Traumfrau mit Fangzähnen
konnte nur Darius sein.
Was zum Teufel macht er hier?,
dachte ich.
Wahrscheinlich arbeitet er schon die ganze Zeit an dem Auftrag.
Wut loderte in mir auf wie eine heiße Flamme. Lügen. Nichts als Lügen.
Der Fahrer des Vans trat auf die Bremse, der Wagen wich mit quietschenden Reifen nach rechts auf das sandige Feld aus, kippte verdächtig zu einer Seite und stürzte schließlich um. Die oben liegenden Türen öffneten sich, und sechs Männer mit Gewehren kletterten aus dem Wagen. Als sie Darius sahen, eröffneten sie das Feuer. Mit einer solch schnellen Bewegung, dass sie nur als verschwommener Schatten wahrnehmbar war, packte Darius zwei der Männer mit seinen Klauen, flog mit ihnen davon und ließ sie auf einem Feld etwa sechzig Meter von dem Van entfernt fallen. Die übrigen vier Männer ergriffen die Flucht, doch Benny und ich nahmen die Verfolgung auf und hatten sie bald eingeholt. Da wir nicht so groß waren wie Darius, konnten wir jede nur einen Mann zwischen unsere Klauen nehmen. Während sich die Männer schreiend in unserem Griff wanden, trugen wir sie zu den anderen beiden und ließen sie los. Der Sturz war nicht tief genug, als dass sie sich ernsthaft verletzten. Aber ein verstauchter Knöchel oder ein gebrochener Arm reichte ja auch. Einer der Männer, den Darius hergetragen hatte, stand schon wieder auf den Beinen und hatte sein Gewehr im Anschlag. Benny flog auf ihn zu und schlug ihm mit der Spitze ihres Flügels gegen die Kniescheibe. Der Mann schrie auf und sackte zu Boden. Er würde für sehr lange Zeit nirgendwo mehr hingehen. Währenddessen hatte Darius die beiden letzten Männer gepackt, hergeflogen und sie hart zu Boden fallen lassen. Alle sechs waren nun außer Gefecht gesetzt.
Doch unsere Zeit war um. Ich sah, wie Bubba und Cormac aus dem Labor gerannt kamen und sich in die Luft schwangen. »Darius!«, schrie ich. »Das Gebäude fliegt gleich in die Luft! Geh hinter dem Van in Deckung!«
Benny, Darius und ich flogen auf den umgestürzten Van zu, duckten uns dahinter in den Sand und schützten unsere empfindlichen Ohren mit den Klauen. Plötzlich wurde die Nacht taghell erleuchtet, und mit einem ungeheuren Lärm explodierte das Gebäude. Der Van geriet ins Wanken, und der Boden unter uns erbebte. Sand regnete auf uns nieder wie Hagelkörner und bedeckte uns mit einer dichten Schmutzschicht. Darius breitete seine Flügel über mir aus, und ich spürte, wie er seinen Körper dicht an meinen drängte. »Ist alles in Ordnung bei dir?«, flüsterte er in mein Ohr.
»Mir geht’s gut«, erwiderte ich. »Benny, was ist mit dir?«
»Nichts passiert«, antwortete sie.
Ich wandte mich wieder an Darius. »Wir müssen verschwinden, bevor die Einsatzfahrzeuge hier auftauchen. Unser Treffpunkt ist der Friedhof. Komm mit dorthin, wir müssen reden.«
Er schien verblüfft zu sein, erwiderte aber: »In Ordnung, lass uns losfliegen.« Wir stiegen in den Himmel und waren innerhalb von einer Minute zurück am Friedhof. Bubba und Cormac hatten sich bereits wieder in ihre menschliche Gestalt zurückverwandelt. Während Benny auf den Smart zuhastete, um sich ebenfalls zurückzuverwandeln, zog ich Darius auf die Seite. Hier, an diesem relativ sicheren Ort, konnte ich meine überschäumenden Gefühle nicht länger zurückhalten.
»Was hattest du beim Labor zu suchen?«, fragte ich und sah in seine Fledermausaugen. Wir falteten beide unsere Schwingen zusammen, die uns von den Schultern bis zu den Füßen reichten und uns in der Dunkelheit ein unheilvolles und seltsam erhabenes Aussehen verliehen.
»Ich habe nach dir gesucht«, sagte er. »Da du den ganzen Abend nicht nach Hause gekommen bist, wusste ich, dass irgendetwas schiefgelaufen war. Du bist auch nicht an dein Handy gegangen. Also habe ich deinen Portier gefragt, und er sagte, jemand ›aus deinem Büro‹ wäre dort gewesen, um sich um deinen Hund zu kümmern. Da hab ich mich auf die Suche nach dir gemacht.«
Der kalte Wind rüttelte an den Ästen der Bäume über unseren Köpfen, und die Grabsteine leuchteten weiß im Licht des Mondes. »Ist das wirklich die Wahrheit?«, fragte ich. »Du bist nur hier, weil du mich gesucht hast? Weil du mir helfen wolltest? Das glaube ich einfach nicht, Darius.«
»Warum nicht? Hör mal, ich habe dir eine ganze Menge Ärger aufgehalst. Jetzt wollte ich dir einfach den Rücken freihalten.«
»Und wie hast du herausgefunden, wo ich bin?«
»Ich habe meine Kontakte genutzt. J verursacht eine ganze Menge Wirbel mit
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