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Traumhaft verliebt - Roman

Traumhaft verliebt - Roman

Titel: Traumhaft verliebt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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blasse Frau mit der Schürze, die mit einem Topflappen in der Hand bei den Öfen stand, kannte sie noch nicht. Sie war jünger als die anderen Damen in der Gruppe, um die dreißig, und sie hatte weiches glattes braunes Haar und noch weichere braune Augen. Als sie von Ofen zu Ofen ging, stellte Sarah fest, dass sie hinkte. Sofort verspürte sie einen Anflug von Zusammengehörigkeit und Mitgefühl. Von einer versehrten Frau zur anderen. Sie tastete nach ihrem Bauch, spürte die harten Wulste der Narbe durch ihren weichen Pullover.
    »Kommen Sie rein, kommen Sie rein.« Eine füllige lächelnde Dame bedeutete ihr, näherzutreten. Sarah erkannte die Frau wieder, die während des Umzugs für die Wagen verantwortlich gewesen war. »Mein Name ist Belinda Murphey, für den Fall, dass Sie das bei dem gestrigen Trubel vergessen haben.«
    »Hallo«, sagte Sarah. Die Schüchternheit, die sie Zeit ihres Lebens bekämpft hatte, machte sich wieder bemerkbar. Resolut straffte sie die Schultern.
    »Nehmen Sie Platz«, lud sie die Frau an den Öfen ein. »Ich bin übrigens Christine Noble, und das ist meine Bäckerei. Willkommen.«
    Die Seitentür fiel hinter ihr ins Schloss, der Ausgang war versperrt. »Danke«, murmelte sie.
    Mit gesenktem Kopf setzte sich Sarah auf den freien Stuhl, welcher der Tür am nächsten stand, flankiert von Dotty Mae und Raylene.
    Die anderen Damen begrüßten sie, stellten sich noch einmal vor und versicherten ihr, wie glücklich sie waren, dass sie nach Twilight zurückgekehrt war.
    »Ich wünschte, Mia wäre hier«, seufzte Dotty Mae. »Ich vermisse sie so sehr.« Ihre Augen begegneten Sarahs. »Deine Großmutter wäre so stolz auf dich gewesen. Eine so wundervolle Erzählung für Kinder zu schreiben. Ihre Schicksalsplätzchentradition zu würdigen. Ich hoffe, du weißt das.«
    Sarah nickte. Auch ihr fehlte ihre Großmutter schmerzlich. Sie konnte sie beinahe vor sich sehen, wie sie am Tisch saß und mit ihren Freundinnen lachte und scherzte.
    »Wir alle vermissen Mia zutiefst«, erklärte eine der Frauen. »Ihre Großmutter war etwas Besonderes, Sarah.«
    »Das war sie.« Sarah verspürte einen Klumpen im Hals.
    »Aber wir sind wirklich froh, dass Sie hier sind. In Ihnen lebt Ihre Großmutter fort.« Belinda streckte den Arm aus und tätschelte Sarahs Hand.
    Sie gaben ihr das Gefühl, dazuzugehören, und das jagte Sarah einen Mordsschrecken ein. Warum waren sie so nett zu ihr? Sicher, sie war Mias Enkelin, aber Gram war seit fast neun Jahren tot. Twilight war nie ihre Heimat gewesen. Sie hatte keinen wirklichen Bezug zu diesen Menschen, und trotzdem behandelten sie sie, als wäre sie eine von ihnen. Was wollten sie von ihr?
    Um ihre Nervosität abzulegen und zu der Gelassenheit zurückzufinden, die sie im Sweetheart Park überkommen hatte, ließ Sarah den Blick durch den Raum gleiten. Es half ihr, die Dinge einzuordnen, vernünftiger zu betrachten.
    Die Backstube war größtenteils professionell eingerichtet und voller makelloser Edelstahlbecken und -geräte, doch hier und da waren persönliche Gegenstände zu finden, die Hinweis gaben auf die Wesensart ihrer Besitzerin. Ein altmodisches Butterfass stand in einer Ecke, daneben ein Melkschemel mit einem blauen, bestickten Gingankissen. Überhaupt gab es hier viel aus diesem mit schmalen Längs- und Querstreifen versehenen Baumwollstoff, angefangen bei den festlichen roten Gardinen, die die Fenster der Backstube umrahmten, bis hin zu dem grünen Gingantopflappen, den Christine in der Hand hielt.
    Der uralte Holztisch mit den stabilen Beinen, an dem alle saßen, war ein Erinnerungsstück an die Zeit der Farmer, als sich große Familien zu kräftigen Mittagsmahlzeiten drum herum versammelten. Acht Stühle passten mühelos daran, und es blieb noch reichlich Platz, um weitere dazuzustellen. Unterhalb der Decke waren die Wände von Hand mit Schablonenmalerei versehen worden, Kühe und Enten, Schweine und Hühner bildeten eine ländlich-idyllische Borte. Das Ganze löste ein anheimelndes, behagliches Gefühl in ihr aus, dem Sarah jedoch misstraute. Diese Backstube wirkte entschieden zu fröhlich, zu freundlich, zu süßlich.
    »Wir freuen uns wahnsinnig, Sie bei uns zu haben«, sagte eine große, muskulöse Frau mit kakaofarbener Haut und attraktiven Flechtzöpfchen. »Ich bin übrigens Marva, Marva Bullock.«
    »Ich erinnere mich von der Party gestern Abend an Sie.« Sarah lächelte.
    »Haben Sie sich gut amüsiert?«
    »Es war sehr schön, vielen Dank«,

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