Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
Vom Netzwerk:
sicherlich mit Vorbereitungen beschäftigt.
    Das viele Mineralwasser forderte schließlich seinen Tribut, und ich machte mich auf den Weg zur Damentoilette, vor der sich bereits eine Schlange gebildet hatte. Ich stellte mich an und lauschte den Unterhaltungen um mich herum, dienstlich natürlich, und tatsächlich hatte ich Glück.
    Ein gertenschlankes Mädchen stritt gerade mit seiner Freundin. Es starrte dabei auf den Boden, so dass das lange, blonde Haar nach vorn fiel und das Gesicht verdeckte. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht will«, flüsterte sie ihrer Freundin aufgeregt zu, einer sommersprossigen Göre, die nicht älter als sechszehn wirkte, trotz der falschen Wimpern und eines rosenförmigen Tattoos an der Stelle, wo ein Dekolleté gewesen wäre, wenn sie ausreichend große Brüste gehabt hätte. »Ich habe Angst davor. Ich tue es nicht.«
    »Du bist ein Schlappschwanz«, erwiderte Sommersprosse eingeschnappt. »Ich habe gehört, dass es besser als Crystal sein soll. Und du weißt, wie schwer es war, da dranzukommen. Ich musste meinen Bruder in Yale fragen. Jetzt schulde ich ihm ’ne ganze Menge Kohle und bin so gut wie pleite. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie teuer das Zeug ist?«
    »Es tut mir leid«, erwiderte die Blonde so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte. »Wirklich, Emma, es tut mir leid, aber ich will einfach nicht. Meine Mom ist krank, und wenn sie das herausfindet, bringt es sie um.«
    »Oh, bist du neuerdings unter die Tugendhaften gegangen, ja?«, entgegnete die kleine Göre. »Vielen Dank auch. Du hast versprochen, dass du mitmachen würdest, weißt du noch? Wir wollten es beide ausprobieren, und jetzt machst du einen Rückzieher. Ich fass es einfach nicht! Warte bloß ab, bis ich den anderen erzähle, dass du gekniffen hast.«
    »Das ist mir egal. Sag’s ihnen doch. Sie wollen es nicht nehmen, und ich will es auch nicht. Und es ist mir egal, was du dazu sagst.« Blondie sah immer noch nicht auf, aber es war klar, dass sie ihre Meinung nicht mehr ändern würde.
    »Na schön. Und was mache ich jetzt mit dem Zeug? Ich trau mich nicht, es mit nach Hause zu nehmen.«
    »Wirf es weg, Emma«, flehte das größere Mädchen. »Bitte.«
    »Bist du verrückt?
Es wegwerfen?
Ich werde es verkaufen. Ich kann nicht mal mehr shoppen gehen, so pleite bin ich.« Ihre Stimme klang gereizt.
    »Entschuldigt bitte«, mischte ich mich ein. »Ich habe eure Unterhaltung zum Teil mitbekommen. Hast du das Zeug wirklich? Diese Droge, die besser ist als Crystal? Sie nennt sich Susto. Ich habe gehört, dass es sogar besser sein soll als Kokainbase. Ich würde das Zeug wahnsinnig gern mal ausprobieren und wäre bereit, es dir abzukaufen.«
    Das schlanke Mädchen sah zum ersten Mal auf. Ihre Augen waren vor Furcht geweitet, und ihr Gesicht war kreideweiß. Wahrscheinlich dachte sie, ich sei von der Drogenfahndung. »Nein, nein, wir haben gar nichts.«
    »Ach Muffy, halt den Mund«, stieß Emma hervor. Sie sah mich mit einem sehr viel gerisseneren Blick an, als ihr Alter es vermuten ließ. »Ich könnte Ihnen vielleicht etwas besorgen. Was wäre es Ihnen denn wert?«
    »Ich bezahle jeden Preis. Wirklich«, erwiderte ich.
    »Eintausend«, sagte Emma. »Und zwar für eine Ampulle. Abgemacht?«
    »Emma!«, protestierte Muffy.
    »Nein, nein, ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Das ist ein gutes Angebot.«
    Die Toilette wurde frei, und Emma umfasste den Türgriff. »Kommen Sie mit rein. Muffy, du wartest hier.«
    Eine Minute später befand sich eine Phiole mit Susto in meinem Rucksack. Zumindest in einer Hinsicht war ich erfolgreich gewesen. Hoffentlich hatte ich mein Glück für heute Abend noch nicht aufgebraucht.
     
    Kurz nach zehn begab ich mich in den ersten Stock in die Lounge des Pubs. Da ich keinen großen Tisch für mich allein beanspruchen wollte, setzte ich mich an einen winzigen Tisch an der Wand. Während ich auf den Beginn des Konzertes wartete, lösten sich meine Nerven mehr und mehr in Luft auf. Ich bestellte ein Pint Guinness, nahm mir aber vor, es nicht zu trinken. Tja, der Weg zur Hölle ist mit vielen guten Vorsätzen gepflastert. Über die Lautsprecher ertönte »Bullet with Butterfly Wings« von den Smashing Pumpkins und stimmte mich ein wenig melancholisch. Ich hatte keine Ahnung, wer für die Musikauswahl verantwortlich war, aber ich hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht. Genau in dem Moment, in dem Billy Corgan greinte, die Welt sei ein Vampir, schlürfte ich mein Guinness

Weitere Kostenlose Bücher