Traumhaft verliebt - Roman
gern Bingo, egal, ob sie gewann oder verlor. Soweit Sarah wusste, hatte Gramma Mia nie geraucht oder gespielt, und das einzige Mal, dass sie sie Alkohol hatte trinken sehen, war an jenem ersten Weihnachtstag vor neun Jahren gewesen, als Dotty Mae sie zu einem Schnaps verführt hatte.
»Nun, dann mal raus mit der Sprache, wenn du etwas zu sagen hast.« Raylene hob die Arme über den Kopf und streckte sich wie eine Katze. »Sonst gehst du in der Menge unter.«
»Hab ich’s nicht gewusst?«, brummelte Dotty Mae leise.
»Wir müssen die Speisekarte für unsere Plätzchenbörse nächste Woche fertigmachen«, meldete sich Christine zu Wort. »Schließlich wollen wir nichts doppelt haben.«
Christine sprach nicht viel, und soweit Sarah dem Gespräch hatte entnehmen können, war sie die Einzige im Plätzchenclub, die nie geheiratet hatte.
»Das Plaudern macht so viel Spaß, warum heben wir uns die organisatorischen Dinge nicht für den Schluss auf?« Terri hatte ein strahlendes Lächeln und die lebensfrohe Ausstrahlung von jemandem, der stets in Stimmung für eine Party war. Ihr sonniges Gemüt spiegelte sich in ihrer Kleiderwahl wider: Sie trug einen gelben Pullover und eine weiße Hose, obwohl es schon Monate nach dem Labor Day war; sie richtete ihr Leben nicht nach altmodischen Regeln aus.
»Na schön«, stimmte Marva zu. »Lasst uns zu dem zweiten Thema auf der Tagesordnung übergehen. Jazzy Walker.«
Bei der Erwähnung von Jazzys Namen setzte sich Sarah aufrecht und betrachtete die Gesichter der Frauen um sie herum.
»Jazzys gesundheitlicher Zustand hat sich phänomenal verbessert, seit sie dieses neue Medikament bekommt.« Marva griff nach einem Plätzchen.
»Es ist ein echtes Wunder«, pflichtete ihr Dotty Mae bei. »Das Kind ist gesünder denn je zuvor.«
»Wenn man bedenkt, dass sie so lange an der Schwelle des Todes stand und man davon ausgehen musste, dass sie das gleiche Ende nimmt wie einst ihre Großmutter …« Belinda schüttelte den Kopf. »Wenn ich daran denke, möchte ich am liebsten nach Hause flitzen, meine Lieben in den Arm nehmen und mich vergewissern, dass mit ihnen alles in Ordnung ist.«
Marva aß ihr Plätzchen auf und wischte sich die Krümel von den Fingerspitzen. »Unser momentanes Hauptanliegen ist also, dass es Jazzy weiterhin so gut geht.«
»Ähm, ich möchte nicht begriffsstutzig wirken«, ließ sich Sarah vernehmen, »aber warum geht Sie Jazzy Walkers Gesundheitszustand etwas an?«
Sieben Köpfe fuhren zu ihr herum. Sieben Münder klappten auf. Sie starrten sie an, als hätte sie soeben ein Verbrechen begangen.
»Sarah Collier«, flüsterte Dotty Mae. »Deine Großmutter Mia wäre so enttäuscht von dir gewesen.«
Ihre Worte trafen Sarah so, als hätte die alte Dame sie geohrfeigt. »W-was meinen Sie damit?«
Dotty Mae schnalzte mit der Zunge. »Du hast zu lange in einer Großstadt gelebt. Dir ist deine Mitmenschlichkeit abhandengekommen, Mädchen.«
»Es gibt sehr viel Mitmenschlichkeit in Manhattan«, brachte Sarah zu ihrer Verteidigung hervor. »Kleinstädte haben nicht das alleinige Anrecht auf Liebenswürdigkeit und Fürsorglichkeit.«
»Warum hast du dann diese Frage gestellt?«
Tja, warum nur? Sarah wünschte, der Boden würde sich auftun und sie verschlingen. »Manche Leute mögen es nicht, wenn sich andere in ihr Leben einmischen.«
»Wir mischen uns nicht ein.« Belinda wirkte beleidigt. »Wir helfen. Travis braucht uns. Er hat sonst niemanden.«
Na prima, jetzt stieß sie alle vor den Kopf. Sarah schluckte. Ihr fehlte das nötige zwischenmenschliche Geschick, um sich aus dieser Situation herauszuwinden. »Ist das nicht reine Vermutung? Was ist, wenn er Ihre Hilfe gar nicht möchte? Travis ist sehr stolz.«
»Twilight ist keine x-beliebige Stadt.« Dotty Maes Kopf zitterte beim Sprechen. »Wir sind eine Gemeinschaft. Wir helfen uns untereinander. Jazzy ist Raylenes Großnichte. Raylene würde ihre Behandlung bezahlen, wenn sie nicht einen Großteil ihres Geldes bei Immobiliengeschäften verloren hätte. Jazzys Unglück geht uns alle etwas an. Ihr neues Medikament ist teuer, und die Versicherung kommt nicht dafür auf. Travis wird bankrottgehen bei dem Versuch, seine Tochter am Leben zu halten, und wir werden nicht untätig herumsitzen und dabei zusehen, wenn wir genauso gut etwas tun können, um ihm zu helfen.«
»Sie haben recht«, sagte Sarah ruhig. Auf keinen Fall würde sie darauf hinweisen, dass dieses aufdringliche Verhalten Travis in Abhängigkeit
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