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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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heiraten und die Dinge ordnen. Er drückte auf den Klingelknopf. Während er auf die Schwester wartete, strich seine Hand unablässig das Betttuch glatt. Er hatte kalte Füße und sein Rücken juckte. Die Hitzewellen, die durch seinen Körper jagten, erreichten die Füße nicht. Sie verebbten in der Kniegegend.
    Er sprach, als sei Mary bei ihm: „Ich werde dich Lesen und Schreiben lehren. Ich werde dir meine Sprache beibringen, auch wenn du nicht sprechen kannst. Endlich kann ich wieder Lehrer sein.”
    Seit seiner Einlieferung versuchte er, nicht daran zu denken, dass Hermann Segler sich umgebracht hatte. Sein Gehirn weigerte sich, die Nachricht in vollem Umfang aufzunehmen und zu verarbeiten. Er hatte Hans Wirbitzki oft für suizidgefährdet gehalten. Hermann Segler hingegen war in seiner Vorstellung als Selbstmordkandidat ausgeschieden. Er war eine bodenständige Persönlichkeit. Eher ein Raubein als ein Sensibelchen ...
    Die Schwester blickte ins Zimmer. Sie war ständig auf dem Sprung. Hatte nie Zeit zum Verweilen, machte aber ein freundliches Gesicht: „Sie haben geläutet, Herr Ichtenhagen?”
    „Ja, bitte machen Sie meine Entlassungspapiere fertig.”
    Jetzt trat sie ganz ein. Baute sich vor ihm auf, stemmte die Fäuste in die Hüften und lachte: „Sie machen sich einen Scherz mit mir, was?”
    „Keineswegs. Ich werde diese gastliche Stätte noch heute verlassen.”
    „Das geht nicht, Herr Ichtenhagen. Sie sind ein schwer kranker Mann. Sie brauchen Pflege.”
    „Ich bin freiwillig hier, nicht aufgrund eines Urteils. Ich entscheide, wann ich gehe, und sonst niemand.”
    Erst jetzt begriff sie, dass es sich um ein ernsthaftes Anliegen handelte. Ihr Gesicht versteinerte zur Maske, sie ließ ihn ihre Ablehnung deutlich durch ihre Körperhaltung fühlen, sagte aber förmlich: „Das kann ich nicht entscheiden, da müssen Sie schon mit dem Arzt reden.”

45
    In der Nacht erwachte Wolfhardt Paul mit heftigem Nasenbluten. Er hatte das dringende Bedürfnis, zur Toilette zu laufen, fürchtete aber, unterwegs ohnmächtig zu werden. Das Zimmer trudelte, und weil seine nervös tastenden Finger das Taschentuch auf dem Nachtschränkchen nicht fanden, verschmierte er das hellrote Blut mit dem Handrücken in seinem Gesicht. Einen Moment lang dachte er daran, seine Frau zu rufen, ließ es dann aber sein. Sie sollte ihn so nicht sehen. Es wäre eine Niederlage für ihn gewesen. Er fühlte sich aufgebläht, so als würde etwas in ihm wachsen, etwas, das zu groß wurde für seinen Körper, das die Haut sprengen und die Gedärme nach außen drücken würde. Etwas, das von ihm Besitz ergriff und ihn von innen her auffraß. Der Blutstrom aus beiden Nasenlöchern floss ununterbrochen weiter. Sein Kopf schien mindestens doppelt so groß zu sein wie sonst, das Blut wurde heftig durch die Schläfen gepumpt und staute sich über der Nasenwurzel.
    Du läufst aus, dachte er plötzlich sachlich. Du läufst aus wie ein angestochenes Schwein. Und wenn du es jetzt nicht bis zum Klo schaffst, scheißt du noch ins Bett.
    Es gelang ihm, sich aufzusetzen. Alles um ihn her schwankte. Er versuchte, in die Latschen zu schlüpfen, ohne dabei den Kopf zu senken. Nur nicht nach unten sehen, dachte er, nur nicht nach unten sehen. Kopf geradeaus. Konzentrier dich auf einen Punkt. Es wird schon gehen.
    Er taumelte gegen den Schrank, stützte sich ab und lehnte sich im Flur an die Wand. Noch knapp vier Meter. Dieser Korridor, den er sonst mit langen Schritten gedankenlos durchmaß, dehnte sich plötzlich ins Endlose aus. Er hatte Angst, hilflos zusammenzubrechen und vielleicht gar die Treppe hinunterzufallen oder aber Uschi zu begegnen. Er gönnte ihr den Triumph nicht, obwohl eine Stimme in ihm sagte: „Es ist keine Niederlage, ohnmächtig zu werden. Krankheit ist keine Strafe für Unmoral, sondern eine Reaktion des Körpers ...”
    Er sackte zusammen, fiel auf die Knie und erreichte die Toilette auf allen Vieren kriechend. Dabei hetzte ihn der Gedanke, dass Uschi längst am anderen Ende des Korridors stand und ihn beobachtete. Ihr sackförmiges, groß gemustertes Nachthemd baumelte, zum Brett gebügelt, von ihrem Hals herab. Kein Fetzen Stoff lag auf ihrer Haut und ließ ihre Formen erahnen. Der Stoff war, wie sie ihn liebte: hart, steif und undurchsichtig wie eine Mauer. Schildkrötenhaft wirkte sie darin. Aber sie stand nicht wirklich da. Sie schlief und träumte ihre eigenen Alpträume.
    Wolfhardt Paul erbrach sich in die Kloschüssel. Dann

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