Traumfrau mit Fangzähnen
kämpfen genoss.
Wir stiegen hinauf in den Nachthimmel, spreizten unsere großen Schwingen und flogen mit kraftvollen Schlägen in Richtung Labor. Nach nur einer Minute landeten wir auf dem Platz, auf dem noch vor wenigen Stunden der LKW gestanden hatte. Ich hoffte inständig, dass er es mit seiner tödlichen Fracht nicht bis in die Stadt geschafft hatte. Bubba war durch die Seitentür des Labors gebrochen. Plötzlich erschollen spitze Schreie aus dem Inneren, das Garagentor neben Benny und mir flog auf und gab den Blick auf ein Dutzend verängstigter Frauen in Laborkitteln frei. Starr vor Angst blickten sie uns an, nicht sicher, in welche Richtung sie davonrennen sollten. Benny und ich zogen uns hinter eine Ecke des Gebäudes zurück, um ihnen eine Chance zur Flucht zu verschaffen. Kurz darauf hörten wir, wie sie laut schreiend über die Auffahrt davonliefen.
Benny sah mich an.
»Das Labor sollte also leer sein, ja? Ich frage mich, womit Js Leute sonst noch falschliegen«, sagte ich und quetschte mich dann seitwärts durch die Tür ins Innere des Gebäudes.
Bubba stand über die offene Kühltruhe gebeugt. Als er uns kommen sah, drückte er uns ein paar Rollen Klebeband in die Klauen sowie etwas, das aussah wie in durchsichtige Plastiktüten abgepackte Knete. »Du bringst das an dem Stützbalken da drüben an«, sagte er an Benny gewandt und zeigte in eine Ecke. »Und du gehst damit zu Cormac«, trug er mir auf. Cormac befestigte seine Tüten mit einer Art Kabelbinder an verschiedenen Stellen des Gebäudes. Während ich ihn mit neuen Sprengsätzen versorgte, brachte Bubba die Zündsätze an den Sprengkörpern an, die bereits befestigt waren. Er kauerte gerade vor einer der Tüten, als ein bewaffneter Wachmann durch eine Tür ganz in meiner Nähe hereinkam.
Seine Augen weiteten sich schockiert, als er uns vier riesige Fledermäuse in dem Labor herumhuschen sah. Ziellos feuerte er seine Waffe ab, und ein lautes
Ping Ping Ping
ertönte von den Kugeln, die in die Wand des Gebäudes einschlugen. Ich flog auf den Mann zu und warf ihn mit einem Tritt meiner Füße zu Boden. Zwei weitere Männer stürzten durch die Tür und feuerten einen wahren Kugelhagel ab, doch sie zitterten dabei so sehr, dass sie, wenn es nicht einen Querschläger gab, nicht den Hauch einer Chance hatten, uns zu treffen. Benny warf die beiden Männer um wie zwei Bowlingkegel, sprang dann auf einen der beiden und bearbeitete ihn so lange mit den Klauen, bis er ohnmächtig wurde. Dem anderen verpasste ich einen Schlag ins Genick und zog ihn damit ebenfalls aus dem Verkehr.
Bubba und Cormac arbeiteten in fliegender Hast daran, die letzten Sprengsätze anzubringen. »Schafft die Männer hier raus und bringt sie mindestens 150 Meter entfernt vom Gebäude in Deckung! Und dann sorgt dafür, dass wir nicht noch mal gestört werden!«, rief Bubba uns zu.
»Schon geschehen«, säuselte Benny. Wir packten jeweils einen der Männer mit unseren Krallen und flogen mit ihnen zu einem relativ sicheren Platz in einem Abwassergraben. Ich flog rasch zurück, um auch den dritten Wachmann zu holen, doch er war bereits wieder auf die Füße gekommen und zielte mit seiner Waffe auf Cormac.
»Vergiss es!«, schrie ich ihn an und schlug ihm seitlich gegen den Kopf, woraufhin er bewusstlos in sich zusammensackte. Ich warf ihn Benny zu, die hinter mir hergeflogen war, und sie brachte ihn zu den beiden anderen nach draußen. Dann flog ich durch das offene Tor, durch das die Frauen entkommen waren, und sah die Lichter eines Vans über die Auffahrt auf das Labor zukommen.
Ach du Scheiße,
dachte ich,
Benny und ich werden alle Hände voll zu tun haben. Und die Zeit läuft uns langsam davon.
Ich warf einen Blick auf mein Handy. Uns blieben noch vier Minuten, um von hier zu verschwinden. Ich sah über die Schulter zurück. Bubba und Cormac montierten gerade die letzten Sprengsätze an die verbliebene Wand.
»Seid ihr bald fertig?«, rief ich ihnen zu.
»Noch zwei Minuten«, erwiderte Bubba, ohne aufzuschauen.
Adrenalin pumpte durch meine Adern. Als Benny zurückkam, deutete ich auf das Dach des Gebäudes, und wir beide flogen hinauf. Ich wollte mich auf die Männer stürzen, sobald sie aus dem Van stiegen. Mein Herz raste, als ich mich zum Sprung bereitmachte.
In diesem Augenblick erschien die dunkle Gestalt einer weiteren Fledermaus am Himmel. Sie stieß nach unten und landete vor dem Van auf der Auffahrt. Ihr Pelz war silberfarben und die Flügelspanne gewaltig. Es
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