Traumfrau mit Geheimnis
ganzen Tag aus dem Weg zu gehen, nachdem sie am Vorabend seine Familie kennengelernt hatte. Mit Mary hatte sie nur ein paar Minuten verbracht, doch sie mochte sie auf den ersten Blick.
Clints Gesicht hatte geleuchtet, als seine Frau aus dem Wagen gestiegen war. So wie Tewanda und ihr Charles schienen sie das Glück gepachtet zu haben.
Dean ließ sich neben ihr nieder. Am liebsten hätte sie ihn weggescheucht, doch das hätte mehr Gerede verursacht, als wenn sie ihn neben sich sitzen ließ.
„Was machst du hier?“, fragte sie leise.
„Cooper hat mich gebeten, zu seinem Spiel zu kommen.“
Während Dean seine Aufmerksamkeit dem Geschehen auf dem Spielfeld zuwandte, fühlte sich Reva durch seine Aufmerksamkeit aus dem Konzept gebracht. Ihn so nah neben sich zu haben, dass sich ihre Arme beinahe berührten, störte ihren Wochenendfrieden empfindlich.
Und das, obwohl er sich äußerst rücksichtsvoll verhielt. Er nutzte die Gelegenheit nicht, um sie zum Essen einzuladen, erwähnte nicht den Einbruch oder das sonstige Geschehen jener Nacht. Alles, was er tat, war Cooper anzufeuern.
Dennoch brachte sie es nicht über sich, ihn einfach zu ignorieren. „Deine Familie ist nett“, sagte sie auf der Suche nach einem unverfänglichen Gesprächsthema.
Er schnaubte geringschätzig.
Das brachte sie trotz ihrer Nervosität zum Lachen. „Nicht gerade eine schmeichelhafte Antwort.“
„Du kennst meine Familie nicht gut genug. Wenn man sie nur einmal trifft, wirken sie ganz normal, aber glaub mir, der Eindruck täuscht.“
„Trotzdem ist es schön“, beharrte sie. „Und sie sind alle verheiratet.“
„Ja. Ich bin das schwarze Schaf.“
Reva lehnte sich auf der Bank zurück. „Du kannst dich glücklich schätzen. Ich wünschte, ich hätte eine Familie.“
Er wandte sich ihr zu. „Du hast keine Geschwister? Keine Eltern?“
Sie schüttelte den Kopf. „Cooper und ich waren immer allein. Und es geht uns prima dabei“, fügte sie schnell hinzu. „Nicht alle Familien sind so nett wie deine.“ Ihre eigene jedenfalls nicht.
„Cooper hat Glück. Du bist eine wunderbare Mutter.“
Sagte er das nur, um sich bei ihr einzuschmeicheln? „Manchmal frage ich mich, ob das stimmt.“
„Nein, das ist nicht zu übersehen.“ Aus seinen blauen Augen blickte er sie aufmerksam an. „War es schwer, ihn allein großzuziehen?“
„Ich kenne ja nichts anderes. Aber manchmal fühle ich mich schuldig, weil ich ihm nicht die ideale Familie bieten kann, du weißt schon, Vater, Mutter, zweieinhalb Kinder.“
Dean nickte nachdenklich. „Zwei Eltern zu haben bedeutet nicht automatisch, dass sie gute Eltern sind. Meine Eltern waren ständig aus dem Haus. Vater arbeitete von früh bis spät. Es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, sich Zeit zu nehmen, zu einem Spiel von mir oder meinen Brüdern zu kommen. Mutter war so beschäftigt mit ihren Klubs und sozialen Verpflichtungen, dass wir sie auch nie zu Gesicht bekamen.“ Er runzelte die Stirn. „Bis jetzt haben sie nicht mal Clints Zwillinge gesehen. Die Kleinen sind mittlerweile zwei Monate alt, und die Großeltern haben keine Zeit, mal zu Besuch zu kommen. Wenn Clint und Mary nicht zu ihnen fahren, gehen die Kids zur Schule, bis sie ihre Großeltern treffen. Aber lange bleiben werden sie dann auch nicht, denn meine Eltern fühlen sich durch Kinder leicht gestört.“
Er schüttelte den Kopf. Es fiel Reva schwer, eine Entschuldigung für solche Gleichgültigkeit zu finden, und sie sagte schlicht: „Das ist blöd.“
Ihr Kommentar brachte Dean zum Lächeln. „In der Tat.“
Revas Mutter, Vicky Lynn, war ebenfalls ziemlich gleichgültig gewesen. Ihr Hauptziel bestand darin, einen Ersatz für den Mann zu suchen, der sie schwanger zurückgelassen hatte. Der Stiefvater, den sie schließlich für Reva gefunden hatte, als das Mädchen zwölf war, erwies sich zwar als rechtschaffen, aber nicht übermäßig interessiert an Kindern. Als er später starb, war Vicky Lynn verschwunden. Reva hatte nie wieder von ihr gehört.
Wie oft hatte sie sich einen Bruder oder eine Schwester gewünscht! Sie stellte sich vor, dass solche Bande unzertrennlich waren.
„Immerhin hast du nette Geschwister als Ersatz für deine Rabeneltern“, sagte sie.
„Ja.“
„Und sie haben alle Kinder.“
Dean nickte. „Ja, sie vermehren sich wie die Lemminge.“
„Alle, außer dir.“ Sofort bereute sie die Bemerkung und wandte sich wieder dem Spielfeld zu. „Tut mir leid. Das geht mich nichts
Weitere Kostenlose Bücher