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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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verstand Frau Wirbitzki den Satz nicht ganz. Aber die Blicke zwischen Hans und Martin entgingen ihr nicht. Plötzlich saß sie steif wie eine Schaufensterpuppe auf ihrem Stuhl, rührte ihr Gebäck nicht mehr an und drückte die Fäuste fest auf die Tischplatte, um zu verhindern, dass alle ihr Zittern bemerkten.
    Ich muss etwas tun, schoss es durch Martins Kopf, ich, sonst tut keiner etwas. Sie ist abgehauen. Scheiße. Bestimmt weiß sie, dass andere Mädchen im Club sind. Sie will Kontakt zu denen. Man muss diese Weiber viel härter rannehmen. Sie nutzt unsere Gutmütigkeit aus. In Zukunft werde ich die Tür abschließen. Am besten fesseln wir sie, bevor wir gehen. Wenn ich jetzt die Kastanien aus dem Feuer hole, gehört sie mir im Grunde schon ganz. Alle anderen sind unfähig, etwas zu tun. Ich muss handeln. Aber wie?
    Am liebsten wäre er hinüber und hätte ihr vor aller Augen ein paar Schläge ins Gesicht verpasst. Sollten sie nur alle sehen, dass man mit ihm nicht machen konnte, was man wollte. Ihm lief eine Thaifrau nicht so einfach weg. Ihm nicht!
    Seine unbeherrscht aufflackernde Wut wurde nur durch die Anwesenheit seiner Eltern unter Kontrolle gehalten. Für sie spielte er immer noch den lieben, braven Martin, der zwar ab und zu über die Stränge schlug, aber doch im Grunde ein guter Kerl war. Okay, dachte Martin, es gibt Dinge im Leben, da muss man sich entscheiden. Ich hätt’s mir und euch gern noch eine Weile erspart, aber jetzt bleibt mir nichts anderes übrig.
    Martin stand auf, sah sich im Raum um, versuchte einen Blick in die Gesichter seiner Skatbrüder, genoss, dass sie unbeteiligt auf die Tischdecke starrten und schritt zur Tat.
    Inzwischen hämmerte Mary mit den Fäusten gegen die Tür. Verzweiflung lag in ihren Schlägen. Sie hatte die Aufmerksamkeit der gesamten Trauergesellschaft, und der Vorschlag wurde laut, sie hereinzubitten und ihr eine Tasse Kaffee anzubieten. Die ersten Gäste entdeckten ihre soziale Ader, und im Rudel waren die Ichtenhagener mutig. Wer hätte jetzt nicht gern vor seiner Frau und seinen Kindern den Helden gespielt? Offensichtlich nahm Martin Schöller allen diese Arbeit ab. Gemessenen Schrittes bewegte er sich auf Mary zu, die ihre Schläge jetzt noch heftiger gegen die Tür trommelte. Martin konnte die Blicke in seinem Rücken spüren. Ihr Brennen machte ihm Angst, aber es spendete ihm auch Glück, lud ihn auf wie eine Hochleistungsbatterie. Er war wer. Endlich.
    Ich kann es sogar riskieren, sie mit in die Linde zu nehmen. Sie ist stumm. Die anderen wissen nichts von unserer Beziehung. Wir spendieren ihr eine Tasse Kaffee und danach, nun, dann sehen wir weiter. Irgendwie krieg ich sie schon wieder in Günthers Haus zurück. Und dann, dann kannst du was erleben, Mädchen. Das schwör ich dir. Ich prügel dich windelweich. Das machst du nur ein einziges Mal mit mir. Einmal und nie wieder. Du sollst spüren, wer hier das Sagen hat. Das wirst du nie vergessen. Vor der Abreibung rettet dich keiner. Auch dein Günther nicht. Wenn er aus dem Krankenhaus wiederkommt, kann er dich gesundpflegen.
    Er war keine zwei Meter mehr von Mary entfernt. Da öffnete sich die Bordelltür. Es war nur ein Spalt, aber Mary sprang hinein, wie ein eilig Reisender zwischen die sich schließenden Türen eines Zuges.
    Päng.
    Bevor Martin Schöller die Situation erfassen konnte, stand er vor der geschlossenen Tür.
    Was jetzt?, dachte er, was jetzt?

47
    „Nein!”, schrie Günther Ichtenhagen. „Ich werde keine Nacht länger hier bleiben, nur weil Sie den Papierkram nicht auf die Reihe kriegen. Ich werde mich jetzt anziehen und gehen. Ich habe noch anderes zu tun.”
    Die patzige Antwort der Krankenschwester traf ihn wie eine Ohrfeige: „Benehmen Sie sich nicht wie ein kleines Kind. Der Chefarzt will Sie noch sprechen.”
    „Der Chefarzt kann mir den Buckel runterrutschen.”
    „Wenn ich nur solche Patienten hätte, würde ich meinen Beruf an den Nagel hängen”, brummte die Krankenschwester und ließ Günther Ichtenhagen allein.
    Er hatte sich immer noch nicht rasiert, hielt das auch für Kraftvergeudung. Er brauchte alle Reserven, um es bis zum Taxistand zu schaffen. Er wollte sich nach Hause fahren lassen, weil er es unerträglich fand, hier zu liegen und zu warten, ohne zu wissen, was mit Mary geschah.
    Wenn ich wenigstens mit ihr telefonieren könnte, dachte er. Aber nicht mal das geht. Selbst ohne eine gemeinsame Sprache könnte man telefonisch ein paar Worte wechseln, freundlich

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