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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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glauben, dass sie aus Südamerika stammt.«
    »Sie glauben oder Sie wissen?«, fragte ich.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, Miss Urban, aber keinerlei Beweise. Ich möchte nicht, dass Sie sich irgendwelche vorgefertigten Meinungen bilden. Kümmern wir uns einfach um die Fakten, okay?«
    »Okay«, sagte ich, obwohl ich weiterhin das Gefühl hatte, dass uns nicht einmal die Hälfte der bekannten Fakten erzählt worden war. »Und wie genau sollen wir vorgehen?«
    »Diese Information befindet sich in den Briefumschlägen hier.« J zog vier braune DIN-A4-Umschläge hervor, auf denen jeweils unsere Namen standen, und verteilte sie. »Jeder von Ihnen wird sich an einen der Orte begeben, den die Konsumenten unserer Meinung nach öfter aufsuchen. Die Namen der Barkeeper, Türsteher und Kellner befinden sich in Ihrem Umschlag, zusammen mit anderem Material, das vielleicht hilfreich ist. Hat noch irgendjemand Fragen? Agent O’Reilly?«
    »Hätten Sie ein Problem damit, wenn ich jemanden mitnehme? Morgen ist schließlich Samstag …« Er konnte kaum das Quengeln in seiner Stimme unterdrücken.
    »Mr. O’Reilly, tun Sie, was immer Sie für nötig halten. Bei uns gibt es keine besonderen Regeln. Was zählt, ist das Ergebnis. Klar?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Cormac und fügte beinahe unhörbar hinzu: »Zum Glück ist das etwas anderes, als mir die ganze Nacht über gregorianische Gesänge anzuhören.« Zwei Monate zuvor hatte Cormac undercover als Nachtportier des Opus-Dei-Hauptquartiers gearbeitet. Niemand von uns wusste, warum er dort eingeschleust worden war.
    »Noch etwas?«
    »Ähm, ja«, meldete ich mich erneut zu Wort. »Wie heißt die Droge eigentlich?«
    »Susto. Der Name lautet unter Insidern Susto.«
     

Kapitel 3
    Die Stunde des Wolfes
     
     
     
    B erauscht von Adrenalin, verließen wir vier das Gebäude. Wir hatten einen Auftrag. Wir hatten ein Ziel. Wie viele Leute konnten das behaupten? Ich wusste, was es bedeutete, ziellos durchs Leben zu driften, denn ich hatte jahrhundertelang nichts anderes getan. Die Jahre waren mit bedeutungsloser Eintönigkeit verstrichen, und die dominierende Farbe meiner Vergangenheit war ein blasses Grau – neblig, dunstig und verschwommen. Vor Team Dark Wing hatte mein Leben keine Bedeutung gehabt, doch das hatte sich nun geändert.
    Ich betrachtete unser Team, uns vier Vampire – der unglaublichste Haufen von Superhelden, der jemals die Erde betreten hatte. Ich hatte mich noch nie eingehender damit befasst, welche Verbindung eigentlich zwischen uns bestand, und betrachtete daher noch einmal meinen alten »Freund« Cormac. Er war mittelgroß, sehr dünn, aber muskulös, und meist in Schwarz gekleidet, was die meisten Vampire vermieden, da es zu sehr dem Klischee entsprach. Cormac war eng mit New Yorks Theaterszene verbunden, hatte schon in
A Chorus Line
getanzt und für die
Sopranos
vorgesprochen, und heute Abend trug er seine »Uniform« – ein enges T-Shirt, das seinen vom Tanzen gestählten Körper zur Geltung brachte, schwarze Jeans, schwarze Stiefel und einen langen, schwarzen Mantel. Seine Haare waren schulterlang und leicht gewellt, und er hatte sie meist zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Seine Nase war gerade, seine Lippen voll, und seine Augen hatten die Farbe von Malzbier. Er ist außerordentlich gutaussehend und wäre es sogar noch mehr, wenn er jemals lächeln würde. Doch das tut er kaum. Vielmehr war er auch an jenem Abend gereizt und verbittert, ein Zustand, der seine Mundwinkel nach unten und seine feinen dunklen Augenbrauen zu einem ständigen Stirnrunzeln zusammenzog. Er war ein talentierter Tänzer, aber der große Durchbruch blieb ihm verwehrt. Als die Zeit verging, Cormac jedoch nicht alterte, musste er an einen anderen Ort ziehen, seinen Namen ändern und durfte keine Rollen annehmen, die ihn allzu bekannt machen würden. Dabei wollte er so gern glänzen und der Welt zeigen, dass er besser tanzen konnte als Mikhail Baryshnikov, was tatsächlich der Fall war. Auch Cormac war dem Fluch der Vampire zum Opfer gefallen: Wir leben ein Leben voller Geheimnisse und müssen verbergen, wer wir wirklich sind.
    Cormac versteckte seine wahre Identität hinter einer Fassade aus Homosexualität und benahm sich dabei manchmal so tuntig wie eine Dragqueen. Er hatte noch nie einen Seelenverwandten getroffen, aber seitdem wir uns das erste Mal in London begegnet waren, befand er sich unaufhörlich auf der Suche nach Liebe. War Cormac nun schwul? Oder war er

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