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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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abwarten, was passiert.« Er hängte sich bei uns beiden ein, und Cormac warf uns einen fragenden Blick zu. »Immer geradeaus, Cormac«, dröhnte Bubba, und wir machten uns auf den Weg Richtung Broadway. »Halt nach Neonlichtern mit der Aufschrift BAR Ausschau, einem der schönsten kurzen Wörter der englischen Sprache«, fügte er lachend hinzu.
    Wir gingen bis zur Ecke der einundzwanzigsten Straße und blödelten lautstark herum. Wir nannten alle Biermarken, die uns einfielen, und zu jeder gab Bubba eine Kritik ab.
    »Miller Light«, sagte Benny.
    »Pisse in der Flasche«, erwiderte Bubba.
    »Coors Light«, schlug ich vor.
    »Schale Pisse in der Flasche«, grölte Bubba.
    »Harp«, war mein nächster Vorschlag.
    »In jedem Schluck schmeckt man das wahre Irland. Zu dumm, dass es nicht nach Bier schmeckt«, fuhr Bubba der Weise fort.
    Die ganze Zeit über fragte ich mich, ob wir tatsächlich verfolgt wurden. Unwillkürlich musste ich an Darius denken, und ein stechender Schmerz durchfuhr meine Brust. Er war mir wie ein Schatten durch die Straßen von New York gefolgt, bevor wir uns ineinander verliebt hatten. Er hatte mich schon beobachtet, bevor ich wusste, wer oder was er war. Er hatte auf mich gewartet, und er hatte mich gewollt. Oh ja, er hatte mich mehr als alles andere begehrt. Doch nun war seine Abneigung gegen mich so stark, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie dieses Begehren jemals wieder entfacht werden sollte. Sobald ich die Erinnerung an seinen starken Körper zuließ, an den Geruch nach salziger Haut, wenn ich mich in seine nackten Arme kuschelte, an das Gefühl seiner Lippen auf meinen Augenlidern, an den Klang seiner Stimme, wenn er mir sagte, wie wunderschön ich sei, war ich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Aber schließlich war ich ein großer, böser Vampir! Ich blinzelte heftig und schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben.
    An einer roten Ampel an der zwanzigsten Straße blieben wir stehen, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen war. Bubba flüsterte: »Geht über die Straße, sobald es grün wird.« Wir taten wie geheißen, doch Bubba selbst blieb zurück und beugte sich hinab, als binde er seinen Schnürsenkel zu. Mit einer ruckartigen Bewegung sprang er plötzlich auf, wirbelte herum und rannte dann den Weg zurück, den wir gekommen waren. Einen halben Block entfernt in einem dunklen Abschnitt zwischen dem Licht zweier Straßenlaternen hielt ein Mann abrupt inne und stürmte dann quer über die Straße. Bubba holte ihn problemlos ein, zerrte ihn mit einem Arm in den Würgegriff und presste mit dem anderen den Arm des Mannes an seinen Körper. Dann brachte er ihn zu uns.
    Wir starrten den Mann an. Er war nicht besonders groß, hatte kupferfarbene Haut, hohe Wangenknochen und schien ein Indianer aus Mittel- oder Südamerika zu sein. Er hob den Kopf und blickte mich mit seinen dunklen Augen an. Ich spürte einen leichten Schauer aus Energie, bevor er wieder wegsah. Er trug einen grobgearbeiteten grau-weißen Poncho über einer dunklen Hose und Turnschuhe. Seine Haare waren dunkel und struppig und fielen ihm bis über die Ohren. Um seinen Mund hatten sich tiefe Falten eingegraben. Er war nicht mehr jung, aber ich konnte sein Alter nicht genau einschätzen. Er wehrte sich nicht unter Bubbas Griff, und in seinem Blick lag keinerlei Furcht.
    »Wer sind Sie?«, fragte Bubba. »Warum sind Sie uns gefolgt?« Er hatte seinen Griff etwas gelockert, ließ den Mann aber nicht los.
    »Ich bin Don Manuel«, erwiderte dieser würdevoll. »Ich folge Ihnen, weil ich glaube, dass Sie etwas Besonderes sind. Sie umgibt etwas Magisches. Vielleicht können Sie mir helfen.«
    »Warum sind Sie dann vor mir weggelaufen?«, fragte Bubba.
    Don Manuel lächelte und entblößte strahlend weiße Zähne. »Zu viel Magie. Vielleicht warte ich besser, bis ich mit nur einem von Ihnen sprechen kann, nicht mit allen vieren.«
    Bubba sah uns über die Schulter des Mannes an, zuckte mit den Achseln und ließ ihn schließlich los. Don Manuel bewegte sich nicht, aber ich spürte, dass eine leichte Unruhe von ihm ausging. Er zog etwas unter seinem Poncho hervor und wandte sich an Bubba. »Hier«, sagte er, griff nach seiner Hand und legte den Gegenstand hinein. »Danach suchen Sie. Ich spreche später mit Ihnen«, sagte er und trat auf den Schatten eines Hauseinganges zu.
    »Hey!«, rief Cormac. »Wo gehen Sie hin?«
    Doch Don Manuel war schon verschwunden. In dem Schatten bewegte sich nur noch ein Stück Papier,

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