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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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fragen)
    Friedericke (wischt sich die Tränen mit dem Pulli aus den Augen): Nein, du hast glaub ich nur gesagt: »Jetzt reicht’s mir.«
    Petra: Hast du diesen Satz denn sonst schon mal von mir gehört? (Brücken ins Wachleben schaffen) Friedericke (genervt): Sagst du doch ständig.
    Petra: So so - das sag ich also ständig? … Ja, aber ich meine es doch nicht so, mein Schatz.
    Friedericke: Wieso können wir denn nicht immer so reden wie jetzt?
    Petra: Ja, wieso eigentlich nicht?
    Â 
    So denkt Petra über Friederickes Traum: Mein Gott, weshalb träumt sie denn so ein wirres Zeug? Ich bin doch noch nie so grob zu Friedericke gewesen und geschlagen habe ich sie auch noch nie. Bin ich manchmal vielleicht doch zu fordernd zu ihr? Aber was soll ich denn machen? Wenn ich immer nachgeben würde, dann bekämen wir nichts mehr organisiert und alles würde drunter und drüber gehen. Die Arme, das war sicher ein ganz, ganz furchtbarer Traum.
    Traumbilder lassen sich oft besser verstehen, wenn Sie dazu eigene Assoziationen entwickeln.
    Vergleich von Wachleben und Traum: Vergleichen wir zunächst das Verhalten . Im Traum streiten sich Friedericke und ihre Mutter. Es ist ein dramatisches Geschehen. Der Traum greift damit die vielen Konflikte zwischen den beiden auf, verweist aber auch auf Friederickes Stärke, kämpferisch zu sein und dagegen zu halten. Schließlich musste sie sich aber der Macht der Mutter beugen. Achten wir auf die Gefühle von Friedericke im Traum und jene, die im Traumgespräch gegenwärtig waren, dann erkennen wir, dass die Auseinandersetzung das Mädchen stark zu belasten scheint: Sie fühlt sich den Entscheidungen der Mutter ausgeliefert. Im Traum vergleicht Friedericke sich mit etwas, das ins Klo gehört, das schnell weggespült gehört, als etwas, das wenig Beachtung verdient. Sie muss sich wohl im wahrsten Sinne des Wortes wie der letzte Dreck fühlen. Gibt es auch da Entsprechungen im Wachleben? Wir können nur spekulieren. Möglicherweise hat eine kleine unbedachte Äußerung wie zum Beispiel »Ohne dich wäre alles viel einfacher!« und das ständige Tauziehen, bei dem Friedericke immer wieder im Matsch landet, dazu geführt, dass sich ihre Ohnmacht in diesem dramatischen Bild verdichtet. Friedericke weiß zudem, was es bedeutet, abgeschoben zu werden, in diesem Fall, vom Vater verlassen zu werden. Im Wachleben stellt sich das Ganze so dar, dass die Geschwindigkeit, mit der die Mutter ihr Leben und die Beziehung zur Tochter organisiert, Friedericke aus der Kurve trägt. Das Mädchen fühlt sich diesem Lebensstil nicht gewachsen. In Friederickes Traum lässt sich folgende Aufforderung
an Petra erkennen: »Mama, du schiebst mich von einer Ecke in die andere. Ich bin dir lästig und am liebsten wäre es dir wohl, wenn ich gar nicht da wäre. Ich bin aber da und ich möchte, dass du mich wie eine richtige Mutter behandelst.«
    Â 
    Weitere Erkenntnisse: Petra bekommt durch die Traumerzählung ganz ungeschminkt einen Spiegel ihres Verhaltens aus der Sicht ihres Kindes vorgehalten. Der Traum zeigt ihr, wie Friedericke die Konflikte mit ihr erlebt und verarbeitet. Der arbeitsintensive Alltag hat Petra bislang den rechten Blick auf Friederickes Seelenleben verwehrt. Der Traum sensibilisiert die Mutter dafür. Im Traumgespräch gelingt es Friedericke, ihre Wut und ihre Enttäuschung in Worte zu packen. Da der Traum hier als Medium oder Vermittler fungiert, fällt das Sprechen über die Probleme zwischen den beiden leichter. Das lässt Petra nicht unbeeindruckt, und sie fühlt sich tatsächlich aufgefordert, etwas im Umgang mit ihrer Tochter zu verändern: Sie möchte sensibler werden für die Bedürfnisse von Friedericke, mehr Zeit mit ihr verbringen und konstruktiver mit ihr streiten - sie auch mal gewinnen lassen.
    Â 
    Aus Scheidungsfamilien weiß man, dass Kinder sich oft die Schuld für den Weggang eines Elternteils zuschreiben. Friedericke hat erfahren, dass so etwas möglich ist. Wieso sollte sie nicht auch von der Mutter verlassen werden? Die Aufgabe von Petra könnte es sein, dieses Vertrauen wieder herzustellen, indem sie
ihrer Tochter die Gelegenheit gibt, über die Enttäuschungen und Hoffnungen, die mit so einem einschneidenden Ereignis im Leben eines Kindes verbunden sind, zu sprechen.
    Â 
    Wie kann Friedericke die Traumerfahrung bewältigen? Für

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