Traumhaft verliebt - Roman
du bist: stark und unabhängig. Einfühlsam und gelassen. Neugierig und objektiv. Verständnisvoll und herzlich und vertrauenswürdig.«
Ihre Wangen röteten sich.
»Diese beiden Kerle sind Dummköpfe. Das weißt du.«
»Genau wie Crystal.«
»Ja, genau wie Crystal. Sie hat das tollste Kind der Welt zurückgelassen.« Travis stand auf, streckte die Hand aus und zog Sarah auf die Füße. Sie ließ ihn gewähren. Er schaute ihr in die Augen, und sie hielt seinem Blick stand. Travis spürte, wie stark ihre Verbindung war – stärker als alles, was er je im Leben erfahren hatte.
Er liebte diese Frau, auch wenn er nicht wusste, ob sie bereit war, ihn anzuhören. Doch er wusste – und zwar so sicher, wie er seinen eigenen Namen kannte –, dass sie sein Schicksal war, und er wusste, dass sie das schon lange vor ihm gewusst hatte.
Er war ihrer stillen Selbstbeherrschung, ihrer unerschütterlichen Gelassenheit verfallen. Sie brachte ihn dazu, sich ruhig und ausgeglichen zu fühlen, als würde ihre eigene Ausgeglichenheit ihn dazu bringen, innere Abgeschiedenheit wichtig zu nehmen. Sie war wie der See, den er so liebte, tief und still, und sie rief in ihm das gleiche Gefühl von Frieden hervor.
Immer, wenn er mit ihr zusammen war, meinte er, wirklich zu Hause zu sein. Er musste sich nicht bemühen, seine Identität zu finden, indem er die Bedürfnisse anderer erfüllte. Tatsache war, dass ihm, bevor er ihr begegnet war, gar nicht klar gewesen war, dass er sein Leben mit anderen Menschen füllte, damit er sich nicht mit dem auseinandersetzen musste, was er vernachlässigte – sich selbst.
Sie gestattete ihm herauszufinden, wer er wirklich war. Erst hatte er sich um seine Mutter gekümmert, dann hatte er mit dem Selbstmord seines Vaters klarkommen und schließlich für seine kranke Tochter Sorge tragen müssen, sodass er seine eigenen Bedürfnisse beiseitegeschoben und getan hatte, was getan werden musste. Doch all das hatte bei ihm ein Gefühl von innerer Leere hinterlassen.
Er fand es großartig, dass Sarah so stark war, ihren eigenen Weg zu gehen, unabhängig davon, was andere von ihr erwarteten. Doch gleichzeitig brachte es ihn dazu zu überlegen, wie sie jemals irgendwo Wurzeln schlagen könnte. Wie könnte er je mit ihr eine feste Beziehung eingehen, wenn er stets befürchten musste, dass sie einfach davonspazierte?
Travis dachte daran, wie sich sein Vater der Welt entzogen hatte. Er war im Bett geblieben und hatte tagelang geschlafen, war zwischendurch kaum aufgewacht, hatte nichts gegessen, sich um nichts gekümmert. Er hatte das Leben aufgegeben.
Sarah war nicht depressiv, so wie es sein Vater gewesen war. Das wusste er. Aber die Anlage war vorhanden. Es machte ihm Sorgen, wie sie sich mitunter isolierte. Wollte er sich wirklich mit jemandem einlassen, der die Menschen auf Armeslänge von sich entfernt hielt? Zumal er bei alldem an Jazzy denken musste.
Doch er konnte die Verbundenheit nicht leugnen, die seine Tochter Sarah gegenüber empfand. Er hatte Jazzy noch nie so glücklich gesehen. Sicher, das war zum Teil ihrem verbesserten Gesundheitszustand zu verdanken, dennoch: Jedes Mal, wenn Sarah das Zimmer betrat, leuchtete ihr Gesicht auf, was ein merkwürdiges und gleichzeitig wundervolles Gefühl in ihm auslöste.
Umgekehrt öffnete sich Sarah in Jazzys Gegenwart wie eine aufblühende Rose. Sie schienen einander etwas zu geben, das er nicht nachvollziehen konnte. Sie unterhielten sich über magische Plätzchen, Märchen, Schlösser und Prinzessinnen auf eine Art und Weise, die er nicht verstand. Es war, als würden sie sich ihre eigene kleine Welt schaffen. Wenn sie zusammen waren, lachten sie, wie allein keine von ihnen lachte.
»Ich habe lange Zeit auf dich gewartet, Travis Walker«, sagte Sarah. »Enttäusch mich jetzt nicht.«
Travis versank in diesen außergewöhnlichen blauen Augen, die nun dunkler waren vor Verlangen. Sämtliche Spuren von dem netten Mädchen von nebenan waren verschwunden. Vor ihm stand eine erwachsene Frau. Er umschloss mit der Hand ihr Kinn und spürte ihren Puls am Hals, der unter seinen Fingern hüpfte wie ein wildes Tier in der Falle.
Er senkte den Kopf und küsste ihre Lippen. Ein sanfter Kuss, der im Widerspruch stand zu der rasenden Begierde in ihm. Am liebsten hätte er ihr die Kleider vom Leib gerissen und sie auf die Bodendielen gezogen, doch stattdessen drückte er seinen Mund auf ihren und streichelte ihren Hals mit seinem Daumen.
Ihre Lippen öffneten sich zu
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