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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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ab, wobei die Schüsse laut in den beengten Räumen dröhnten. Die Contessa stürzte davon, und er rannte hinter ihr her. Am Flurende befand sich eine schmale Tür. Svenson feuerte seine letzte Kugel ab, und das Türblatt wurde dicht neben ihrem Kopf gespalten. Sie knallte sie hinter sich zu, doch bevor sie den Schlüssel umdrehen konnte, brach er hindurch. Sie versuchte, ihm die Kehle aufzuschlitzen, aber der Hieb ging daneben. Svenson warf sie zu Boden.
    »Sie Idiot!«, fauchte sie. »Sie Idiot!« Sie trat mit beiden Füßen nach ihm, hatte sich jedoch in ihrem Kleid verfangen. Er ließ den Revolver fallen und drückte ihr die Hand mit dem Dorn zu Boden. Mit der anderen Hand kratzte sie ihn im Gesicht, aber er bekam auch diese zu fassen und drückte sie auf den Teppich. Er lag auf ihr, und sie keuchten beide angestrengt, die Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.
    Erschrocken wanderte sein Blick zu ihrem blassen Hals, den ein Granathalsband zierte, und dann zu ihrem Busen, der sich vor Anstrengung hob und senkte. Er lag zwischen ihren Beinen, seine Hüften gegen ihre gepresst, begegnete ihrem Blick und schluckte bestürzt.
    »Die Tür! Die Tür!«
    Sie bekam seine Nase mit dem Mund zu fassen und hätte sie fast abgebissen. Mit einem Schrei wälzte sich Svenson herum, und die Contessa kam auf die Knie. Doch statt wegzulaufen, stürzte sie zur Tür und schob den Riegel vor. Waren ihnen die Wachen gefolgt? Hatte er sie erschossen? Es kümmerte ihn nicht einmal. Er tastete nach der Pistole. Die Contessa trat ihm mit wirrem Haar, schwer atmend und voller Arglist und Verachtung entgegen. Von der anderen Seite wurde heftig am Türknauf gerüttelt.
    Sie hastete an ihm vorbei, aber seine Schwäche hatte den Anfall von Hass erschöpft, und er versuchte nicht, sie zu Boden zu reißen. Svenson stolperte hinter der Frau her, die zu töten er sich geschworen hatte.
    Die Contessa kannte sich im Palast offensichtlich aus. Innerhalb von Sekunden hatte ihr Zickzackkurs die Verfolger abgehängt. Svenson blieb dicht hinter ihr, jedoch außerhalb der Reichweite des Dorns. Mit einem wütenden Schnauben verwarf sie schließlich den Plan, ihn in einen Hinterhalt zu locken, und nachdem sie die Feindseligkeiten stillschweigend eingestellt hatten, rannten sie noch schneller. Ihre Bewegungen waren genauso sicher wie früher – er erinnerte sich, wie sie mit der gleichen wolfsartigen Selbstgewissheit durch den Wald von Parchfeldt gelaufen war –, und er machte sich darauf gefasst, dass sie sich irgendwann umdrehen und sich auf ihn stürzen würde. Aber die Contessa setzte ihren Weg fort und blickte sich nur um, um sich zu vergewissern, dass er folgte.
    Die Wohnräume, durch die sie kamen, waren unbenutzt, die zerfledderten blauen Tapeten bereits vertraut. Bald ging es durch bewohnte (und zitronengelb tapezierte) Räume, vorbei an den Überresten der ärmsten Verwandten des Hofs. Mehr als alles andere fielen Doktor Svenson die Papiere auf – Bündel von Briefen, endlose Bittgesuche um Beförderung und Vergünstigung, die das Leben am Hof ausmachten. Wie viele Tage hatte Svenson an der Seite von Baron von Hoern verbracht, wenn der große Mann solche Petitionen abgelehnt hatte, als würde er Tabakkrümel von seinem Ärmel wischen?
    Waren die anderen gefangen genommen worden? Obwohl Svenson häufig Gründe fand, an seinem eigenen Mut zu zweifeln – Höhenangst, Frauen, ein besonders hochmütiger Beamter –, wusste er, dass seine rasche Reaktion mit dem Revolver ihnen das Leben gerettet hatte. Trotzdem spürte er keine Befriedigung. Andere Menschen vollbrachten vielleicht Wunder, aber Svenson besaß ein Talent, dessen Anwendung kein Geheimnis barg und somit auch zum Lob keinen Anlass bot. Die Soldaten aufzuhalten war seine Pflicht gewesen und brachte letztlich nur ein wenig Aufschub.
    Sie erreichten den Wohntrakt, dessen Tapeten im gedämpften Gaslicht einen etwas giftigeren Ton hatten als Phelps’ warmes Eigelb. Hier wandte sich die Contessa endgültig zu ihm um. Er schloss die Tür, durch die sie gekommen waren. Sie wies auf einen leeren Stuhl.
    Anstatt sich zu setzen, suchte Doktor Svenson in seiner Tasche nach weiteren Patronen und lud seinen Revolver. Die Contessa beobachtete ihn aufmerksam, öffnete dann ihre Handtasche und warf den Schlagring hinein. Sie ließ die Tasche zuschnappen, ignorierte das Klicken zwischen seinen Fingern und ging zu einem Schränkchen voller Flaschen. Aus einer zog sie den Korken heraus und schenkte

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