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Traumhaft verliebt - Roman

Traumhaft verliebt - Roman

Titel: Traumhaft verliebt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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die sich eines Nachts unter dem Liebesbaum zusammengefunden hat?«, fragte er unschuldig. »Alle in der Absicht, mit einem Taschenmesser meinen Namen in die Rinde zu ritzen?«
    »Na schön, ich war’s. Als ich jung und dumm war und mir von einem hübschen Gesicht den Kopf habe verdrehen lassen, habe ich das Verbot missachtet und den Liebesbaum verunstaltet. Bist du jetzt glücklich?«
    Sein Glucksen verwandelte sich in ein herzhaftes Lachen. »Du liebst mich für immer«, zog er sie auf.
    »Tu ich nicht.«
    »He, das steht hier, dann muss es doch auch der Wahrheit entsprechen.«
    »Die Dinge ändern sich.«
    »Willst du mir erzählen, dass nichts für immer ist?«
    »Richtig.«
    »Oh, da bin ich aber enttäuscht. Als Nächstes erzählst du mir noch, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.«
    »Bitte reib mir das jetzt nicht unter die Nase.«
    »Was denn?« Er klang verwundert. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich habe dich nur geneckt, Sarah.«
    »Du hast mich nicht in Verlegenheit gebracht. Ich habe mir selbst ein Armutszeugnis ausgestellt, aber Vergangenheit ist Vergangenheit, und ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich unsere Namen in die Rinde geritzt habe.«
    »Ich finde das süß«, sagte er, »obwohl ich nicht weiß, wie ich reagiere, wenn Jazzy in dieses verrückte Alter kommt und den Namen von irgendeinem Kerl in dem Baum verewigt. Vielleicht kannst du bis dahin ein Buch über die Sorgen und Nöte von Teenagern schreiben, das ich ihr dann zu lesen gebe.«
    Der verletzliche Ausdruck auf seinem Gesicht machte seine Neckereien wieder gut. Es war mit Sicherheit schwer, ein alleinerziehender Vater zu sein. Sie spürte, wie ihr Herz weich wurde. Die Stimmung zwischen ihnen veränderte sich, die Anspannung fiel von ihren Schultern ab. Sie hatte der Vergangenheit einen viel zu großen Stellenwert eingeräumt, hatte nicht bedacht, dass sie nicht mehr als ein Echozeichen auf Travis’ Radar gewesen war. Was eine Erleichterung und gleichzeitig eine kleine Enttäuschung war.
    Die Männer unter ihr reichten ihnen weitere Engel hinauf, und Travis und sie hängten diese in die Zweige und Äste des Pekannussbaums. Rosa Engel und blaue Engel. Engel mit verschmitztem Lächeln und Engel mit Heiligenschein. Pausbackige Engel und dünne kleine Engelchen, die die Handflächen betend zusammengelegt hatten. Es war einer der letzten Engel, die Sarah entgegennahm. Fast alle Zweige waren jetzt geschmückt, und als sie nach einer freien Stelle suchte, fiel ihr Blick auf den Wunschzettel. Ganz unten auf der Wunschliste, unter den üblichen Dingen, stand in kindlicher Schrift: Ich wünsche mir eine Mommy, damit mein Daddy nicht allein sein muss, wenn ich sterbe.
    Sarah hatte die Schrift schon einmal gesehen, und sie musste den Engel gar nicht erst umdrehen, um zu wissen, wessen Name darauf stand, doch sie holte tief Luft und sah trotzdem nach.
    Jazzy Walker.
    Anstatt Jazzys Engel an den Baum zu hängen, steckte Sarah ihn in ihre Tasche. Sie wollte Jazzys heimlicher Weihnachtsmann sein. Natürlich konnte sie ihr den letzten Wunsch nicht erfüllen, aber sie würde dafür sorgen, dass das kleine Mädchen alles andere bekam, was es sich wünschte.
    Ich wünsche mir eine Mommy, damit mein Daddy nicht allein sein muss, wenn ich sterbe.
    Ihr Herz hämmerte. Sie blickte durch die Astgabel, doch Travis schien nichts bemerkt zu haben. Er war damit beschäftigt, einen weiteren Engel aufzuhängen. War Jazzy wirklich so krank? Wusste er, dass seine Tochter nicht damit rechnete, eine Zukunft zu haben? Er wirkte so glücklich hinter seinem weißen Bart, hatte ein breites Lächeln im Gesicht, und seine grauen Augen funkelten. Er hielt inne, fing ihren Blick auf und zwinkerte.
    Oh, Travis. Sarah schaffte es nicht, seinem Blick standzuhalten. Mit schwerem Herzen schaute sie zur Seite. Die ganze Zeit über hatte sie sich Sorgen gemacht, wie es sein würde, wenn sie ihn wiedersah. Wie sie sich verhalten sollte, wie sie die erfolgreiche Sadie Cool geben und so tun sollte, als hätte die schmachvolle Blamage in der Vergangenheit nie stattgefunden.
    Doch womit sie nicht gerechnet, was sie wie aus heiterem Himmel getroffen hatte, war die Feststellung, dass es hierbei gar nicht um sie ging. Travis war einfach ein alleinerziehender Vater mit einem kranken Kind, dem die Situation über den Kopf wuchs.
    In dem Augenblick schloss Sarah Frieden mit ihrer geheimen Schmach. Letztlich interessierte sich niemand wirklich dafür, wie sie sich vor neun Jahren

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