ausschlafen und in Zukunft dieses Gift meiden.
    Sie sollte zurückfliegen in das Land, aus dem sie gekommen war. Er könnte ihr monatlich Geld schicken, um alles wieder gutzumachen, um ihr ein Leben zu Hause, dort, wo sie hingehörte, zu ermöglichen. Dreihundert, vierhundert, ja fünfhundert Mark konnte er monatlich erübrigen. Das musste ihr für die Gründung einer Existenz ausreichen. Der Gedanke, die Frau auf diese Weise loszuwerden, das ganze Problem vom Hals zu haben und sich nicht vor sich selbst genieren zu müssen, gefiel ihm. Schon wollte er nach der Krankenschwester klingeln, um sich Papier bringen zu lassen. Er musste das Ganze nur mit Martin Schöller regeln. Die anderen würden zu allem Ja und Amen sagen. Alles lief zwischen Martin und ihm. Er war auch bereit, Martin Geld zu geben, sein Einverständnis zu erkaufen. Der ganze Wahnsinn musste endlich beendet werden.
    Doch bevor er auf die Klingel drücken konnte, betraten Kati und Stefanie das Krankenzimmer. Stefanie hatte ein Bild für ihren Opi gemalt und bestand darauf, es gleich aufzuhängen. Sie war von erfrischender Heiterkeit, küsste, ganz gegen Katis Willen, ihren Opi immer wieder und plapperte drauflos, wollte unbedingt eine Geschichte, die sie im Fernsehen gesehen hatte, zum Besten geben. Sie saß auf seiner Bettkante und beschmutzte mit ihren Schuhsohlen das Kopfkissen. Aber das störte Günther Ichtenhagen nicht. Viel unangenehmer war ihm Katis vorwurfsvolles Gesicht. So als hätte nicht er unter dem Herzinfarkt zu leiden, sondern sie.
    Sie sprach mit ihm, als sei er ein Kind, dem man schonend etwas beibringen musste, das über seinen Verstand ging. Innerlich bebte sie, aber ihre zur Schau gestellte Ruhe wirkte nicht überzeugend. Dafür kannte Günther Ichtenhagen seine Tochter zu gut. Sie versuchte, etwas von ihm zu erschleichen, von dem sie wusste, dass er nicht bereit war, es kampflos zu geben.
    „Ich werde das Haus in Ordnung bringen.”
    Sie war also noch nicht im Haus, dachte er, von Mary weiß sie nichts. Aber ich muss unbedingt ein Steckschloss anbringen lassen, damit sie nicht reinplatzt und plötzlich vor Mary steht. Am besten lasse ich das ganze Schloss auswechseln. Auch das zu Marys Zimmer. Dann können die anderen nicht mehr rein. Es ist ganz einfach. Ich nehme ihnen die Schlüsselgewalt.
    „Du hast dich lange nicht sehen lassen, Kati. In der Zeit ist viel passiert ...”
    „Haben die Fische Junge bekommen?”, mischte Stefanie sich ein.
    „Ach, die Fische. Ich weiß es nicht, Stefanie. Hoffentlich leben sie überhaupt noch. Ich hatte wenig Zeit, mich um sie zu kümmern.”
    Kati räusperte sich und schickte Stefanie nach unten. Sie

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