Traumfrau mit Fangzähnen
Benny, die neben mir saß, zwickte mich heimlich, während sie versuchte, ihr Kichern zu verbergen.
»Wieder einmal möchte ich das Team zu einer gelungenen Operation beglückwünschen«, begann J. »Sie haben verhindert, dass eine gefährliche Droge Tausende von jungen Menschen tötet, Sie haben uns geholfen, die Drahtzieher festzunehmen und aus dem Verkehr zu ziehen, und Sie haben das Labor zerstört, in dem die Droge hergestellt wurde. Ich möchte Ihnen allen ein großes Lob aussprechen.
Trotzdem ist nicht alles so verlaufen wie geplant. Bradley ist tot, den wir sowohl hätten benutzen als auch kontrollieren können. Die Konsequenzen dessen sind noch nicht abzusehen. Größere Sorge macht mir und meinen Vorgesetzten allerdings die wachsende Anzahl von Vampirjägern in der Stadt. Wir hätten neulich beinahe Agent Lee verloren. Diese Jäger sind unglaublich brutal, vielleicht sind sie nicht einmal menschlich, wie einige unserer Quellen andeuten. Und unglücklicherweise, Agentin Urban, sind sie wegen Ihres Freundes hier, Darius della Chiesa.«
Es stimmte. Ich wollte einfach nur nicht hören, dass J es aussprach. Deswegen unterbrach ich ihn: »Darius verlässt die Stadt. Damit wird sich das Problem der Vampirjäger von allein lösen.«
J hob die Augenbrauen. Mit dieser Nachricht hatte er offenbar nicht gerechnet. »Ich bin froh, das zu hören, Miss Urban. Somit bleibt es uns erspart, drastischere Mittel anzuwenden, um das Thema aus der Welt zu schaffen.«
»Sie meinen wohl, um Darius aus der Welt zu schaffen«, entgegnete ich aufgebracht.
»Darüber ließe sich streiten«, erwiderte J ausdruckslos. »Kommen wir zurück zu unserer Besprechung. Die herausragende Leistung des Teams ist nicht unbemerkt geblieben. Ihr nächster Auftrag wird ein wenig, sagen wir, anspruchsvoller sein. Momentan sind wir noch mit den Vorbereitungen und einigen Details beschäftigt, aber ich möchte, dass wir uns alle in einer Woche wieder hier treffen. Bis dahin freut es mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie freihaben – sobald jeder von Ihnen einen schriftlichen Bericht abgegeben hat. Das Formblatt dafür finden Sie auf Ihrem Bürocomputer. Bitte vervollständigen Sie den Bericht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden, und dann gönnen Sie sich ein bisschen Ruhe. Besonders Sie, Agent Lee. Erholen Sie sich, wir brauchen Sie alle in einer Spitzenverfassung. Irgendwelche Fragen? Nein? Dann darf ich nochmals betonen, wie überragend Ihr Einsatz war. Ich bin stolz auf Sie alle. Und damit machen wir Schluss für heute.«
Er stand auf, salutierte, und ohne ein persönliches Wort an mich oder jemand anderen von uns sammelte er die Unterlagen ein, die vor ihm lagen, verschwand in seinem Büro und schlug die Tür hinter sich zu. Ich vermutete mit einer gewissen Befriedigung, dass er eine ordentliche Abreibung von Mar-Mar sowie einen offiziellen Verweis erhalten hatte. Zweifellos machte er Darius und mich für seine Dummheit verantwortlich. Ach, zum Teufel mit dem Kerl. Er würde darüber hinwegkommen – oder auch nicht, falls ich das Team verlassen sollte.
Wir anderen standen auf und gingen zu den Aufzügen. Im Erdgeschoss angekommen, traten wir durch die Glastüren hinaus auf die Fifth Avenue. Außerhalb der Bürozeiten lag die Straße so gut wie verlassen da. Ein paar gelbe Taxis fuhren an uns vorbei, und nur wenige Fußgänger waren unterwegs. Das Gefühl des herannahenden Frühlings, das ich kürzlich verspürt hatte, kehrte zurück, und obwohl ich das Wetter nicht unbedingt als mild bezeichnet hätte, hatte der Winter seinen eisigen Griff doch ein wenig gelockert.
Bubba brach das Schweigen. »Ich muss euch etwas sagen, bevor wir weitergehen.«
Wir wandten uns ihm zu. Seine Stimme war nicht so lebendig wie sonst, und wir hatten ihn noch nie so kraftlos gesehen.
»Ich möchte mich bei euch bedanken für das, was ihr für mich getan habt. Ihr habt wie die Löwen gekämpft und eine solche Tapferkeit bewiesen, dass ich stolz darauf bin, euch zu kennen.« Wir wollten protestieren, aber er bedeutete uns zu schweigen. »Lasst mich ausreden. Ich war lange Zeit Soldat und habe in vielen Schlachten gekämpft. Oft genug fragte ich mich, warum ich nicht starb wie all die anderen Männer um mich herum, und glaubte irgendwann, dass meine Zeit einfach noch nicht gekommen war. Als ich schließlich doch tödlich verwundet wurde, holte mich ein Vampir aus dem Tal der Schatten und machte mich zu einem von euch. Ich habe das Schicksal
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