Traumfrau mit Fangzähnen
der Puppenspielerin übernommen und ein wenig an den Fäden meines Lebens gezogen. Ich wusste zwar nicht, wie sie es in die Wege geleitet hatte, dass ich die Bekanntschaft von Fitz machte, oder woher sie wusste, dass er mich hierher einladen würde, aber ich spürte instinktiv, dass sie etwas damit zu tun hatte. Der arme Tropf von Kongressabgeordnetem hatte nicht die geringste Ahnung, wie rücksichtslos die Dame neben ihm war. Falls sie es wollte, musste sie nur einen Anruf tätigen, und jegliches dunkle Geheimnis, das der hübsche Politiker schon in seiner Vergangenheit vergraben glaubte, würde die Titelseiten der Klatschmagazine schmücken. Wahlweise würde auch sein Bankkonto plötzlich gesperrt werden, sein Auto gestohlen oder sein Haus niederbrennen. Bei Mar-Mar konnte man sich nie sicher sein, auf welche Art sie jemanden fertigmachte, aber
dass
sie es konnte, stand außer Frage.
Ich wandte ihr demonstrativ den Rücken zu und sah gleich darauf Fitz, der mit einem Drink in der einen und einem Glas Mineralwasser in der anderen Hand auf mich zu steuerte. Er reichte mir das Wasser und sagte: »Meine Cousins und die übrigen jüngeren Gäste sind unten. Onkel Brent hat im Keller einen kleinen Kinosaal und einen Spielsalon. Wir können später zu ihnen gehen. Aber zuerst ruft die Pflicht. Du musst unseren Gastgeber kennenlernen.«
Fitz legte sanft seinen Arm um meine Taille und steuerte mich auf eine kleine Gruppe von Männern zu, jeder in gutgeschnittenem Anzug und mit einem Glas Martini in der Hand. Als Brent Bradley uns kommen sah, hob er in einstudiertem Charme eine Augenbraue und setzte ein ebenso einstudiertes Lächeln auf, bei dem er außerordentlich weiße Zähne entblößte.
»St. Julien, mein Junge«, sagte er. »Wer ist diese liebreizende Dame an deiner Seite?«
»Daphne Urban, das ist mein Onkel Brent Bradley«, machte Fitz uns miteinander bekannt. Ich streckte dem Sicherheitsberater meine Hand entgegen, und er drückte sie einen Bruchteil länger als nötig.
»Mein Neffe hat einen hervorragenden Geschmack«, sagte er und stellte mich dann den anderen Männern in der Runde vor, die jedoch in meinen Augen alle gleich aussahen und auf deren Namen ich nicht genau achtete. Doch dann kam Bradley zu dem Mann neben sich.
»John Rodriguez, mein Geschäftspartner«, stellte Bradley den einzigen Mann in seiner Nähe vor, der sich nicht wie ein übereifriger Fatzke benahm. Rodriguez lächelte mich kühl an. Seine kleinen, hellbraunen Augen wirkten wie die eines Reptils, und sein flaches Kinn gab ihm das Aussehen eines Kaninchens. In meinem Kopf klingelten erste Alarmglocken. Gleichgültig womit dieser Mann seine Brötchen verdiente, er war auf jeden Fall sehr gefährlich.
Mit meinem strahlendsten Lächeln fragte ich: »Und welche Art von Geschäft mag das wohl sein, Mr. Rodriguez? Arbeiten Sie ebenfalls für die Regierung?«
»Nein, Miss Urban. Ich bin ein ganz normaler Bürger«, sagte er mit öliger Stimme, die mir einen Schauer den Rücken hinunterjagte.
»John ist viel zu bescheiden«, wandte Bradley ein. »Immerhin stellt er sicher, dass ich auf diese Weise leben« – er erhob sein Glas und deutete damit auf den großen Raum – »meinen Hobbys frönen und meinen Pflichten gegenüber dem öffentlichen Dienst nachkommen kann. Er ist in jeglicher Hinsicht unbezahlbar.«
»John ist der Geschäftsführer von Bradley Consulting«, sagte Fitz. »Die Firma ist auf internationale Sicherheitsmaßnahmen spezialisiert.«
»Das ist wirklich faszinierend«, erwiderte ich mit einem gezierten Gesichtsausdruck und hängte mich bei Fitz ein. »Und Mr. Bradley …«
»Bitte nennen Sie mich Brent.«
Ich bedachte ihn mit einem Lächeln, das Eis schneller zum Schmelzen gebracht hätte als eine Mikrowelle. »Ach, das ist hinreißend von Ihnen,
Brent
. Ich wollte sagen, dass ich Ihr Haus wirklich beeindruckend finde, und Ihre Kunstsammlung ist atemberaubend. Ich habe Werke wie diese noch nie außerhalb eines Museums gesehen.« Volltreffer. Brent badete geradezu in meiner Bewunderung. Hoffentlich hatte ich nicht aus Versehen die Augen verdreht, denn in Wahrheit dachte ich, dass er genau solch ein Fatzke war wie die Männer um ihn herum – arrogant, stinkreich und von sich selbst eingenommen.
Mr. Rodriguez hingegen wurde von einer dunklen Aura umgeben. Verschlagenheit, Unehrlichkeit und Grausamkeit spiegelten sich deutlich in seinem Gesicht wider, und ich spürte instinktiv, dass er mich zur Quelle von Susto führen
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