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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Svenson bat die Soldaten, sich um Francescas Leichnam zu kümmern, aber sie zogen ihn nur weg und fesselten dem Doktor die Hände. Die Kapuze roch nach Hafer. Nach ein paar Minuten des Stolperns und angeschlagener Schienbeine wurde er auf einen harten Holzstuhl gesetzt.
    »Ich möchte ihn sehen.«
    Die Kapuze wurde entfernt. Hinter dem Tisch saß der Gentleman, an dem er im Old Palace vorbeigegangen war, Bronques Person . Ein Soldat legte den Lederkoffer und Svensons zerknüllten Mantel auf den Tisch.
    »Warte draußen.«
    Der Soldat verließ den Raum. Der Mann hinter dem Tisch machte sich daran, die Taschen des Militärmantels zu leeren. Svenson hatte Zeit, ihn sich anzuschauen: vielleicht vierzig Jahre alt, dunkles geöltes Haar mit einem Mittelscheitel, gezwirbelter Schnäuzer, spitzer Kinnbart. Er war schmalgliedrig, jedoch untersetzt – einst ein schlanker junger Mann, der aufgrund mangelnder Bewegung an Umfang zugelegt hatte, obwohl seine unsteten Augen und die flinken Bewegungen seiner behandschuhten Hände einen rastlosen Geist verrieten.
    Der Mann legte Svensons Revolver neben ein zerknülltes Taschentuch, einen Bleistiftstummel, schmutzige Banknoten und das beschädigte Silberetui. Den Lederkoffer ignorierte er.
    »Gefällt Ihnen der Raum, Doktor? Eine ehemalige Bibliothek, aber es war feucht – ist es das nicht immer? –, und so sind die Bücher verschwunden. Verlassene Räume werden stets für das benutzt, wofür sie – wie Menschen – noch brauchbar sind. Ich zum Beispiel schätze den Korkboden. So geräuschlos, so angenehm, und geölt sogar honigfarben. Warum sind nicht alle Räume mit Kork ausgelegt? Es würde die Welt besser machen.«
    Er zog die Augenbrauen hoch, die so dünn gezupft waren wie bei einer jugendlichen Naiven. Das Gesicht des Mannes bestand aus vielsagenden Einzelheiten – pomadisiertes und mit breitem Kamm gelegtes Haar, Drahtbrille, ein plumper kleiner Mund –, die ein allzu saturiertes Ganzes bildeten.
    »Eine stillere Welt«, antwortete Svenson mit hohler Stimme.
    »Ist das nicht das Gleiche?« Der Mann schüttelte den Kopf und nahm einen ernsten Ausdruck an. »Tut mir leid – ich habe mich auf unsere Begegnung gefreut, sie macht mich froh, obwohl die Umstände ausgesprochen schwerwiegend sind. Ich bin Mr. Schoepfil.«
    »Und Sie kennen mich?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sie haben Bronque ins Büro geschickt, um festzustellen, wer ich bin.«
    »Nur um sicherzugehen. Ich musste woanders hin.«
    »Ins Zollhaus.«
    Schoepfil lächelte wehmütig. »Um festzustellen, dass Sie ebenfalls dort waren! Wie auch nicht – wie auch nicht angesichts unserer einvernehmlichen Untersuchungen.«
    »Wo ist Colonel Bronque?«
    Schoepfil winkte ab. »Nebensächlich. Aber Sie! Sie waren in Vandaariffs Luftschiff! Und in Parchfeldt! Und im Zollhaus – und jetzt das Institut! Wie sehr habe ich darauf gewartet, einem Mann Fragen zu stellen, der Bescheid weiß !«
    »Sie könnten Robert Vandaariff fragen!«
    »Dieser Gentleman befindet sich außerhalb meiner Reichweite.«
    »Wie groß ist Ihre Reichweite, wenn ich fragen darf?«
    »Es wäre eine große Freude, Geschichten auszutauschen, doch dazu ist keine Zeit. Hätten Sie gern eine Zigarette?«
    Schoepfil grinste beim Anblick des beschädigten Silberetuis und läutete eine Glocke. Der Soldat kam wieder herein, eine Hand auf dem Säbelgriff. »Eine Zigarette für Doktor Svenson. Besser noch geben wir dem Herrn ein halbes Dutzend.«
    Der Soldat zählte sechs Zigaretten in Svensons zitternde Hand und legte dann eine Schachtel Zündhölzer darauf. Er schlug die Hacken zusammen und war verschwunden.
    »Zünden Sie eine an – na los!«, drängte ihn Schoepfil. »Ich brauche einen Mann, der denken kann, und nicht ein zitterndes Wrack.« Er zog eine Taschenuhr aus der Weste und schürzte die Lippen. »Zur Sache. Wie ist es Robert Vandaariff gelungen, das Luftschiff ins Meer stürzen zu lassen? War ein Verbündeter an Bord, um den Absturz zu arrangieren, oder war die Maschine sabotiert worden, bevor es Harschmort verlassen hat?«
    Svenson inhalierte zu tief und begann zu husten. »Wie bitte?«
    »Keine Scheu, verehrter Stabsarzt. Ich weiß von dem Bündnis zwischen Vandaariff, Henry Xonck und dem Herzog von Stäelmaere. Ich habe ihre vorderste Riege von Agenten und eine Menge Handlanger ausgemacht. Sie stehen kurz davor, ihren großen Plan in die Tat umzusetzen … und dann vernichtet Vandaariff mit einem kühnen Streich seine beiden Rivalen – Henry

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